Spielen und lernen in der Natur:Die zweite Chance

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Obwohl Initiator Christian Keller das Handtuch geworfen hat, wird es auf dem Gelände des Naturgartens Schönegge bei Nandlstadt nun doch einen Waldkindergarten geben - die Familie setzt das Konzept in Eigenregie um

Von Gudrun Regelein, Au/Nandlstadt

Eigentlich sollte der Waldkindergarten, der erst im September 2014 in der Marktgemeinde Au eröffnet worden war, schon im vergangenen Sommer nach Nandlstadt umziehen. Auf dem Gelände des Naturgartens Schönegge sollte er ein neues Zuhause finden. Daraus wurde zunächst nichts. Doch obwohl Initiator Christian Keller das Handtuch warf, bedeutet dies nicht das Ende des Projekts. Denn Erhard Schönegge findet das Vorhaben "klasse", es passe wunderbar zum Naturgarten und dessen Konzept. Deshalb will er den Kindergarten nun in Eigenregie realisieren. Starttermin ist der 1. September.

Losgehen wird es zunächst wohl mit einer kleineren Gruppe von bis zu zehn Kindern. "Unsere Planungen laufen seit November", berichtet Schönegge, der den Naturgarten gemeinsam mit seinem Bruder betreibt. Das Betreuungspersonal habe man bereits gefunden, nun soll noch eine Schutzhütte gebaut werden, die den Auflagen entspricht. Auch zum Jugendamt habe man bereits Kontakt aufgenommen. Der Bedarf für einen Waldkindergarten sei da, ist sich Schönegge sicher. "Das Interesse bei den Eltern ist groß." Zudem habe man über den 2015 gegründeten Trägerverein des Naturgartens noch Kapazitäten frei. "Die Idee eines Waldkindergartens bei uns war gut", sagt Schönegge. Er habe es einfach schade gefunden, dass Christian Keller aufgegeben habe. Aber er verstehe, dass bei diesem Frustrationen entstanden seien, "das kann ich nachvollziehen."

Gescheitert sei der Umzug 2015 letztendlich daran, dass die Auflagen für den gestellten Bauantrag nicht mehr rechtzeitig erfüllt werden konnten, sagt Erhard Schönegge. Im Sommer habe er dann von Christian Keller erfahren, dass dieser den Trägerverein des Waldkindergartens auflösen wolle - unter anderem deshalb, da zu viele Leute abgesprungen seien. "Er sagte mir, dass er seine Pläne nicht mehr weiterverfolgen will", berichtet Schönegge.

Von Anfang an hatte Christian Keller mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Bereits im Winter 2013 begann er, seine Idee umzusetzen - bis zum Start des Waldkindergartens, bei dem alle Aktivitäten außer bei extremem Wetter in der Natur stattfinden, war es aber ein langer Weg. So war für ein Grundstück in Au in letzter Minute die Betriebsgenehmigung verweigert worden. Innerhalb kürzester Zeit fand man dann mit einer zwischen Reichertshausen und Halsberg gelegenen Waldlichtung, die in Besitz der Marktgemeinde Au ist, doch noch Ersatz und konnte am 1. September 2014 starten. Aber auch in den Monaten danach gab es immer wieder Probleme: So bekam der Kindergarten vom Jugendamt nur unter Auflagen eine vorläufige Betriebserlaubnis, und auch die Suche nach einem Schutzraum für extreme Wettersituationen gestaltete sich sehr schwierig. Zudem fanden die Kinder beim Spielen auf der Lichtung immer wieder Glasscherben oder Blechteile der ehemaligen Sandgrube, die mit Bauschutt aufgefüllt worden war.

Nach all diesen Erfahrungen fragte Christian Keller im vergangenen Frühjahr beim Naturgarten Schönegge an - und rannte dort offene Türen ein. Dass der Umzug dann wegen der hohen Anforderungen - unter anderem hätten in kürzester Zeit ein Brandschutzgutachten und statische Untersuchungen vorgelegt werden müssen - letztendlich scheiterte, bedauert Keller zwar. "Wegen der Sache an sich und der Kinder." Trotzdem sei er froh, dass das Thema nun abgeschlossen ist, der Ärger und der Aufwand seien sehr groß gewesen.

Die Gemeinde Au zumindest habe dem Vorhaben von Beginn an "sehr viel Unterstützung" entgegengebracht, betont der Auer Bürgermeister Karl Ecker. So habe man ein Grundstück zur Verfügung gestellt. Und auch später, nach der Eröffnung, habe man immer wieder versucht, den Waldkindergarten zu unterstützen. "Wir haben beispielsweise unsere Hopfenhalle als Unterschlupf für schlechtes Wetter angeboten." Er selber habe erst aus der Zeitung erfahren, dass der Waldkindergarten einen Umzug nach Nandlstadt plane. Woran das Projekt in Au gescheitert sei, wisse er nicht. Der Kindergarten sei nicht übermäßig belegt gewesen, sagt er nur. Allerdings habe er keinen Einblick in dessen wirtschaftliche Lage gehabt und wolle nicht spekulieren.

Unstimmigkeiten mit Christian Keller gebe es aber nicht, betont der Bürgermeister - auch wenn der Pachtvertrag vom Trägerverein nie unterschrieben worden sei und er erst durch ein Schreiben des Landratamtes im vergangenen Sommer darüber informiert worden sei, dass der Kindergarten Ende August seinen Betrieb einstelle.

Dieser Version Eckers allerdings widerspricht Christian Keller: Die Marktgemeinde habe den Pachtvertrag mit dem Waldkindergarten zunächst zum 31. Juli und später zum 31. August 2015 gekündigt. Nur deshalb sei die Betriebserlaubnis dann erloschen.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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