Schwierige Gemengelage:Sozialneid, aber auch Mitgefühl

Lesezeit: 2 min

In der Beratungsstelle von Donum Vitae dominiert das Thema Asyl

Von Gudrun Regelein, Freising

Immer mehr Frauen und Familien lassen sich bei Donum Vitae beraten. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Fälle bei der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen in Freising auf 1825 Kontakte an - 188 mehr als noch 2014. Diesen Anstieg erklärte Doris Hofmann, Leiterin von Donum Vitae Freising, mit der steigenden Zahl an Asylbewerberinnen, die zu Donum Vitae kommen.

2015 seien es etwa 100 geflüchtete schwangere Frauen oder solche mit kleinen Kindern gewesen, sagte sie bei einem Pressegespräch. Da es oft problematisch sei, mit diesen Frauen zu kommunizieren, habe man die Idee gehabt, Karten zu gestalten. Auf diesen sind etwa eine schwangere Frau oder eine Mutter mit Baby im Arm zu sehen. "Nun ist auch ein Austausch ohne Sprache möglich."

Das Thema Asyl werde inzwischen bei fast jedem Beratungsgespräch angesprochen, berichtete die Sozialpädagogin Gisela Ederer. Bei einigen Klienten schwinge Sozialneid mit und die Befürchtung, von den Asylbewerbern verdrängt zu werden. Andere dagegen äußerten Mitgefühl und den Wunsch zu helfen. "Für uns ist das ein sehr schwieriges Thema, das täglich Konfliktstoff bietet. Wir versuchen, das abzufedern", sagte Hofmann. Viele Klienten äußerten Ängste, dass das Geld wegen der steigenden Zahl an Flüchtlingen nicht mehr für sie ausreiche. Oder sorgten sich, dass sie nun keine Chance mehr auf eine sozial geförderte Wohnung haben. Die Wohnungsnot werde zu einem immer drängenderen Problem. "Der Markt ist leergefegt. Auch wir können da nicht helfen."

Im vergangenen Jahr wurde bei Donum Vitae die allgemeine Schwangerenberatung (306 Fälle) am stärksten nachgefragt, gefolgt von der Schwangerschaftskonfliktberatung (128 Fälle) und der Betreuung nach der Geburt (108 Fälle) bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Weitere Themen waren die Pränataldiagnostik und die Kinderwunschberatung. Die Betreuung werde immer aufwendiger, schilderte Hofmann.

Nicht nur, weil die Klienten mit immer vielfältigeren Problemen kämen, sondern auch, weil man sich mit neuen Gesetzen befassen müsse. Grundsätzlich habe man die Erfahrung gemacht, dass Klienten, die einmal in die Beratung kämen, dann länger betreut und finanziell unterstützt werden müssten. Für bedürftige Klienten wurden im vergangenen Jahr knapp 200 000 Euro - unter anderem bei der Landesstiftung Hilfe für Mutter und Kind - beantragt.

Gut nachgefragt im vergangenen Jahr waren auch die sexualpädagogischen Projekte in Schulen, berichtete Gisela Ederer. Hauptsächlich in Mittel- und Berufsschulen haben sie und ein externer Sozialpädagoge sich mit gut 1000 Schüler ab der 5. Klasse über die Themen Sexualität und Erwachsenwerden auseinandergesetzt. Finanziert wird die Arbeit von Donum Vitae zu 65 Prozent vom Land Bayern, zu 30 Prozent von den Landkreisen Freising, Ebersberg, Erding und Münchner Land sowie zu fünf Prozent aus Eigenmitteln. Außenstellen gibt es derzeit in Moosburg und in Erding

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: