Schönheit und Harmonie:"Lebende Blumen"

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Angelika Ochmann (l.) und Angelika Mühlbauer zeigen bei der Ikebana-Ausstellung im Gebäude der Volkshochschule viele Wandreliefs. (Foto: Lukas Barth)

Die Volkshochschule zeigt Ikebana-Kunst

Von Katharina Aurich, Freising

"Lebende Blumen" heißt die japanische Kunst "Ikebana" wörtlich übersetzt. 20 Werke dieser fernöstlichen Technik und Philosophie, scheinbar tote Pflanzenteile wieder zum Leben zu erwecken, sind jetzt in der Freisinger Volkshochschule (VHS) zu sehen.

Eine andere Übersetzung für Ikebana lautet "Weg der Blumen", und dies trifft die Motivation der beiden Ikebana Lehrerinnen und ihrer Schüler, die nun ihre Werke zeigen, besonders gut. Die Schlichtheit, mit der die Schönheit der Pflanzen in Szene gesetzt wird, motivierte Angelika Ochmann vor vielen Jahren, als Ausgleich zu ihrem stressigen Job die Kunst zu erlernen, die heute ihre große Leidenschaft sei. Inzwischen gibt Ochmann gemeinsam mit Angelika Mühlbauer in Freising und München Kurse, die immer beliebter werden, wie sie sagen.

Während in der westlichen Welt oft die Anzahl der Blumen und ihre Farbe betont werde, hebe Ikebana die Bedeutung der Linienführung und des freien Raums hervor, schilderte Mühlbauer. In den ausgestellten Reliefs ist auf farbigem Hintergrund getrocknetes Material angeordnet, beschreibt die Künstlerin die Entstehung. Durch die neue Art der Verwendung werden andere Aspekte eines Pflanzenteils sichtbar. Und nicht nur Organisches dar verwendet werden, sondern zum Beispiel auch Kabelbinder bekommen zusammen mit natürlichem Material in einem Relief einen ganz neue Sinn. Neben der Gestaltung eines Reliefs gehört zu Ikebana auch das Stecken von Pflanzenteilen in Schalen, von denen jedoch nur wenige Exponate zu sehen sind.

Für Oliver Dorn, den Leiter der VHS, der die Ausstellung am Donnerstagabend eröffnete, sind die Ikebana-Reliefs eine "Freude für die Augen", die nun das Gebäude schmückten.

Ursprünglich war Ikebana eine religiöse Kunst, die vor allem von Priestern in Tempeln und Adeligen gepflegt wurde, später aber auch von der Bevölkerung übernommen wurde. Der religiöse Brauch löste sich immer mehr auf und wandelte sich zu einer Blumenkunst, mit der man Schönheit und Harmonie von Natur und Kosmos darstellte. Die erste Ikebana Schule des Blumensteckens sei 1927 in Japan gegründet worden, erzählen Ochmann und Mühlbauer. Für die Gestaltung eines Ikebana-Arrangements müssen neben den der Natur abgeschauten Gesetzen auch künstlerische Vorgaben beachtet werden, jedes Ikebana ist als Skulptur anzusehen. Im Gegensatz zu Blumensträußen sind Ikebana-Werke asymmetrisch und betonen die Linien als wichtiges Detail. Die Grundform der Pflanzenanordnung ist bis heute gleich geblieben - drei Hauptlinien symbolisieren Himmel, Mensch und Erde.

"Es macht mir große Freude, mein Wissen an andere weiterzugeben, ihre Kreativität zu fördern oder einfach zu sehen, wenn ein schönes Arrangement ein Lächeln auf ein Gesicht zaubert", sagt Angelika Ochmann. Die Ausstellung ist noch bis 13. Dezember zu sehen. Die Ikebana-Kunstwerke können auch gegen eine Spende in Höhe von mindestens 60 Euro erworben werden, der Erlös geht an die Onkologie-Station im Freisinger Krankenhaus.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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