Schlag ins Gesicht:Hiobsbotschaft für die evangelische Jugend

Lesezeit: 2 min

Wegen Brandschutzmängeln musste das Jugendhaus in Oberallershausen geschlossen werden. Die Jugendlichen hoffen, dass es bald einen Ersatz dafür gibt. (Foto: Marco Einfeldt)

Aus Brandschutzgründen wird ihr Treffpunkt in Oberallershausen noch vor der offiziellen Eröffnung geschlossen

Von Tobias Weiskopf, Allershausen

Für die evangelischen Jugendlichen in Oberallershausen war es ein Schlag ins Gesicht: Ihr Jugendhaus wurde mit sofortiger Wirkung geschlossen. Erst vor zwei Jahren hatten sie die Räume bekommen und mehrere Monate lang aufwendig saniert. Für Herbst war die offizielle Einweihung geplant, doch dazu wird es nicht mehr kommen. Der Jugendausschuss der evangelischen Kirchengemeinde lud vor kurzem zur Sondersitzung. Pfarrer Matthias Schwarzer verkündete die Hiobs-Botschaft: Bei der Begehung mit einer Architektin der Landeskirche habe man gravierende Mängel beim Brandschutz festgestellt.

Laut Gutachten der Landeskirche ist der erste Rettungsweg nicht vollständig, ein zweiter nicht vorhanden. Eine Umrüstung komme aufgrund des maroden Zustandes des Hauses und der zu erwartenden Kosten nicht in Frage, erklärte Schwarzer. Deshalb sei der Beschluss des Kirchenvorstandes in Abstimmung mit Dekan Jochen Hauer gefallen, das Jugendhaus als Aufenthaltsraum sofort zu schließen. "Das ist eine Sache der Verantwortung", sagte Kirchenvorsteherin Annette Schwarz.

Bei den Jugendlichen herrschte vor allem Unverständnis darüber, wieso das "nicht schon vor zwei Jahren festgestellt wurde", wie der Jugendausschussvorsitzende Marc Ernst in der Runde sagte. Schließlich habe damals der Kirchenvorstand das Gebäude der Jugend übertragen, an der Brandschutz-Situation habe sich nichts geändert. Das Gebäude wurde bereits in den 50er Jahren als Gemeindehaus mit einem Saal im Obergeschoss, der für 30 Leute ausgelegt ist, gebaut. Seitdem habe es keine offiziellen baulichen Verbesserungen gegeben, erklärte Pfarrer Schwarzer. Demnach habe das Haus nie die Anforderungen an den Brandschutz erfüllt.

Auch finanziell trifft die Entscheidung die Jugendlichen, denn neben zahlreichen Wochenenden wurden Hunderte Euro in die Renovierung investiert. Die Kosten der baulichen Maßnahmen trug zwar der Kirchenvorstand, allerdings haben sich die Jugendlichen auch einen Zuschuss des Jugendkreistages in Höhe von 500 Euro erkämpft. Das Geld ist nun weg, die Arbeit war umsonst. Pfarrer Schwarzer und Kirchenvorsteherin Schwarz sicherten den Jugendlichen die Unterstützung des Kirchenvorstandes zu. Kurzfristig stehe ihnen das neue Gemeindehaus zur Verfügung.

Doch nur in eigenen Räumlichkeiten könne der gemütliche Flair mit Sofas erhalten bleiben, da sind sich die Jugendlichen einig. Erst kürzlich habe man beschlossen, sich regelmäßig an Freitagabenden zu treffen. Es wurde gespielt, gelacht, geredet, zusammen gekocht, auch Filme wurden angeschaut. Dieser offene Jugendtreff im Jugendhaus sei nun Geschichte, deshalb brauche man eine "sofortige Lösung", wie Lennart Trentmann sagt. Mittelfristig fordern die Jugendlichen, Räumlichkeiten im Obergeschoss des neuen Gemeindehauses, die derzeit an den Verein "Lernpraxis" vermietet sind, zu bekommen. Die Vertragsauflösung soll geprüft werden. Doch: "Das ist nicht die erste Wahl", stellt Annette Schwarz klar, "denn damit sind auch Mieteinnahmen für die Kirchengemeinde verbunden." Erwachsenenvertreter Karl Leutschaft machte den Vorschlag, vorübergehend Container auf Kirchengrund aufzustellen und so eine Bleibe für die jungen Leute zu schaffen. Das kam gut an, soll allerdings nur als kurzfristige Notlösung dienen. Zudem muss das vorher mit dem Kirchenvorstand geklärt werden.

Die Landeskirche wollte keine Stellung zum Jugendhaus in Oberallershausen beziehen, da das Angelegenheit der Kirchengemeinde sei, und verwies auf Dekan Jochen Hauer, der zurzeit kommissarisch die pfarramtliche Geschäftsführung innehat. Zu genauen Plänen möchte sich dieser aber noch nicht äußern. Hauer hatte darauf bestanden, den Jugendlichen die Schließung ihrer Räume persönlich mitzuteilen, denn auch ihm liegt das Thema am Herzen, wie er betonte. Die Vorschläge und Ergebnisse aus dem Jugendausschuss seien bereits am nächsten Morgen zu ihm durchgedrungen und man werde sich mit dem Kirchenvorstand um eine Lösung bemühen.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: