Siegerentwurf wird nicht umgesetzt:Zurück auf "Start"

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Die Erzdiözese zieht bei der geplanten Neugestaltung des Kardinal-Döpfner-Hauses die Reißleine. Denn der Entwurf käme auf über 94 Millionen Euro, die Obergrenze lag aber bei 53 Millionen. Jetzt wird ein neuer Architekt gesucht

Von Petra Schnirch, Freising

Mit einer Hiobsbotschaft ist Finanzdirektor Markus Reif am Donnerstag nach Freising gekommen. Die Erzdiözese wird den Siegerentwurf des Architekturbüros GMP für die Sanierung und Neugestaltung des Kardinal-Döpfner-Hauses nicht umsetzen. Grund sind zu hohe Kosten. Eine Realisierung würde nach neuesten Berechnungen mehr als 94 Millionen Euro kosten - als Obergrenze waren 53 Millionen Euro festgesetzt worden. Deshalb zieht die Erzdiözese die Notbremse. Alles andere wäre dem Bistum gegenüber nicht zu verantworten, sagte Reif. Teurer wird auch die Sanierung des Diözesanmuseums, die bereits begonnen hat. Reif geht aktuell von 56 Millionen Euro aus, zehn Millionen mehr als angesetzt.

Die Planungen für den Anbau der Fürstbischöflichen Residenz aus den Sechzigerjahren werden nun neu aufgerollt, in deutlich abgespeckter Form. Vermutlich bleibe es bei einem Abriss, sagte Reif bei einem Pressegespräch am Domberg, weil eine Kernsanierung fast ebenso teuer wäre. Die Erzdiözese begibt sich nun auf die Suche nach einem neuen Architekten, Wettbewerb wird es dieses Mal wohl keinen geben.

Schuldzuweisungen an das Büro Gerkan, Marg und Partner (GMP) äußerten Reif und Projektsteuerer Michael Wagner keine. Der Entwurf habe dem Preisgericht und den Verantwortlichen in der Erzdiözese gefallen, weil mit der verglasten Halle "etwas Gewagtes" geplant worden sei, schilderte Reif. Schon die Jury hatte im Februar 2017 zwar die gestalterische Kraft des Vorschlags hervorgehoben, dafür aber funktionale Mängel bei Gastronomie und Seminarräumen sowie beim Brandschutz festgestellt. In der Beurteilung hieß es damals, dass eine eingehende Überprüfung mit Hilfe von Spezialisten für Brandschutz und Bauphysik sowie Küchenplanern und Denkmalschützern unerlässlich sei, um die "funktionale Qualität des Entwurfs der gestalterischen anzugleichen" - und das alles unter Beachtung des Kostenrahmens. Nach Abschluss der Vorplanung steht nun aber fest, dass dies die Ausgaben viel zu weit nach oben treiben würde. Eines der Probleme ist der aktuelle Anstieg der Baukosten generell. Dieser summiert sich laut Reif aktuell auf etwa neun Millionen Euro, die zusätzlich anfallen würden. Veränderungen im Flächenumfang in Residenz und Neubau macht er für eine weitere Steigerung um acht bis neun Millionen verantwortlich. Sehr aufwendig wären der Brandschutz sowie Erfordernisse bei Statik und Gründung, wie Untersuchungen ergeben haben. Auch in der Residenz fallen Mehrkosten an, auf diese Projekte will die Erzdiözese nicht verzichten. Reif nennt die Renovierung von Martins- und Marienkapelle, den Steinernen Saal und den Austausch der Fenster. "Die haben keine lange Lebensdauer mehr." Alles im allem kämen so noch einmal 33 Millionen dazu.

Nächster Schritt ist jetzt, wie der Finanzdirektor ankündigte, den Bedarf zu klären. Danach solle "zügig" mit der Neuplanung des Anbaus begonnen werden. Dies werde Zeit kosten, mindestens ein halbes Jahr. Der ursprüngliche Zeitplan, der einen Abschluss der Arbeiten bis 2024 vorsieht, wird deshalb nicht zu halten sein. Der zweite Riesen-Kran wird vorerst nicht installiert. Mit Korrekturen am Siegerentwurf allein ließe sich nicht genügend einsparen, sagte Reif. Nur eine deutliche Verringerung der Fläche werde zu "verantwortbaren Kosten" führen. Für die bisherige Planung sind laut Reif etwa zweieinhalb Millionen Euro angefallen. Teile davon, etwa für die Residenz, können übernommen werden. Dort soll mit ersten Arbeiten möglichst bald begonnen werden.

Für die Neugestaltung des Dombergs mit über 30 Einzelmaßnahmen hat die Erzdiözese eine Obergrenze von 215 Millionen Euro festgelegt. Wir nehmen den Kostenrahmen sehr ernst", sagte Reif. Allerdings könne man nicht ignorieren, dass die Rahmenbedingungen in der Baubranche gegenwärtig schwierig seien. Dies führt auch dazu, dass die Sanierung des Museums teurer wird. Außerdem habe sich herausgestellt, dass die Decken maroder sind als erwartet. Einige Einzelposten sollen noch einmal geprüft werden, "wir wollen aber nicht reinpfuschen und den Entwurf schlechter machen", versicherte Reif. Begonnen hat auch die Renovierung des Gebäudes Domberg 38/40 (ehemaliges Gymnasium). Darauf hat die aktuelle Kostendebatte keine Auswirkungen.

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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