Slam-Poet im Deutschunterricht:Liebe ist wie ein Roggenmischbrot

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Slampoet Lars Ruppel war im Freisinger Dom-Gymnasium zu Gast. (Foto: lukasbarth.com)

Schüler des Dom-Gymnasiums lernen von Poetry-Slammer Lars Ruppel das Spielen mit Worten. Schnell werden da Eidotter kurzerhand als "Bizepsfutter" zur wichtigsten Mahlzeit des Tages.

Von Laura Caspari, Freising

Sein erstes Gedicht hat Lars Ruppel mit acht Jahren geschrieben. Es heißt "Übung" und ist eine Hausaufgabe zum Thema Steigerung von Adjektiven. Und auch wenn die Schulzeit des heute 31-jährigen schon längst vorbei ist, gibt er sein erstes poetisches Werk immer noch gerne zum Besten, denn "nicht umsonst hab' ich dafür 'ne 3- bekommen".

Für die 9. Klassen des Dom-Gymnasiums sicherlich ein ungewöhnlicher Einstieg in eine Doppelstunde, der aber mit zahlreichen Lachern quittiert wurde. In drei Workshops versuchte der Poetry-Slammer am Montag den Schülern den Dichter-Beruf etwas näherzubringen. "Früher gab es zwar schon Poetry-Slam, aber keine Workshops", erklärt Ruppel. "Bei mir war das Glück, dass ich den Beruf kennengelernt habe."

Dieses Glück sah so aus, dass er als "sehr seltsam aussehender junger Mann mit blauem Irokesen" von einem Bekannten zu einem Poetry-Slam eingeladen wurde. Da Ruppel nicht so wirklich wusste, worüber er denn nun schreiben sollte, entschied er sich, von seinem damals liebsten Hobby zu erzählen: In Büsche zu springen. "Für die Zuhörer war das nicht so lustig, aber ich fand das toll", erzählt der 31-jährige den Schülern. Als er hörte, was andere Dichter vortrugen, stand seine Berufswahl für ihn fest: Auch Dichter werden.

Um den Schülern zu zeigen, wie viel Sprache leisten kann, stellte er ihnen eine vermeintlich einfache Aufgabe: Synonyme finden. Bei Begriffen wie "sagen" oder "Katze" kein Problem, doch beim Wort "Baum" war dann schon etwas mehr Denkleistung gefragt. "Asthalterung", "Hundeklo" und "Sauerstofffabrik" lauteten einige kreative Umschreibungsversuche. Als nächstes schrieb jeder Schüler ein Wort auf einen Zettel, die dann untereinander getauscht wurden. Die Aufgabe: Den Satzanfang "Liebe ist wie" mit dem Wort vervollständigen. So erklärte Sonja, dass Liebe so "fruchtig, süß und verführerisch" ist wie eine Kirsche und Rebecca, dass bei der Liebe "verschiedene Zutaten miteinander verschmelzen", genau wie bei einem Roggenmischbrot.

Den Schluss bildete noch einmal das gleiche Spiel, nur dass die Schüler diesmal zu ihrem erhaltenen Begriff ein Liebes- oder Hassgedicht schreiben sollten. So erklärte Elias, warum er Kotflügel von ganzem Herzen verabscheut, Andi, warum gefälschte "Yeezy Boost"-Schuhe der absolute Renner sind und Bene erhob Eidotter kurzerhand als "Bizepsfutter" zur wichtigsten Mahlzeit des Tages. Zum Abschied gab Ruppel seinen Lehrlingen noch einen "Motivationsspruch" mit auf den Weg, der ihn schon oft weiter gebracht habe. Das Mantra lautet: "Ich bin müde, ich bin ein Pinguin, ich kann gar nichts." Dem Gelächter nach zu urteilen scheint den Schülern der unkonventionelle Unterricht durchaus gefallen zu haben.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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