Skateboarden in Freising:Das Brett, das die Welt bedeutet

Lesezeit: 3 min

Der 14-jährige Tommy Gerlach verbringt jede freie Minute auf dem Skateboard. Sein großer Traum: Skateprofi werden.

Jessica Sadeler

Man muss Thomas Graf, kurz Tommy, erstmal hinter seiner langen, blonden und zerzausten Mähne suchen. Streicht er sie sich aber mit einer lässigen Bewegung aus dem Gesicht, kommen zwei große, neugierige Augen hervor und man kann den Ehrgeiz in seinem Blick deutlich erkennen.

Im Freisinger Tollhaus steht die giftgrüne Rampe, die Tommy als Vertreter Freisings vergangenen Sommer in Berlin gewonnen hat und auf der er jetzt oft übt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der 14-jährige Tommy kommt aus Mintraching, man könnte aber fast meinen, dass er im Freisinger Tollhaus oder auf Münchens Straßen zu Hause ist. Seit eineinhalb Jahren ist Tommy leidenschaftlicher Skateboarder und verbringt jede freie Minute auf dem "Brett, das die Welt bedeutet".

Dabei sah es anfangs eher danach aus, als würde der von Natur aus sehr sportliche Tommy eine Karriere als Fußballer anstreben. Jahrelang spielte er im Verein, nahm an Fördertrainings teil und zählte zu den Besten seiner Mannschaft. Doch der zierliche Tommy war immer ein wenig zu klein, um sich körperlich gegen Gleichaltrige durchzusetzen.

Als er dann das alte Skateboard seines Bruders fand und sich daran ausprobierte, packte ihn sofort die Leidenschaft. Er trat aus dem Fußballverein aus und widmet seitdem seine ganze freie Zeit der Verbesserung seiner Technik und dem Erlernen von neuen Tricks auf dem Skateboard. "Oft sitzt er stundenlang vor dem Computer und schaut sich auf Youtube ein und denselben Trick wieder und wieder an", erzählt Tommys Mutter, Martina Gerlach.

Hat Tommy sich mal in den Kopf gesetzt, einen Trick zu lernen, bleibt er hartnäckig und übt, bis alles perfekt sitzt, vom Absprung bis zur Landung. Da nimmt er auch mal eine Beule am Kopf und unzählige blaue Flecken oder Schürfwunden in Kauf. Drei Stunden täglich verbringt er mindestens in der Skatehalle, laut Gerlach sind es "eher mehr".

Denn für ihn ist Skateboarden nicht nur ein Hobby, es ist ein Lebensgefühl. Skateboarden bedeutet für Tommy, sich mit seinen Freunden zu treffen und auszutauschen, Skateklamotten zu tragen, mit seiner "Pilots Skate Crew" Videos zu drehen und Spaß zu haben. "Unter den Jungs herrscht eine familiäre Atmosphäre und es geht sehr zivilisiert zu", freut sich seine Mutter.

Skaten ist für Tommy aber auch eine Herausforderung, immer besser zu werden, bis an seine Grenzen zu gehen. Von Anfang an fährt Tommy bei Skateboard-Wettbewerben mit und ist trotz wenig Erfahrung auf dem Brett immer vorne mit dabei. Beim diesjährigen Straubinger Skate-Contest belegte er Platz drei, beim Lerchenfelder DBC-Contest Platz zwei und in München wurde er sogar Erster des Disney XD-Contests.

Eine quietschgrüne Skate-Rampe als Preis

Sein bisher größtes Highlight aber war der Disney XD-Contest im Juli in Berlin. Dort trat er für Freising an und belegte prompt Platz eins. "Das war schon cool, sich gegen 25 andere Skater aus ganz Deutschland durchzusetzen, zu gewinnen und das auch noch in einer Stadt wie Berlin", erinnert sich Tommy.

Der Preis, eine quietschgrüne Skate-Rampe, steht seit Dezember im Freisinger Tollhaus. Eine silberne Plakette mit seinem Namen erinnert daran, dass Tommy die Rampe für Freising gewonnen hat. Zusätzlich darf er im Frühjahr in der ersten Klasse nach Hamburg fahren und den Tag mit den Skateboardprofis Richie Löffler und Jürgen Horrwarth verbringen.

Wie aber wurde aus dem ehemaligen Fußballspieler ein so ambitionierter und erfolgreicher Skater? "Tommy hat bestimmt Talent. Dass er aber besser ist als die Jungs, die schon viel länger fahren als er, liegt an seinem Willen und seinem Ehrgeiz, nicht aufzuhören bis ein Trick klappt. Er macht weniger Pausen als die anderen, ist immer auf Achse", erklärt Martina Gerlach die Tatsache, dass ihr Sohn nach so kurzer Zeit schon so gut ist.

Das Skaten hat er sich selbst beigebracht, er wollte nie einen Trainer oder in einen Kurs, so wie die anderen Jungs: "Wenn man immer übt und sich in Videos die Technik der Profis abschaut, kann man das Skaten schnell lernen", verrät Tommy. Außerdem dürfe man den Spaß am Fahren nie verlieren.

Tommys größter Traum ist natürlich Skateprofi zu werden, so wie seine Vorbilder Ryan Sheckler und Mike Mo. Der erste Schritt in diese Richtung wäre, von einem Sponsor unter Vertrag genommen zu werden: "Tommy wünscht sich nichts mehr, als gesponsert zu werden, aber wir sind immer noch auf der Suche", sagt Gerlach. Verdient hätte er es auf jeden Fall, denn wer mit so viel Herz und Können dabei ist, dem steht eine große Zukunft bevor.

© SZ vom 21.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: