Richtig argumentieren:Gegen Stammtischparolen

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Kathrin Steger-Bordon, Referentin für gesellschaftspolitische Bildung, leitet den Argumentationskurs. (Foto: Marco Einfeldt)

Kardinal-Döpfner-Haus bietet Kurs für Asylhelfer an

Von Angie Fuchs, Freising

Gekonnt argumentieren ist eine Kunst. Argumente und Fakten so auszuspielen, um den Gegenüber nach und nach zu überzeugen - das kann nicht jeder. In Zeiten jedoch, in denen Spekulationen und emotionalen Parolen ein höherer Stellenwert eingeräumt wird als Fakten und "postfaktisch" als das Wort des Jahres gekürt wird, ist das Argumentieren eine besondere Herausforderung. Gerade auch das Argumentieren gegen ausländerfeindliche Stammtischparolen. "Die sind doch alle gefährlich und kriminell", "Die kommen doch alle nur wegen des Geldes" - um verbalen Angriffen wie diesen sicherer begegnen zu können, bietet die Stiftung Bildungszentrum der Erzdiözese München-Freising/Kardinal-Döpfner-Haus im Rahmen der Reihe "Hilfe für Helfer" ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen an.

Für Menschen, die sich im Bereich Asyl, Flucht und Integration engagieren, sollen Wege aufgezeigt werden, wie sie besser mit derartigen Anfeindungen umgehen können. "Solche Sprüche werden immer salonfähiger", sagt Kathrin Steger-Bordon, Referentin für gesellschaftspolitische Bildung bei der Stiftung Bildungszentrum und Leiterin des Kurses. Hätte es bei manchem früher noch drei Bier gebraucht, um solche Parolen von sich zu geben, begegneten sie einem dieser Tage vermehrt auch im Freundes- und Familienkreis - von vollkommen nüchternen Menschen, oft fernab von Stammtischen. Viele Helfer, die auf diese Weise herausgefordert würden, fühlten sich jedoch ohnmächtig.

Ein paar allgemeingültige Tricks, wie man reagieren könnte, gebe es leider nicht, so die Referentin. Vielmehr gelte es, wirklich zu trainieren: Zum einen müsse man herausfinden, was an der Aussage des Verbal-Angreifers faktisch falsch ist - man sollte also das eigene Wissen rund um das Thema vergrößern. Zum anderen müsste man aber auch verstehen lernen, welche Emotionen, Ängste diesen Gegenüber umtreiben, welche Selbstoffenbarung hinter seiner Aussage steckt. Entsprechend werden im Kurs auch Kommunikationsstrategien geübt. Und auch eine Selbstreflexion der Teilnehmer gehöre dazu, erklärt Steger-Bordon. Die Helfer sollen sich über den eigenen Standpunkt klar werden: "Habe ich eventuell einen sehr radikalen Standpunkt?"

In anderen Städten hat schon ähnliche Kurse gegeben, für die Stiftung Bildungszentrum ist der Kurs eine Premiere. Nach Kursen zu Asylrecht oder Deeskalationstraining in den letzten Jahren habe man nun dieses Thema als aktuell und wichtig erkannt, so die Referentin. Zudem wolle man als Bildungseinrichtung durch das Anbieten von kostenlosen Kursen seine Wertschätzung für die Helfer ausdrücken.

Der Kurs "Argumentationstraining gegen Stammtischparolen" am Samstag, 11. Februar, 10 bis 16 Uhr, ist schon fast voll. Ob man noch einen der letzten Plätze bekommt, kann man wochentags zwischen 8 und 12 Uhr unter der Telefonnummer 0 81 61/1812 17 7 erfragen. Der Kurs wird von der Erzdiözese München-Freising bezuschusst und ist daher kostenlos. Nur für die Verpflegung wird ein Unkostenbeitrag von 15 Euro erhoben. Für Mitte Mai ist laut Kathrin Steger-Bordon ein weiterer Kurs angesetzt, in dem dann auch geplant ist, intensiver auf den Umgang mit Hassparolen im Internet einzugehen.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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