Rekord-Umlagekraft:Rosige Aussichten

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Auch bei der Finanzierung der Freisinger Westtangente, an der sich der Kreis beteiligt, kommt ihm seine derzeit positive Wirtschaftslage entgegen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis rechnet in diesem Jahr mit 217 Millionen Euro. Dadurch kann er jetzt Kredite tilgen und hat etwas Luft für anstehende Projekte im Schul- und Straßenbau

Von Peter Becker, Freising

Das liebe Geld! Kaum ein Kämmerer, der genug davon hat. Es sei denn, er verwaltet den Haushalt der Gemeinde Hallbergmoos. Dann kann er aus dem Vollen schöpfen. Nicht so Landkreis-Kämmerer Gerhard Six, der seit Jahren zwischen Hoffen und Bangen schwankt. Dank der guten Wirtschaftslage haben sich seine düstersten Prognosen bislang aber nicht erfüllt. Für das Haushaltsjahr 2016 steht gar eine noch nie da gewesene Rekord-Umlagekraft von 217 Millionen Euro ins Haus. Der höchste Wert stammte bislang aus dem Jahr 2014 (180,78).

Kein Wunder also, dass Landrat Josef Hauner (CSU) in der letzten Kreisausschusssitzung des vergangenen Jahres vorschlug, angesichts der verheißungsvollen Finanzlage den Hebesatz für die Kreisumlage auch im Jahr 2016 bei 47,9 Prozent zu belassen. Während des Jahresabschlussgesprächs kurz vor Weihnachten verkündete er, die Resonanz der Bürgermeister und Kreisräte auf diese Anfrage hin sei durchaus positiv gewesen. 2016 sei es dem Landkreis aufgrund der rosigen Finanzlage möglich, Kredite zu tilgen. Wenn dann große Investitionen, etwa im Schulbau, anstünden, starte man von einem niedrigeren Niveau aus in eine möglicherweise Neuverschuldung.

Für das kommende Frühjahr ist der Spatenstich für die neue Freisinger Realschule vorgesehen. Sie kostet den Landkreis etwa 44 Millionen Euro. Doch nicht nur in seine Liegenschaften muss er investieren. Um die Betreuung von Flüchtlingen zu gewährleisten, muss er Personal einstellen, sofern dieses zur Verfügung steht. Zu diesem Zweck genehmigte der Kreistag im August einen Nachtragshaushalt. Die Stellenmehrung um 23 Personen für die Bearbeitung der Flüchtlingsangelegenheiten verursacht laut Jahresbericht jährlich allein 1,2 Millionen Euro. Vom Freistaat bekommt er diese Mehrausgaben nur teilweise ersetzt. Hinzu kommen laut Jahresbericht des Landratsamts indirekte Mehrungen des Aufwands, die durch die zusätzlichen Stellen bedingt sind. So war es nötig, zusätzliche Software und einen weiteren Kassenautomaten anzuschaffen, um die Auszahlung von Sozialleistungen an Flüchtlinge zu gewährleisten.

Den 14,6 Millionen Euro, die der Landkreis 2015 in Maßnahmen des Schul- und Straßenbaus steckte, stehen staatliche Zuschüsse von 3,4 Millionen Euro gegenüber. Zu letzteren zählt der Ausbau von mehreren Kreisstraßen im nördlichen und südlichen Landkreis. Und was lange währt, wird endlich gut: Im zweiten Quartal war nach Verzögerungen endlich die Aula des Camerloher-Gymnasiums fertiggestellt. Kostenmehrungen gibt es auch bei den anstehenden Schulprojekten des Landkreises: dem Bau der zweiten Freisinger Realschule sowie der Sanierung und Erweiterung der einstigen Auer Mittelschule zu einer Realschule in der Hallertau.

Obendrein steht jetzt der Bau der Freisinger Westtangente an. Schon seit dem Jahr 2011 gibt es eine Vereinbarung, dass sich der Landkreis an deren Bau finanziell beteiligt. Über mehrere Jahre verteilt sollen insgesamt 14 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen - zumindest bei dem derzeitigen Stand der Kosten. Alles in allem rechnet Kreiskämmerer Six in den kommenden drei bis fünf Jahren mit einem Finanzbedarf zwischen 75 und 77 Millionen Euro.

Der Landkreis sieht die Investitionen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits verschlingen Straßen und Schulen viel Geld. Auf der anderen Seite aber erhöhen sie seine Attraktivität und locken neue Bürger und neues Gewerbe an. Dies verbessert wiederum durch die Einnahmen aus entsprechenden Steuern die finanzielle Lage des Landkreises.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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