Richtfest für das Asamgebäude:Die Nummer Eins am Platz

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Mit einer großen Krone ist im Asam-Innenhof Richtfest gefeiert worden. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher lobte den Fortgang der Arbeiten. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit dem Beginn der Dachdeckerarbeiten wird auf der Baustelle am Marienplatz Richtfest gefeiert. Auf einen Termin der Fertigstellung lässt sich der Oberbürgermeister auch jetzt nicht festlegen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Es war eine wegweisende Entscheidung, die der Stadtrat am 14. April 2016 getroffen hat. Einstimmig bewilligte er in einer Sondersitzung die Entwurfsplanung für die Generalsanierung des Asamgebäudes - und stellte damit nach jahrelangen Debatten über die Notwendigkeit und die enormen Kosten die Weichen für den Umbau des maroden Komplexes in ein kulturelles und merkantiles Zentrum für die Freisinger. Gut ein Jahr später wurde mit den Entrümpelungsarbeiten in dem altehrwürdigen Komplex begonnen, seither laufen die Bauarbeiten unübersehbar auf Hochtouren. Weil zwar kein neuer Dachstuhl errichtet wurde, die bestehenden nun aber weitgehend saniert sind und eingedeckt werden können, wurde am Donnerstag "Richtfest" gefeiert.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher betonte in einer kurzen Festrede die Bedeutung des Gebäudes für die Stadt Freising als "merkantiles Schmuckstück für die Altstadt". Es sei wichtig, hier ein Bürger- und Kulturzentrum zu schaffen - und dass "die Nummer Eins am Platz dann auch über ein entsprechendes Äußeres verfügt". Nicht zuletzt sei hier auch einmal der Startschuss für die Hochschul-Geschichte Freisings gefallen, erinnerte er in einem kurzen geschichtlichen Abriss.

Das Asamgebäude wurde zwischen 1696 und 1750 unter Fürstbischof Eckher von Kapfing und Lichteneck errichtet und diente tatsächlich zunächst als fürstbischöfliche Priester-Hochschule. Benannt ist der vierflügelige Komplex nach Hans-Georg Asam, der zusammen mit dem Freisinger Stuckateur Nikolas Lichtenfurtner 1709 die Decke im Festsaal gestaltet hat. Die übrigens bereitet bei der Sanierung derzeit "nicht nur Freude", wie der Oberbürgermeister verriet.

Mit der Säkularisation ging das Asamgebäude in den Besitz der Stadt Freising über, die es für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt und entsprechend immer wieder umgebaut hat. Unter anderem hatte das Appellationsgericht hier einmal seinen Sitz. Eine umfassende Sanierung aber blieb in all den Jahrzehnten aus - was um die Jahrtausendwende langsam augenfällig wurde: Schäden an der Statik und Mängel beim Brandschutz traten zutage, die gesamte Haustechnik war überaltert, viele Bauteile unansehnlich und restaurierungsbedürftig. Gleichwohl ist die barocke Bausubstanz aus dem 18. Jahrhundert nahezuvollständig erhalten, der Asamkomplex ist als herausragendes Einzeldenkmal von unschätzbarem historischen Wert. Weil ein Abriss des maroden Gebäudes deshalb außer Frage stand, fasste der Stadtrat 2008 den Beschluss, einen Realisierungswettbewerb "Asamgebäude mit integriertem städtebaulichen Ideenwettbewerb Dombergaufgang" auszuloben, um nicht nur die Bausubstanz zu sanieren, sondern das Gebäude auch neu zu strukturieren und in eine Art Bürgerhaus zu verwandeln.

Gleichzeitig sollte der städtebaulich bedeutende Bereich am Fuß des Dombergs aufgewertet werden. Den Wettbewerb gewannen die Architekten Wollmann und Mang aus München, den Ideenwettbewerb "Deppisch Architekten" aus Freising. Man wolle dem Asamgebäude seine Würde wiedergeben, formulierte Architekt Mang einmal als Ziel seiner Arbeit: "Das hat das Gebäude verdient und Freising braucht das." Mittlerweile sei man zwar "bei weitem nicht fertig", erklärte sein Partner Hannes Wollmann beim Richtfest: "Aber wir sind einmal durch und haben vom Fundament bis zum First alles einmal angefasst."

Wenn die Arbeiten voraussichtlich 2021 abgeschlossen sein werden - auf ein genaues Fertigstellungsdatum wollte sich Eschenbacher auch am Donnerstag nicht festlegen - wird hier das Asamtheater samt Foyer wieder seine Heimat finden, es wird deutlich größere Räume für das Stadtmuseum und die Stadtinformation geben, einen Mehrgenerationen-Treffpunkt sowie eine Gastronomie. Auch Einzelhandel und ein öffentliches WC sind eingeplant - bei berechneten Kosten, die sich inklusive Neugestaltung des südlichen Freibereichs auf 51 Millionen Euro summieren. Dass die Finanzierung keine einfache Aufgabe wird, darauf hatte schon bei dem Beschluss 2016 die damalige Kämmerin Mathilde Hagl hingewiesen. Immerhin erwartete sie damals an Zuschüssen etwa ein Viertel der Kosten - beispielsweise aus Mitteln der Städtebauförderung, dem Entschädigungsfonds des Landes Bayern nach dem Denkmalschutzgesetz, von der Bayerischen Landesstiftung, dem Bezirk Oberbayern oder der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen.

Anfang dieses Monats haben nun zwei Dachdeckerfirmen die Arbeit aufgenommen. Die Asamdächer werden bekanntlich mit roten Biberschwanzziegeln neu eingedeckt, laut Eschenbacher werden sie in Zukunft "das markanteste städtebauliche Zeichen der Altstadt" sein. Ungefähr 150 000 Dachplatten werden am Ende verbaut worden sein - und wenn alles nach Plan läuft, wird die Dachsanierung Ende des Jahres 2019 abgeschlossen.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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