Schwarz-gelbe Quälgeister:Ungebetene Sommergäste

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Viele Wespen auf einmal im Anflug aufs Nest - das kann schon ein wenig nervös machen. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

In Biergärten, Cafés und Freibädern kreisen die Wespen jetzt wieder über Tellern und Gläsern - an einigen Orten sind es deutlich mehr als im Vorjahr. Experten raten, hektische Bewegungen zu vermeiden und Getränke abzudecken

Von Katharina Aurich, Freising

Obstkuchen, Saft und Eis schmecken nicht nur Menschen, sondern locken auch Wespen an. Aber nur zwei der acht in Deutschland heimischen Arten stehen auf diese Leckereien - die Gemeine und die Deutsche Wespe. Mensch und gelb-schwarz-gestreiftes Insekt begegnen sich entweder in Schwimmbad und Biergarten oder zu Hause, wenn beispielsweise verdächtige, knabbernde Geräusche im Rollladenkasten zu hören sind und die kleinen Larven an den Waben kratzen und um Futter betteln. Heuer seien im Gegensatz zum vergangenen Jahr besonders viele Wespen unterwegs, bilanziert Elias Möchel vom Freisinger Waldbiergarten Plantage. Dem stimmt Martin Hagl, Chef des Staudinger Kellers in Moosburg zu. Besonders an der Schenke des Biergartens würden die Mitarbeiter immer wieder gestochen, aber "wir sind das gewohnt", sagt Hagl.

Im Freisinger Schwimmbad ist dieser Sommer ein ganz normaler Wespensommer, berichtet Rettungsschwimmerin Elisabeth Abel. Hin und wieder komme ein Badegast mit einem Stich, der dann gekühlt und mit Creme versorgt werde. Nur der Kioskbesitzer werde regelmäßig gestochen. Die Liegewiesen würden häufig gemäht, damit der Klee nicht blühe und keine Insekten angelockt würden, sagt Abel. Auch im Café Botanika unter den Bäumen am Schafhof hat man mit den Wespen heuer keine Probleme, wie die Mitarbeiter sagen.

Nicht nur draußen in den Biergärten, sondern auch zu Hause fühlen sich Menschen häufig durch die kleinen Insekten bedroht, in der Saison von Juni bis September gingen täglich fünf bis zehn Anrufe bei der Beratungsstelle des Freisinger Landratsamtes ein, in denen Bürger vor allem wissen möchten, wie sie mit den Nestern umgehen, berichtet Pressesprecherin Eva Dörpinghaus. Auch bei der Freisinger Feuerwehr meldeten sich manchmal bis zu fünf besorgte Bürger am Tag mit Fragen zu Wespen, sie würden dann an das Landratsamt verwiesen, sagt eine Mitarbeiterin. Denn die Feuerwehr sei nur bei "Gefahr im Verzug" zuständig, wenn Allergiker oder Kinder gefährdet seien.

Selbst wenn sich in Büschen oder Dachgiebeln ein Nest befinde, stelle dies nicht unbedingt eine Bedrohung dar, betonen die Fachleute der Unteren Naturschutzbehörde. Wenn allerdings ein "miteinander Auskommen" nicht möglich sei, Wohnräume nicht mehr benutzt werden und das Nest nicht umgesiedelt werden könne, dann bleibe als letztes Mittel nur die Vernichtung durch professionelle Schädlingsbekämpfer. Sie stellten jedoch zunächst die Wespenart fest, schildert Dörpinghaus. Für die Deutsche und auch die Gemeine Wespe bedürfe es keiner Extra-Erlaubnis, um ein Nest zu vernichten. Für alle anderen Arten, zum Beispiel für die streng geschützten Kreisel- oder Knopfhornwespen, müsse dies bei der höheren Naturschutzbehörde in der Regierung von Oberbayern beantragt werden. Ausnahmegenehmigungen für Hornissen erteile wiederum das Landratsamt. Für verwilderte Honigbienen bedürfe es keiner artenschutzrechtlichen Erlaubnis, sondern es sollte ein Imker eingeschaltet werden. Ein nicht genehmigtes, eigenmächtiges Vorgehen gegen geschützte Arten kann laut Dörpinghaus als Straftatbestand von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden. Grundsätzlich sei es verboten, Wespen "mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten". Wer dies dennoch tut oder ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten zerstört, kann in Bayern mit einem Bußgeld von bis zu 50 000 Euro Strafe belangt werden.

Damit Mensch und Wespe miteinander auskommen, empfiehlt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) die bekannten Regeln, die die meisten Kinder bereits von ihren Eltern eingeimpft bekommen: im Freien alle Speisen und Getränke abdecken, nur mit Strohhalm trinken und hektische Bewegungen vermeiden. Denn die Tiere seien äußerst kurzsichtig und flögen nahe heran, ohne stechen zu wollen. Den Geruch von Zitronenscheiben gespickt mit Gewürznelken mögen Wespen überhaupt nicht, darauf verweist der Nabu auf seiner Homepage.

Die meisten Wespenarten seien Ende August wieder verschwunden. Die Fachleute weisen auch darauf hin, dass die Hautflügler enorm wichtig für unser Ökosystem seien. Ein Wespenstaat vernichte täglich bis zu zwei Kilogramm Insekten wie Mücken oder Fruchtfliegen. Außerdem fressen Wespen auch Aas, da sie viel Eiweiß zur Aufzucht ihres Nachwuchses benötigten. Wer seine Liebe zu Wespen entdeckt, kann sich kostenlos an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege zum ehrenamtlichen Wespen- und Hornissenberater ausbilden lassen. Die Wespenberatung beim Landratsamt ist telefonisch unter 0 81 61/600-403, -404 oder -430 erreichbar.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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