Reden wir über:Singen für Atemlose

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Ärztin Heidi Bisping-Arnold gründet einen Chor für Lungenkranke

Interview von Gudrun Regelein

Ein "Chor für Atemlose": Das hört sich zunächst nach einem Widerspruch an. Tatsächlich aber verbessere das Singen die Atmung, erklärt die Freisinger Lungenärztin Heidi Bisping-Arnold. Die Freisinger SZ sprach mit der Gründerin des neuen Chors, der für alle Menschen mit einer Lungenerkrankung gedacht ist. An diesem Mittwoch findet das erste Treffen statt.

SZ: Frau Bisping-Arnold, wie kamen Sie auf die Idee, diesen Chor zu gründen?

Heidi Bisping-Arnold: Ich hörte von dem "Chor der Atemlosen" in New York, der vor zwei Jahren gegründet wurde. Eigentlich war das damals ein Werbegag des Herstellers eines neuen, leichten und tragbaren Sauerstoffgeräts. Der Chor hatte dann sogar einen Auftritt im berühmten Apollo-Theater in New York - das ging damals um die Welt. Danach wurden erste "Chöre für Atemlose" auch in Deutschland gegründet. Und ich dachte mir, dass wir das auch hier in Freising machen können.

Braucht man Vorkenntnisse, um im Chor mitsingen zu können?

Nein, absolut nicht. Man muss nur Lust haben zu singen. Jeder ist willkommen.

Manche der Sänger werden Sauerstoffschläuche in der Nase tragen, viele haben das Asthmaspray dabei - all das verbindet man nicht unbedingt mit Singen.

Das mag auf den ersten Blick so sein. Aber es sind Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen, die nicht mehr viel machen können. Früher haben sie sich aufs Sofa gesetzt und gar nichts mehr getan. Heute sagt man, es ist besser, aktiv zu sein. Es gibt beispielsweise auch Sportgruppen für die Betroffenen.

Das Singen verbessert die Atmung - das ist aber nicht der einzig positive Aspekt?

Menschen mit Atemproblemen kapseln sich oft ab. Häufig endet das in einer Depression. Eine Gruppe mit Menschen, die die gleichen Probleme haben, vermittelt Lebensfreude. Gemeinsame Aktivitäten brechen die soziale Isolierung auf. Meist geht man ja nach solchen Treffen noch gemeinsam einen Kaffee trinken oder unterhält sich. Manchmal entstehen sogar Freundschaften, jeder hat ein Auge auf den anderen.

Was wird der Chor singen?

Erst mal werden wir sehen, wie viele Sänger heute kommen. Und dann schauen wir, was sie singen wollen. Geplant ist ein buntes Programm, bei dem jeder etwas finden wird. Wenn alles gut läuft, werden wir hoffentlich im kommenden Frühjahr unseren ersten Auftritt haben. Leiten wird den Chor übrigens die Gesangslehrerin und Atemtherapeutin Anna Gottmann.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?

Ich habe 90 Leute angeschrieben. Das sind Patienten aus meiner ehemaligen Praxis. Wie viele aber kommen werden, weiß ich nicht. Ich bin selber sehr gespannt.

An diesem Mittwoch, 10. Oktober, trifft sich der "Chor für Atemlose" das erste Mal von 13 bis 14 Uhr im Sainerhaus, Obere Domberggasse 15. Interessierte sind dazu eingeladen.

© SZ vom 10.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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