Serie: Braukultur in Freising:Brauen ist in Mode gekommen

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Neben den drei großen Bierherstellern in Freising und Au gibt es auch wieder mehrere kleine. Einer der Vorreiter dieser Bewegung ist die Familie Gritz in Lerchenfeld

Von Regina Bluhme, Freising

Von den vielen Brauereien, die es einst im Landkreis gab, haben nur die drei großen überlebt: Weihenstephan und Hofbrauhaus in Freising sowie die Schlossbrauerei in Au. Die kleinen mussten im Laufe der Zeit aufgeben, wurden aufgekauft, sind verschwunden. Familie Gritz stemmte sich gegen den Trend und eröffnete 1991 die 1. Freisinger Gasthaus-Brauerei in Lerchenfeld - ganz in der Tradition der alten Brauer. Mittlerweile gibt es zahlreiche Kleinbrauereien, die als Hobby oder im Nebenerwerb betrieben werden und sich einer treuen Stammkundschaft erfreuen. Und selbst mitten im Flughafen München wird seit ein paar Jahren Bier gebraut.

Im Freisinger Stadtteil Lerchenfeld eröffnete Erdmann Gritz 1991 die 1. Freisinger Gasthaus-Brauerei - eine Reminiszenz an die Zeiten, in denen es für die Braubetriebe üblich war, das Bier auch in der eigenen Gastwirtschaft auszuschenken. Anschließend übernahmen seine Eltern Hans und Christa Gritz die Leitung. Bruder Andreas hatte Brauwesen in Weihenstephan studiert und war bereits seit 1995 fürs Bierbrauen zuständig. Seit 2001 ist er Eigentümer der Lerchenfelder Gasthaus-Brauerei. In der Wirtschaft wird ein naturtrübes, unfiltriertes Helles ausgeschenkt sowie obergäriges helles und dunkles Weißbier und Schwarzbier.

"Wie es sich für ein bayerisches Gasthaus gehört, stehen auch deftige Enten, Schweinshaxen und Schweinebraten auf der Karte", berichtet Andreas Gritz. "In der Wirtschaft treffen sich mehrere Stammtische, werden Geburtstage und Taufen gefeiert." Zum Gasthaus gehört auch ein Biergarten mit etwa 350 Plätzen, der im kommenden Jahr umgestaltet werden soll. Noch eine Tradition wird bei Familie Gritz hochgehalten: "Wir sind ein Musikanten- freundliches Lokal", betont Andreas Gritz: Jeder Musikant, der bei ihm aufspielt, erhält eine Brotzeit und zwei Freigetränke. Einzige Bedingung: "Es müssen mindestens drei Lieder sein."

Bereits seit 1991 wird im Bräuhaus in Lerchenfeld Bier gebraut, das Bedienung Marion Grimm hier frisch zapft. (Foto: Marco Einfeldt)

Nicht so erfolgreich verlief die Geschichte der 1997 in Moosburg gegründeten Drei Rosen Bräu GmbH. Die Brauerei hatte ihren Sitz in der ehemaligen Freibank. Der Betrieb musste bereits 2001 wieder schließen. Seit zwei Jahren gibt es in Neufahrn den Pflüglerbräu. Der gelernte Landwirt und Braumeister Andreas Pflügler hat auf seinem Anwesen die Hofbrauerei als zweites Standbein eingerichtet. Die Idee stammt aus dem Verkauf der hofeigenen Kartoffeln, die Pflügler in Direktvermarktung anbietet. Dabei sei ihm die Idee gekommen, die Produktpalette zu erweitern, berichtet er. Das Bier wird auf dem Hof gebraut und jeden Monat gibt es eine andere Spezialität, wie zum Beispiel Starkbier, Sommerbier, dunkles Pils oder den Weihnachtstrunk. Die Brauerei läuft im Familienbetrieb der Pflüglers als Nebenerwerb, ein paar Stammkunden hat das Hofbier bereits gewonnen. "Das Bierbrauen macht einfach Spaß", sagt Andreas Pflügler

