Reisebüros in Freising:Lieber eine persönliche Beratung

Lesezeit: 2 min

Auch von den Flugausfällen bei Air Berlin konnten Reisebüros profitieren. Dorthin kamen Kunden, die schnell umbuchen mussten. (Foto: Marco Einfeldt)

Obwohl Online-Buchungen deutschlandweit zulegen, können die Freisinger Reisebüros nicht klagen. Die Zahl der Kunden steigt seit Jahren, viele haben sich vorher im Internet informiert, wünschen aber gezieltere Auskünfte

Von Eva Zimmerhof, Freising

Viele buchen Urlaubsreisen bereits im Internet und diese Entwicklung wird sich fortsetzen - auf Reisebüros kommen deshalb schwere Zeiten zu, wie die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) prognostiziert. In Freising aber wirkt sich dieser Trend noch nicht negativ aus, dort heißt es: "Es geht uns gut." Barbara Morgen vom ADAC-Reisebüro in Freising etwa kann sich nicht beklagen. "Uns gibt es seit 24 Jahren und von Jahr zu Jahr sind die Umsätze und die Kundenzahlen gestiegen, die Reiselust ist ungebremst."

Vor fünf, sechs Jahren habe man die Branche schon für tot erklärt - "und jetzt kommen viele Leute zu uns zurück; wenn sie zum Beispiel Air-Berlin-Flüge gebucht haben und dann alles ausfällt und über die Hotline niemand erreichbar ist", sagt Volker Steinhauser, Inhaber von FS-Reisen. "Die Menschen lernen aus solchen Sachen. Das Vertrauen ins Internet schwindet." Wenn Kunden mit einem Angebot, das sie im Internet gefunden haben, zu ihm kommen, könnten sie es zum gleichen Preis buchen, sagt Steinhauser. "Wenn es aber nichts taugt, rate ich ab." Trotz widriger Umstände, Flughafen vor der Tür, Konkurrenz aus dem Internet und einer nicht unerheblichen Zahl an Reisebüros vor Ort, "habe ich eine befriedigend stabile Geschäftslage."

"Viele Kunden kommen lieber zu uns, weil sie mehr Sicherheit wollen. Einige haben im Internet bereits etwas gefunden, was sie dann bei uns buchen. Für uns ist das Internet keine Konkurrenz", sagt Morgen gar. Ali Tiryakioglu vom Reisebüro Atalya meint dagegen, "das Internet ist ganz klar eine Konkurrenz". Allerdings insofern, dass ihn etwa jeder zweite, dritte Kunde auf die scheinbar günstigeren Online-Angebote anspreche. Sein Reisebüro gebe es seit 2010. "Seitdem haben wir wachsende Kundenzahlen, das können wir ganz stolz sagen", so der Inhaber.

"Unsere Kunden sind in den vergangenen Jahren durch eigene Recherchen im Internet besser vorinformiert als früher und erwarten daher von uns eine noch gezieltere Beratung", schildert Silvia Becherer, Verkaufsleiterin des DER-Reisebüros, das ebenfalls angibt, bei Umsatz und Buchungen kontinuierlich zu wachsen. Im vergangenen Jahr habe sich allerdings die Entwicklung des Verhältnisses von Deutschland zur Türkei bemerkbar gemacht, sagt Ali Tiryakioglu. "Die letzten zwei Jahre waren erschwert durch die politische Situation, Stichwort Tunesien und Türkei, und die Aversion einiger Reisenden gegen diese Länder", räumt auch Steinhauser ein. "Das ist kein Geheimnis in unserer Branche."

Besonders gefragt war deshalb Urlaub am Mittelmeer. Laut FUR war dies 2016 das beliebteste Reiseziel, 36,5 Prozent der Bevölkerung reiste dorthin. 30 Prozent machte Urlaub in Deutschland. "Der Terror beeinflusst die Reiseplanung der Deutschen, Terror wirkt auf die Reisezielwahl und das Reiseverhalten, dämpft aber nicht die allgemeine Reiselust", heißt es in der Reiseanalyse. "Statt in die Türkei haben meine Kunden Reisen nach Griechenland und Spanien gebucht", sagt Tiryakioglu. Bei dieser Einschätzung gibt ihm die FUR recht, die diese Länder touristisch auf der Gewinnerseite sieht. Auf der Verliererseite hingegen stehen die Türkei und Frankreich.

"Um unsere Zukunft mache ich mir keine Sorgen: Unsere Kunden wissen zu schätzen, dass sie - anders als bei Onlinebuchungen - einen Ansprechpartner vor, während und nach der Reise haben", sagt Becherer optimistisch. Der Bedeutungszuwachs von Onlinebuchungen wird jedoch in Zahlen deutlich: Diese stiegen laut FUR von 14 Prozent aller gebuchten Urlaubsreisen im Jahr 2006 kontinuierlich auf 38 Prozent im Jahr 2016. Auf ihren Webseiten bieten viele Freisinger Reisebüros sicherheitshalber auch digitale Buchungsmöglichkeiten an.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: