Slackliner Lukas Irmler:Mal ganz oben, mal ganz unten

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Für Lukas Irmler ist Slacklinen das beste Medium, Erfolg zu haben, seine Grenzen zu verschieben, scheinbar Unmögliches möglich werden zu lassen. (Foto: Marco Einfeldt)

Slackliner Lukas Irmler balanciert über Dächern und in einer Höhle. Der 28-jährige Freisinger gehört zu einer Handvoll Slackliner weltweit, die von ihrer Leidenschaft leben können.

Von Gudrun Regelein, Freising

Kaum sind die Weihnachtsfeiertage vorbei, ist Lukas Irmler wieder unterwegs. Schon am Dienstag ist er mit Freunden nach Innsbruck gefahren - zu einem Slackline-Training zwischen den Jahren. Der 28-jährige Freisinger gehört zu einer Handvoll Slackliner weltweit, die von ihrer Leidenschaft leben können.

Seit vielen Jahren macht Lukas Irmler mit immer neuen Rekorden auf sich aufmerksam. Die seien für ihn wichtig, um im Gespräch zu bleiben - auch wegen der Sponsoren, sagt er. "Aber natürlich will ich mich als Sportler steigern, will immer längere, höhere oder extremere Lines laufen." 2016 gelang ihm das: "Eigentlich ist es sehr gut für mich gelaufen. Einen totalen Reinfall gab es nicht", sagt Irmler. Ende Oktober brach er über den Dächern von Nizza mit einer 800 Meter langen Highline seinen persönlichen Rekord - zugleich war es die längste auf einem Polyesterband gelaufene Line der Welt.

Ein weiterer Höhepunkt gelang dem Extremsportler in 500 Meter Tiefe: In der Nähe von Grenoble spannte er gemeinsam mit deutschen und französischen Sportlern in einer riesigen Höhle ein 85 Meter langes Band - und lief dort die weltweit bislang am tiefsten gespannte Line. "Das war im vergangenen Jahr sicher das krasseste und anstrengendste Projekt", erzählt Irmler. Alleine um in die Höhle zu kommen, musste sich das Team stundenlang abseilen oder durch enge Felsröhren kriechen. Seinen wahrscheinlich ungewöhnlichsten Auftritt aber hatte Irmler während der Jungfernfahrt eines Kreuzfahrtschiffes von Kiel nach Travemünde auf einer Highline, die zwischen dem Radar und dem Schornstein gespannt war. "Etwas ganz anderes, aber auch cool", meint er.

Der Freisinger, der in diesem Jahr sein Masterstudium der Wirtschaftswissenschaften an der TU München abschloss, kam über das Klettern zum Slacklinen. "Früher habe ich das nebenbei gemacht", erzählt er. Irgendwann wurde das Balancieren auf dem schmalen Band immer dominanter. Für ihn sei das Slacklinen eine "Meditation in Bewegung": "Man konzentriert sich absolut. Nur der nächste Schritt ist wichtig", schildert Irmler. Als Slackliner brauche er aber auch großen Durchhaltewillen und eine gewisse Hartnäckigkeit. "Man muss bereit sein, etwas 100 Mal zu probieren und darf nicht gleich aufgeben", sagt er. Und ein Umfeld, das ihn in seinen Wünschen und Träumen bestärke, sei wichtig.

Lukas Irmler ist viel unterwegs, überall auf der Welt spannt er seine Slacklines auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Aber er versucht auch, möglichst oft in Freising zu sein: Wegen seiner Freundin, die in der Nähe von Moosburg lebt, seiner Familie und der vielen Freisinger Kletterfreunde. "Im kommenden Jahr möchte ich möglichst viel hier machen, werde versuchen, Projekte in meiner Heimat zu realisieren", sagt Irmler. Eines davon ist schon konkreter: In Landshut möchte er über eine zwischen der Burg Trausnitz und der Martinskirche gespannte Highline balancieren.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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