Reden wir über:Sich besser kennenlernen

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Neuer Gesprächskreis Christen und Muslime in Freising

Interview von Gudrun Regelein

Vorträge und Veranstaltungen zum Thema Christentum und Islam gibt es viele. Das Kreisbildungswerk Freising (KBW) hat gemeinsam mit der Islamischen Gemeinde Freising nun aber ein neues Angebot geschaffen: "Weißt du, wer ich bin - ein muslimisch-christlicher Gesprächskreis für Freising". Es gehe darum, miteinander statt übereinander zu reden, sagt Marina Freudenstein, Geschäftsführerin des KBW, im Gespräch mit der SZ Freising. Ein erstes Treffen hat bereits vergangene Woche stattgefunden.

SZ: Frau Freudenstein, weshalb ist dieser Gesprächskreis gerade jetzt so wichtig?

Marina Freudenstein: Es gibt viele Vorurteile und Halbwissen. Man redet nur selten miteinander, eher übereinander. In jüngster Zeit aber hat das Thema Religion - vor allem wegen des islamistischen Terrors auf der Welt - eine größere gesellschaftliche Bedeutung gewonnen. Gerade auch bei der Frage des Zusammenlebens von Deutschen und Zuwanderern. Ich habe oft erfahren, dass Christen anderen Christen versuchen den Islam zu erklären - und dachte mir, dass es doch viel besser wäre, wenn diejenigen, die einen Glauben leben, darüber sprechen.

Ideengeber für diese Begegnungen auf Augenhöhe waren Sie?

Ja, die Idee entstand bei uns. Wir haben Kontakt mit Ismet Ünal von der Islamischen Gemeinde aufgenommen und dieser fand den Gedanken auch sofort gut. Wir haben dann gemeinsam überlegt, wie wir den Austausch realisieren können. Es sollte ein offener Treffpunkt sein, statt Expertenvorträge wollten wir persönliche Kontakte. Die erste Begegnung fand im Raum der Begegnung, also auf "neutralem Feld", statt.

Wer kam zu diesem ersten Abend? Und was waren die Themen?

Es waren etwa 25 Besucher da: halb Muslime und halb Christen. Es waren ganz unterschiedliche Menschen, etwa zwei Drittel Männer, junge und alte. Die meisten der Zuwanderer leben schon sehr lange in Freising oder wurden sogar hier geboren. Die Themen waren so bunt, wie die Menschen: Wir hatten keine Vorgaben gemacht. Es ging um das Frauenbild, um das Kopftuch und welche Bedeutung es für Frauen hat, um die Geschlechtertrennung in den Moscheen, um die unterschiedliche Textauslegungen von Koran und Bibel... es war ein Themenhopping, ein sehr offener Gesprächskreis.

Wie geplant also eine ungezwungene Begegnung und ein offener Austausch?

Ja, das ist wirklich gelungen. Es gab sehr viele Wortmeldungen und persönliche Kontakte. Alles war unkompliziert - fast schon wie bei einem Stammtisch.

Sie hören sich sehr begeistert an. Wird es eine Fortsetzung geben?

Ganz bestimmt. Das Interesse ist da und wir wollen nun den Gesprächskreis weiter ausbauen - auch im Rahmen der Begegnung. Wir suchen nach einem neuen Termin.

Können Sie sich denn vorstellen, dass dadurch langfristig das Klima in Freising verändert wird?

Alleine dass es diesen Gesprächskreis gibt, zeigt doch, dass wir ein gutes Klima haben, zumindest ein friedliches Nebeneinander. Ich weiß nicht, ob es dadurch zu Veränderungen kommen wird. Aber man lernt sich besser kennen und verstehen - und das ist auf jeden Fall wichtig und verbessert ein gutes Miteinander.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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