In Wolfersdorf ist 1992 das Bayerisch-Böhmische Brauhaus eröffnet worden. Besitzer Josef Papelitzky war 44 Jahre lang Brauer im Hofbrauhaus Freising und hatte sich das Brauhaus ursprünglich als Hobby fürs Rentnerdasein eingerichtet. Wie ein böhmisches Brauhaus in die Hallertau kommt? Das sei eine Erinnerung an seine Eltern, die aus dem Sudetenland stammen, erklärt er. Sein Bruder hat dazu passende Etiketten entworfen: ein Häuschen inmitten einer Waldidylle. In seinem Keller daheim in Wolfersdorf braut Papelitzky Weißbier, Dunkles, Helles, "die ganze Palette". Zwischen 150 und 200 Hektoliter im Jahr kämen zusammen, schätzt er. An Wirtschaften verkaufe er nicht, seine Stammkunden kommen zu ihm, einige davon sogar aus Dachau. Mittlerweile hat er ein Kleingewerbe angemeldet.

Jeden Donnerstag ist Stammtisch im Bayerisch-Böhmischen Brauhaus. Dann treffen sich weitere Kleinbrauer zum Fachsimpeln und Bierverkosten. Papelitzky kennt einige Brauer aus den Nachbarorten. "Das werden immer mehr." Recht bekannt sind mittlerweile die Hofbrauerei Lengerhof in Rudertshausen und der Heidebräu in Zolling. In Haag an der Amper gibt es seit 2007 "Die Brauwerkstatt" von Stefan Epple und Axel Kuhlow. Das Flaschenetikett ziert ein schicker Oldtimer. Der Name entstammt der Tatsache, dass das Bier bislang in Garagen, in einer Oldtimer-Werkstatt und in Kellerräumen in Haag gebraut wurde. Nach längerer Suche nach ebenerdigen Räumen ist der Betrieb fündig geworden und kann im nächsten Jahr umziehen, berichtet Epples Ehefrau Ulrike Gänßle.

Stefan Epple, ein diplomierter Braumeister und Getränketechnologe, und sein Kompagnon betreiben das Bierbrauen derzeit als nebenberufliches Hobby. Dabei entstehen ungewöhnliche Kreationen wie SnoWit Weizen, Yeti Bayerisch Ale oder Big Foot Spezial Bock. Die "Werkstatt"-Biere sind zum Beispiel im Haager Dorfladen erhältlich und in einem Bierspezialitätenladen in München. Die Werkstatt braut spezielles Bier für den "Klimperkasten" in Freising. Auch auf Festivals rund um Haag wird das "Werkstatt"-Bier ausgeschenkt. Vor kurzem hat Stefan Epple zusätzlich die Ausbildung zum Biersommelier abgeschlossen. Wie Ehefrau Ulrike Gänßle mitteilt, wird es "in naher Zukunft auch noch Brauseminare und Bierverkostungen unter kundiger Anleitung in der Brauwerkstatt geben".

Eine Brauerei gibt es auch mitten im Münchner Flughafen. Dieses weltweite Alleinstellungsmerkmal besitzt der Airport seit 1999, als das Airbräu seine Pforten geöffnet hat. In der dazugehörigen Gaststätte befinden sich die Sudkessel und so können die Gäste den Brauprozess in der Wirtschaft gleich mit verfolgen. Auch eine Brauereiführung ist auf dem Flughafengelände möglich mit Besichtigung der kupfernen Sudkessel und Lagerkeller. Die Namen der Hausbiere kommen nicht von ungefähr: Es gibt zum Beispiel das Fliegerquell, das Weißbier Kumulus oder ein Pils mit Namen Jetstream. Mit dem Bierausstoß ging es in den vergangenen Jahren rasant nach oben: Begonnen wurde 1999 mit 500 Hektolitern, nach dem Umbau der Brauerei vor zwei Jahren waren es im vergangenen Jahr etwa 4981 Hektoliter. Ausgeschenkt werden die Biere in der Airbräu-Tenne und dem dazugehörigen Airbräu-Biergarten, der mit seinen zirka 600 Sitzplätzen nach Flughafenangaben Europas größter überdachter Biergarten ist.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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