Jubiläum:Zeitlose Parodien

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Um keinen Einfall verlegen sind die Schüler des Camerloher Gymnasiums bei ihren Kabarett-Geschichten. (Foto: privat)

Das Camerett am Camerloher Gymnasium feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Nicht viele Kabaretts können sagen: "Wir sind ein halbes Jahrhundert alt." Der "Scheibenwischer" wurde 29 Jahre alt, und auch die Lach-und Schießgesellschaft in München gibt es nicht durchgängig seit ihrer Gründung 1956. Nicht so das Schülerkabarett "Camerett" des Camerloher-Gymnasium. Das schon lange überregional bekannte Ensemble wird heuer 50 Jahre alt und ist damit das älteste Schülerkabarett Deutschlands - die darin gespielten Stücke haben die Gymnasiasten alle selbst geschrieben.

Die Idee, mit motivierten Schülern das Schulleben auf kreative und unterhaltsame Art auf die Bühne zu bringen - natürlich nicht ohne Kritik zu üben, wie sich das für ein Kabarett eben gehört, hatte 1965 Klaus Mandl, damals Englisch-, Deutsch- und Geschichtslehrer am Camerloher, berichtet Günter Frenzel. Der ehemalige Lehrer hatte 1975 für drei Jahre sowie von 2011 bis zu seinem Ruhestand 2012 die Regie übernommen. Zuvor lag sie von 1978 bis 1988 in den Händen von Toni Schmid, selbst ehemaliger Camerett-Pianist und jetzt im Kultusministerium als Ministerialdirigent zuständig für Kunst und Kultur in Bayern. Seitdem Frenzel in Ruhestand ist, leitet das Camerett Antje Hagn.

Erstaunlich sei, so Frenzel, dass sich einige Nummern seit 50 Jahren immer wieder finden, denn zum Teil seien es natürlich noch immer die gleichen Dinge, welche die Schüler ärgern oder belustigen. Damals wie heute würden die Lehrer ihre eigenen Macken haben, die auf der Bühne parodiert werden und damals wie heute suchten Schüler nach Einfällen, wie das manchmal triste Schulleben am besten zu ertragen sei.

In der Regel wird man angesprochen, ob man nicht Lust hat, Regie beim Camerett zu führen. "Natürlich ist das erst mal eine Ehre, aber ich war damals blutjung und hatte schon Bammel. Immerhin ist das eine feste Truppe, die schon öffentliche Anerkennung hatte", sagt Frenzel. Aber getreu dem Gedanken des Gründers Klaus Mandl, dass die Schüler zur Eigeninitiative angeregt werden sollen, würden diese fast alles selber machen: vom Stücke schreiben bis zur Komposition der Musik.

"Als Regisseur hat man dann mehr mit der Präsentation zu tun, wie man das Stück dem Publikum rüber bringt", sagt der ehemalige Camerloher-Lehrer. Die Schüler hätten mittlerweile so viel Erfahrung, dass sie selber das richtige Gefühl hätten, wie die Mischung aus Text und Musik am besten passe. Zumal die Truppe, von der die Hälfte jedes Jahr wechselt, auf ein großes Potenzial im musischen Gymnasium zurück greifen könne. So viel Erfahrung und Erfolg bis auf Bundesebene bei Wettbewerben gibt es , dass das Camerett seit Jahren zu Theatertreffen eingeladen wird.

Bei den Kabarettstücken, die sich die Schüler ausdenken, geht es laut Frenzel zu 50 bis 60 Prozent um Erlebnisse aus dem eigenen Umfeld. Im Jubiläumsjahr beispielsweise um Lehrer, welche sich die Schüler in anderen Berufen vorstellen oder die dabei beobachtet werden, wie sie im schulischen Daseinskampf allerlei leisten müssen. Die Zuschauer erfahren, was Lehrer morgens vor dem Spiegel so machen. "Frisch verwest & rausgeputzt - feat. 50 Jahre Camarett. 1965 - 2105. Geht's noch?" lautet der Name des Programms.

Dabei entstanden im Laufe der Jahre einige zeitlose Stücke oder sogar Ohrwürmer, wie "Die Spickerin", wie Frenzel verzählt. In dem Lied, das sogar auf einer Schallplatte erschienen sei, gehe es um ein junges Mädchen, dass sich in den Referendar verliebt hat. Bei einer Prüfung gerät sie deshalb in einen moralischen Konflikt: Wenn ich spicke, betrüge ich ihn dann? Überhaupt, so Frenzel, sei vieles zeitlos und nicht nur an Camerloher-Gymnasium gebunden. "Bei einer Vorführung in Lübeck ging es einmal um fünf Lehrer an unsere Schule. Die kannte dort keiner, aber gelacht haben alle. Gewisse Lehrertypen gibt es eben überall", sagt Frenzel.

Einige der besten ehemaligen Camerett-Pianisten und -Sänger, von denen ein paar sehr erfolgreich sind mit ihren eigenen professionellen Kabarett-Programmen, steuerten für das Jubiläumsprogramm Songs bei. Darunter ist Martina Eisenreich, die unter anderem längst eine populäre Filmmusikerin ist und bereits den Studenten-Oskar für Filmmusik gewonnen hat. Oder auch Lukas Meier und Christine Sittenauer, die Mitglieder, der auch schon Freising gastierenden Gruppe "Bühnenpolka" sind.

Das Camerett ist nach 50 Jahren seiner Gründung so aktuell wie damals bei der Gründung. Und deshalb lautet der Wunsch aller Zuschauer, Ehemaligen und Beteiligten: Weiter so!

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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