Rudelzhausen:Abtritt des Verwaltungsallrounders

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Der Rudelzhausener Bürgermeister Konrad Schickaneder macht 2020 aus gesundheitlichen Gründen Schluss. Im Rathaus müssen dann auch die Kämmerei und weitere Aufgaben, die er erledigt hat, neu vergeben werden

Von Peter Becker, Rudelzhausen

Konrad Schickaneder sitzt in seinem Büro und telefoniert. "Personalfragen", deutet er an. Was Alltägliches, mit dem sich ein Bürgermeister auch in Rudelzhausen herumschlagen muss. In Falle von Schickaneder aber nicht mehr lange. Das Ende seiner Zeit als Bürgermeister ist absehbar. Bereits vor dem Jahreswechsel hat er seinen Parteikollegen von der CSU kundgetan, dass er bei den nächsten Kommunalwahlen im März 2020 nicht mehr kandidieren wird. 62 Jahre wäre Schickaneder dann alt, eigentlich könnte er durchaus noch mal antreten. Er verzichtet jedoch aus gesundheitlichen Gründen darauf.

Seit einem knappen Jahr hat Schickaneder mit seiner Frau diskutiert, ob er sich ein weiteres Mal zur Wahl stellen solle. Sie gab ihm den Rat: "Hör auf, tu nicht mehr rum. Du hast lange genug dort gearbeitet." Letztendlich sei er im Zwiespalt gewesen, was er machen solle, gibt Schickaneder zu. "Andererseits müsste man erst schauen, ob man überhaupt noch mal gewählt würde." Mitte des vergangenen Jahres hätten seine gesundheitlichen Probleme begonnen, was zur Entscheidungsfindung beitrug. Schließlich wollte Schickaneder seine Mitstreiter in der CSU nicht länger im Unklaren lassen, ob er noch einmal kandidiere. Ende 2018 woll er sie darüber aufklären, und das habe er dann getan.

Der Rudelzhausener Bürgermeister ist mittlerweile 30 Jahre lang für die Hallertauer Gemeinde tätig. Seit 1989 wirkt er in deren Verwaltung mit. Erst als Verwaltungsbeamter, seit 1993 als Geschäftsleiter. 2002 löste Schickaneder Josef Voichtleitner ab. Seitdem ist er der erste hauptamtliche Bürgermeister in Rudelzhausen. Wobei dieses Amt in einer kleinen Gemeinde immer eine gute Portion Verwaltungsaufgaben beinhaltet. Schickaneder ist wie sein Amtskollege in Au, Karl Ecker, Bürgermeister und Kämmerer in Personalunion. Wenn er sich aus dem Rathaus zurückzieht, fehlt dort ein wichtiger Verwaltungsexperte. Schickaneders Bemühen gilt deshalb dem Bestreben, einen zusätzliche Stelle in der Verwaltung zu schaffen. Der Gemeinderat stimmt da aus Kostengründen nicht unbedingt mit seinem Bürgermeister überein. Die Ausgaben für einen Kämmerer betrügen pro Jahr etwa 80 000 bis 90 000 Euro. Erwogen wird, eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Marktgemeinde Au zu gründen. "Da hab ich jetzt mit dem Gemeinderat ausgemacht, dass wir im Februar eine Entscheidung treffen werden", sagt Schickaneder. Eine Entscheidung, ob die Vollzeitstelle geschaffen wird, soll also in Kürze fallen. "Denn", betont er, "wir brauchen unbedingt Verstärkung."

Eine Verwaltungsgemeinschaft mit Au bringt aber nach Ansicht Schickaneders nichts. Bis diese zustande käme, das dauert ihm zu lang. Schließlich sei man schon jetzt in der Situation, dass Personalverstärkung in der Verwaltung dringend notwendig sei. Und der oder die Neue müsste nach dem Ausscheiden Schickaneders dessen einstige Betätigungsfelder übernehmen können. "Ich hab ja nicht nur die Kämmerei gemacht", sagt er, "sondern vieles andere auch." Salopp gesagt, sei er Vollzeitverwaltungsbeamter und in Teilzeit zusätzlich Bürgermeister in einem. Er habe viele Aufgaben eines Sachbearbeiters erledigt.

Der angestrebten Verwaltungsgemeinschaft mit Au setzt Schickaneder einen eigenen Vorschlag entgegen. "Wir würden zwei Fachbereiche machen wollen", erklärt er. Einen davon soll Geschäftsleiterin Pamela Hagl übernehmen. Er enthält beispielsweise das Einwohneramt, Schulen, Kindertagesstätten, Bücherei und Einrichtungen für Jugendliche. Der zweite trägt den Titel "Leiter Finanzwesen, Planen, Bauen". "Das wäre dann derjenige, der auch die Kämmerei mitzumachen hätte." Zugleich würden sich die beiden Fachbereichsleiter gegenseitig vertreten, etwa in den Sitzungsdiensten. "Dann wären wir besser aufgestellt", meint Schickaneder. Bislang teilen sich Pamela Hagl und er diese Aufgaben.

Die grundsätzliche Meinung im Gemeinderat sei aber, diesen Weg solle man nicht beschreiten, sondern lieber die Verwaltungsgeinschaft mit Au anstreben. Schickaneder dagegen ist der Ansicht, dass nach seinem Ausscheiden ohne zusätzliche Kraft eine vernünftige Verwaltung nicht mehr möglich sei. Und selbst wenn die Gemeinschaft mit Au zustände käme, sei diese personell immer noch unterbesetzt. Bereits im vergangenen Jahr, erinnert der Rudelzhausener Bürgermeister, gab es Überlegungen, zusammen mit Au einen gemeinsamen Kämmerer zu beschäftigen. Der Bedarf nach einer zusätzlichen Personalstelle sei also schon festgestellt, folgert er daraus. Einen geeigneten Kandidaten zu finden, dürfte nach Ansicht von Schickaneder nicht schwer sein. Es gebe sicherlich Interesse von Verwaltungsfachwirten, die in der Hallertau wohnen und derzeit noch nach München fahren.

Andere Gemeinderäte sind der Auffassung, die Entscheidung in dieser Angelegenheit sollte man dem neuen Bürgermeister überlassen. Schickaneder hält das für falsch. "Das ist aus meiner Sicht zu spät", sagt er. Dann müsste nämlich sein Nachfolger ebenfalls aus der Verwaltung kommen, um all diese Aufgaben zu übernehmen. Ansonsten "würde das nur zu Lasten der Verwaltung gehen. Das sollte man dieser nicht antun", argumentiert Schickaneder.

Rückblickend auf seine Amtszeit ist der Rudelzhausener Bürgermeister besonders stolz darauf, jedes Haus in der Gemeinde mit einem Breitbandanschluss versorgen zu können. Die Kommune verfügt über ein eigenes Netz, unabhängig von der Telekom. "Die Leute können zwar wechseln, haben dann aber einen schlechteren Internetanschluss", sagt Schickaneder. Rudelzhausen ist eine der wenigen Gemeinden in Bayern, die über ein eigenes Netz verfügt.

"Leicht ist es nicht", gibt der Rudelzhausener Bürgermeister angesichts seines baldigen Abschieds zu. Er habe seine Arbeit immer gerne gemacht. "Ich bin mit Leib und Seele Bürgermeister", bekräftigt er. "Doch man muss eben aufhören, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Schickaneder hat für sich entschlossen, dass dieser im Jahr 2020 für ihn gekommen ist.

© SZ vom 12.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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