Sozialpädagogen dringend gesucht:Mangel an Fachkräften gefährdet Caritas-Projekt

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Stationäre Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge kann ohne Sozialpädagogen nicht eröffnet werden

Von Gudrun Regelein, Freising

Der zunehmende Mangel an Sozialpädagogen macht sich bei den Wohlfahrtsverbänden immer stärker bemerkbar. "Das ist eines unserer drängendsten Probleme", sagte Carolin Dümer, Kreisgeschäftsführerin der Caritas am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts 2015. Der Markt sei nahezu leergefegt, "so etwas habe ich noch nie erlebt". Probleme bereitet dies der Caritas Freising aber nicht nur bei der Besetzung der Stellen in der Asylsozialberatung. Auch die Eröffnung einer stationären Jugendeinrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge könnte daran scheitern, dass nicht genügend Fachpersonal gefunden wird.

Nach intensiver Suche hatte die Caritas in Au im vergangenen Jahr ein passendes Haus gefunden. Eine heilpädagogische Gruppe und betreutes Einzelwohnen sollen dort untergebracht werden. Platz gibt es für neun Jugendliche in der Gruppe sowie für acht junge Teilnehmer am betreuten Einzelwohnen. Ende März sei der Innenausbau abgeschlossen, sagte Dümer. Anfang April könnten also die ersten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die aus der Turnhalle der Berufsschule ausquartiert wurden und derzeit als Zwischenlösung in Moosburg leben, dort einziehen. Aber: "Wir bräuchten in der Einrichtung insgesamt acht Vollzeitkräfte. Derzeit haben wir aber gerade einmal zwei Betreuer", schilderte Carolin Dümer. Falls nicht bald die notwendigen Sozialpädagogen gefunden werden, könne die Einrichtung nicht eröffnen. "Wir haben alles versucht, inzwischen gehen uns die Ideen aus."

Etwa 2000 Asylbewerber seien dem Landkreis Freising 2015 zugewiesen worden. Bei deren Versorgung und Betreuung leiste das Caritas-Zentrum einen wesentlichen Beitrag, so Dümer. So wurden zwei Vollzeitstellen in der Asylsozialberatung geschaffen. Die Sozialpädagogen betreuen derzeit etwa 350 Flüchtlinge in Unterkünften in und um Moosburg. Daneben gibt es seit Ende 2015 eine Halbtagsstelle zur Koordination der Ehrenamtlichen im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Viele freiwillige Helfer engagierten sich im ganzen Landkreis in der Betreuung der Asylbewerber, ohne diese sei das nicht möglich. Die Ehrenamtlichen spielen aber auch in den anderen Diensten der Caritas eine große Rolle, betonte Dümer.

So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr in der Migrationsberatung, in der Neuzuwanderer in den ersten drei Jahren betreut werden, ein Sprachmittlerpool geschaffen, berichtete Günter Miß, Leiter der sozialen Dienste. Die ehrenamtlich tätigen Dolmetscher vermitteln unter anderem bei Gesprächen von Migranten mit Behörden oder Schulen. "Das ist eine ganz praktische Hilfe", sagte Miß. 16 Sprachmittler sind derzeit für die Caritas tätig, unter anderem solche mit der Muttersprache Persisch oder Arabisch. Derzeit werden noch Dolmetscher, die Englisch sehr gut beherrschen, gesucht.

Auch im Fachdienst für Kinder, Jugend und Familie leisten die Freiwilligen eine wertvolle Hilfe, sagte Leiterin Bettina Erifiu Wolf. Das Angebot "Deutsch ganz praktisch" für Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und bei dem die Mütter parallel unterrichtet werden, werde beispielsweise von Ehrenamtlichen geleitet. Derzeit sind etwa 100 freiwillige Helfer in vielen verschiedenen Projekten - unter anderem als Familienpaten, als Ämterlotsen, im Nachhilfeunterricht bei Cleverkids oder in der Tagesstätte Courage - im Caritas-Zentrum tätig, berichtete Markus Mehner von der Gemeindecaritas. Eine Schulung und gute Begleitung der Ehrenamtlichen sei wichtig, betonte Mehner. Unter anderem gehe es auch darum zu lernen, sich abzugrenzen.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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