Soziales Engagement:"Die Kinder nennen mich Lo"

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Eleonore Schüller engagiert sich ehrenamtlich als Familienpatin für die Caritas. (Foto: Marco Einfeldt)

Eleonore Schüller, 69, ist ehrenamtliche Familienpatin der Caritas. Sie hilft Eltern in angespannten Situationen, entlastet vor allem die Mütter, macht dabei aber deutlich, dass sie "nicht die Großmutter" ist

Interview von Verena Bracher, Freising

Seit April 2012 arbeitet Eleonore Schüller ehrenamtlich als Familienpatin für die Caritas. Die 69-Jährige ist mit vier jüngeren Geschwistern in Dorfen aufgewachsen und lebt seit Anfang der Siebzigerjahre in Freising. Die Caritas-Familienpaten unterstützen Eltern in angespannten Situationen, indem sie Zeit mit den Kindern verbringen.

SZ: Frau Schüller, wie sind Sie Familienpatin geworden?

Eleonore Schüller: Ich hatte das schon mehr oder weniger privat gemacht. Damals hat mich eine Alleinerziehende angesprochen, ob ich abends mal auf ihr Kind aufpassen kann. Dann habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Caritas Familienpaten sucht. Für die Caritas habe ich schon unterschiedliche Familien betreut. Bei einer Familie, in der die Mutter schwer erkrankt war, bin ich fast ein Jahr gewesen. Ich habe die Kinder gegen vier vom Kindergarten abgeholt und blieb bei ihnen, bis sie ins Bett gebracht wurden. Mal sind es Familien mit Einzelkindern, mal mit mehreren Geschwistern - ich habe zum Beispiel ein Mädchen betreut, da waren die Eltern beide berufstätig und sehr früh außer Haus. Ich war dann ab sieben Uhr morgens schon dort, habe das Kind geweckt und in den Kindergarten gebracht.

Haben Sie noch Kontakt zu den Familien, die Sie betreut haben?

Ja, aber nicht mit allen. Meine erste Familie schickte mir eine Geburtsanzeige, als sie ihr zweites Kind bekamen. Von einer anderen Familie bekomme ich an Weihnachten immer ein Bild von den Kindern und eine Karte. Manchmal trifft man sich auch in der Stadt oder wenn etwa ein Kasperltheater stattfindet, geht man gemeinsam hin.

Haben Sie selbst Kinder?

Nein, ich bin solo, aber ich bin die älteste Tochter von einer großen Familie. Da war ich immer für meine kleinen Geschwister zuständig. Von Beruf bin ich Fachlehrerin für Handarbeit, Hauswirtschaft und Religion. Ich habe in der Fröbelschule der Lebenshilfe Freising gearbeitet. Ich bin dankbar, dass ich diese Menschen kennen lernen durfte und ich bin immer noch sehr verbunden mit den Mitarbeitern und auch mit den Eltern. 2007 bin ich in Rente gegangen.

Wenn Sie auf die Kinder aufpassen, was unternehmen Sie dann mit ihnen?

Wenn das Wetter es erlaubt, gehe ich mit den Kindern auf den Spielplatz. Im Winter gehen wir zum Schlittenfahren oder stapfen durch den Schnee. Ich achte immer darauf, dass wir rausgehen. Man kann draußen so viel beobachten in der Natur. Oder auch in der Stadt, da gibt es immer Gesprächsstoff. Zum Beispiel die Baustellen, die sind sehr interessant für die Buben, da müssen wir dann "Bauaufsicht machen".

Wie oft sind Sie bei den Familien?

Je nach den Bedürfnissen spricht man sich mit den Eltern ab. Ich komme dann, wenn ich gebraucht werde. Das ergibt sich, wenn eine Mutter einen Arztbesuch hat oder mal zum Friseur gehen will. Wenn die Eltern Hochzeitstag haben, mache ich auch einen Abendtermin.

Wie gestaltet sich Ihre Beziehung zu den Kindern?

Ich bin immer erstaunt, wie schnell sie Vertrauen zu mir haben, auch die Mütter. Einen ganz engen Kontakt will ich aber gar nicht, ich bin ja nicht die Großmutter. Die Kinder nennen mich Lo, das ist für sie einfacher. Das schönste sind die glücklichen Kinderaugen - und die Mütter, die dann entlastet sind. Dass sich die Mütter mal Zeit nehmen können, etwas in Ruhe zu tun - um das Haus zu putzen, mit der Freundin einen Kaffee zu trinken oder einfach einen Moment für sich zu haben.

Mit regelmäßigen Treffen und Fortbildungen werden die Familienpaten durch die Caritas intensiv betreut. Wer selbst Interesse daran hat, als Familienpate tätig zu werden, kann telefonisch Kontakt aufnehmen (08761/9896).

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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