"Friede allen Menschen guten Willens" steht auf einem kleinen Banner an einer Wand der Turnhalle der Wirtschaftsschule geschrieben. Es ist ein gut gemeinter Willkommensgruß, ausgedacht von Schülern. Er ist insbesondere an die 81 Asylbewerber adressiert, die an diesem Mittwoch in die Sporthalle einziehen. Für wie lange, das weiß niemand. Landrat Josef Hauner spricht bei einer Besichtigungstour durch das Notquartier den Wunsch aus, die Verweildauer möge so kurz wie möglich sein. So rasch wie möglich will das Landratsamt die Ankömmlinge in eine der dezentralen Unterkünfte vermitteln, die derzeit in Wang, Gammelsdorf und Priel in Vorbereitung sind.
Die Flüchtlinge, die an diesem Mittwoch ankommen, stammen überwiegend aus Afrika: Menschen aus Mali (5), Senegal (7), Nigeria (14), Sierra Leone (5), Uganda (2), Demokratische Republik Kongo (1), Somalia (15) und Eritrea (4). Dazu kommen Afghanen (9), Albaner (5), Pakistani (7) sowie wie jeweils ein Jordanier und ein Serbe. Bei fünf Ankömmlingen ist die Herkunft unbekannt. 57 der Ankömmlinge sind Männer, 24 Frauen. Von diesen wiederum sind 17 schwanger. Das Altersspektrum reicht von 16 bis 60 Jahre, wobei die meisten Ankömmlinge (52) zwischen 18 und 29 Jahre alt sind.
Sechs Kinder kommen zumindest mit einem Elternteil oder einem erwachsenen Geschwister an. Das Landratsamt erwartet außerdem 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in einem abgetrennten Bereich der Halle untergebracht sind. Insgesamt werden also 111 Flüchtlinge fürs Erste die Halle belegen. Bevor sie oder das Betreuungspersonal diese betreten, müssen sie am Security-Personal vorbei, das in einem Häuschen am Zugang zur Halle untergebracht ist.. Dieses besteht pro Schicht jeweils aus vier Personen. Werner Wagensonner von der Sozialverwaltung am Landratsamt, der die Umrüstung der Turnhalle der Wirtschaftsschule organisiert, sagt, dass die Männer und Frauen über Erfahrungen verfügen, die sie bereits im Landkreis Erding gesammelt haben. Sie haben selbst Migrationshintergrund und beherrschen die gängigen Sprachen der Flüchtlinge.
Zugegeben, die Ausstattung der Turnhalle ist wenig anheimelnd. Vier Betten stehen jeweils nebeneinander, vom nächsten Abteil jeweils durch Sichtschutz getrennt. Vor jedem befindet sich ein Stuhl. Mit diesem Mobiliar müssen sich die Flüchtlinge begnügen. Ihr Gepäck können sie, von ihrem Platz aus sichtbar, im Geräteraum ablegen. Die Betten hat das Landratsamt gekauft, um sie später in Sammelunterkünften oder dezentralen Wohnungen aufstellen zu können. Zwischen den einander gegenüberliegenden Bettenreihen will das Landratsamt noch Biertisch-Garnituren aufstellen lassen. Dort sollen sich die Hallenbewohner zusammensetzen können. Damit sich sie sich nachts orientieren können, sind unter den Basketballkörben Notleuchten angebracht. Ein Container mit Sanitäranlagen wurde vor der Turnhalle aufgestellt. In deren ersten Stock sind weitere Duschen und Toiletten. Durch einen Notausgang gelangen die Hallenbewohner zum Cateringzelt. Dessen Wirt hat bereits Erfahrungen in der Bayernkaserne gesammelt. Gekocht wird in München. In Freising wird das Essen ausgeteilt. Für Babynahrung ist bereits gesorgt.
Viele Flüchtlinge pflegen mittlerweile bei Bekannten oder Verwandten zu schlafen, die bereits eine Unterkunft gefunden haben. Wagensonner hofft deshalb, dass die Platzverhältnisse etwas aufgelockert bleiben. Maximal haben in der Sporthalle über 200 Menschen Platz. Dass sie dieses Kontingent ausschöpfen müssen, das wollen Wagensonner und Hauner vermeiden.