"Seilerbrücklwiesen":Anwohner kündigen neuen Protest an

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Auch im überarbeiteten Bebauungsplan für das Baugebiet rückt der Bolzplatz an die Peripherie. Eltern fürchten, ihre Kinder nicht mehr im Blick zu haben

Von Kerstin Vogel

Verlegt werden soll der Bolzplatz am Seilerbrückl. Den Anwohnern gefällt das nicht. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Enttäuschung bei den Anliegern war groß, als am Dienstag im Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats der überarbeitete Bebauungsplan für das Neubaugebiet "Seilerbrücklwiesen" vorgestellt wurde. Denn nach wie vor ist darin vorgesehen, den Bolzplatz an den Rand der Wohnbebauung zu verlagern, eine Idee, die den bisher in dem Gebiet wohnenden Bürgern aus verschiedenen Gründen nicht gefällt. So schätzen sie an dem aktuellen Standort des Bolzplatzes in relativer Nähe zu den Häusern unter anderem die soziale Kontrolle, die dadurch gewährleistet ist. Zum anderen würde das Spielgelände für die älteren Kinder künftig sehr viel näher an der Straße liegen - mehr Lärm und Schadstoffe inklusive. Matthias Blessou hat im Namen der Anwohner deshalb schon weiteren Protest angekündigt.

Insgesamt sind auf dem Baugelände am Stadteingang von Freising 62 Wohnungen im Geschosswohnungsbau geplant, außerdem ein Studentenheim für 70 Bewohner und 84 Wohneinheiten in so genannten Gartenhofhäusern, die aber teilweise auch für "nicht störendes Gewerbe" genutzt werden könnten. Das Gebiet wird im Süden von der Kreisstraße FS 44, im Westen von der Bundesstraße 11 und im Osten von den Isarauen begrenzt. Zur viel befahrenen Bundesstraße hin ist ein Lärmschutzwall geplant und im Südosten - relativ nah an der Kreisstraße FS 44 - soll eben neben Streuobstwiesen auch der neue Bolzplatz für das Wohngebiet angelegt werden.

Daran schien im Planungsausschuss trotz der Proteste im Vorfeld auch nicht mehr zu rütteln, denn das bisherige Spielgelände, Wunschstandort der Anwohner, würde zu nah an der neuen Bebauung liegen, die vorgeschriebenen Lärmgrenzwerte könnten nicht eingehalten werden. "Da kommt es mit Sicherheit zu Konflikten", so die Einschätzung der Stadtverwaltung - die damit freilich von manch einem Stadtrat Spott erntete: "Ich bin ja schon froh, dass spielende Kinder nicht wegen irgendwelcher Lärmvorschriften die vorbeifahrenden Autos belästigen", ätzte Helmut Priller (ÖDP). Er warnte noch einmal vor der Abgasbelastung des gewählten Standortes, zumal dieser in einer Senke liege, wo sich die belastenden Stoffe sammelten: "Ich würde meine Kinder nicht in diesem Loch spielen lassen". Auch Norbert Gmeiner (SPD) blieb bei seiner Ablehnung der Bolzplatzverlagerung und stimmte wie Priller deshalb gegen den gesamten Bebauungsplan. Die anderen ließen sich dagegen überzeugen, allerdings soll der Bolzplatz nun noch etwas größer geplant werden als ursprünglich vorgesehen.

"Trotzdem zu klein", findet Matthias Blessou, denn den Anwohnern geht es nicht nur um den Bolzplatz, sondern um das gesamte Areal um das Spielgelände herum. Dieses sei ein Treffpunkt im Grünen für Groß und Klein, den es so sonst nirgends gebe und den man nicht an den Rand drängen dürfe, schildert Blessou. Dabei liege der Bolzplatz schon jetzt zu nah an den Wohnhäusern, "aber das hat noch nie einen gestört, es gibt keinerlei Klagen". Für viele Anwohner sei genau dieser zentrale Platz auch ausschlaggebend gewesen, in dem Wohngebiet zu kaufen, so der Anwohner. Die zitierten Grenzwerte würden laut Bundesimmissionsschutzgesetz schon gar nicht mehr gelten, empört er sich weiter - und ärgert sich vor allem über das Vorgehen der Stadt: "Da weiß man schon, dass man sich den Unmut der Anwohner zuzieht und schafft es nicht, im Vorfeld auf die Bürger zuzugehen und einfach nachzufragen, was die sich wünschen", so seine Kritik. Nun sollen noch einmal Unterschriften gesammelt werden - und man will die Bürgersprechstunden besuchen, um die Stadt noch eines Besseren zu belehren.

Mit der Wohnbebauung wird in den "Seilerbrücklwiesen" auch eine Kindertagesstätte gebaut werden. Vorgesehen sind zwei Krippen-, zwei Kindergarten- und eine Hortgruppe. Eine eigene Schule ist für das neue Wohngebiet dagegen wohl nicht erforderlich. Das wird aktuell jedoch noch genau geprüft, wie es hieß. Der Geschosswohnungsbau ist mit zwei oder drei Stockwerken parallel zur Bundesstraße 11 hin geplant und soll zum Lärmschutz für das restliche Gebiet beitragen. Ein fünfgeschossiges "Punkthaus" im Norden dieses Riegels soll einen städtebaulichen Akzent setzen. Erreichbar wird das Neubaugebiet über die neue Kreuzung mit der B 11 südlich der Schlüterhallen. Abweichend von der Stellplatzsatzung der Stadt soll eine erhöhte Anzahl von Besucherparkplätzen angelegt werden.

© SZ vom 19.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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