Reden wir über:Kontrollverlust beim Festival

Lesezeit: 2 min

Lea Baab, Studentin der Sozialen Arbeit, informiert über die Gefahren von Drogen und Alkohol. (Foto: oh)

Lea Baab informiert über die Gefahren von Drogen und Alkohol

Interview von Marina Wudy

Bei großen Festivals steht nicht immer nur allein die Freude an der Musik im Vordergrund. Auch Drogen werden dort konsumiert, legale wie illegale. Außerdem trinkt so manch ein Festivalbesucher mehr, als ihm gut tut. Für einen bewussten Umgang mit den Themen Drogen, Alkohol und auch Sex werben darum die Mitarbeiter am Präventionsstand des Jugendamtes. Unter der Leitung von Lea Baab, Studentin der Sozialen Arbeit, war der Stand bei allen wichtigen Festivals in diesem Jahr vertreten, beim "Plus" am Vöttinger Weiher, bei der "Brass Wiesn" in Eching und bei "Utopia Island" in Moosburg. Die SZ Freising hat nachfragt, wie das Angebot bei den Besuchern aufgenommen wird.

SZ: Was genau ist das Ziel Ihrer Arbeit?

Lea Baab: Unser Motto ist grundsätzlich: "Egal was ihr tut, tut es sicher". Wir wollen also niemanden anprangern oder zurechtweisen, sondern umfassend über die Risiken und Gefahren, die Alkohol und Drogen sowie ungeschützter Geschlechtsverkehr mit sich bringen, informieren. So kann am Ende zwar immer noch jeder selbst entscheiden, ob er oder sie nun Drogen nimmt oder ungeschützt Sex haben will, aber man ist sich immerhin über die möglichen Folgen im Klaren.

Wie genau sieht das Angebot aus?

Das hängt vom Festival ab. Auf der Brass Wiesn beispielsweise haben wir hauptsächlich über Alkohol und Verhütung informiert, bei Utopia Island hingegen lag unser Fokus mehr auf Drogen. Generell bieten wir ein großes Angebot an Infomaterial über Drogen, Alkohol und Themen wie Geschlechtskrankheiten und "Safer Sex". Zudem gehört zu unserem Stand auch immer eine Chill-Area. Außerdem verteilen wir Kondome oder Brausebonbons. Manchmal sind wir auch mit dem Bauchladen unterwegs, zum Beispiel vergangenes Wochenende auf dem Utopia Island.

Kommen denn die Festivalbesucher eigenständig oder sprechen Sie auch Leute an?

Nein, wir sprechen grundsätzlich keine Leute an. Bei uns herrscht eine "Komm-Struktur". Das heißt, dass vor allem zwischen Spielpausen von Bands meist sehr viele Festivalbesucher von den Giveaways oder der Chill-Area an unseren Stand gelockt werden. So etwas spricht sich ja auch herum. Wenn die Leute dann aber erst mal bei uns im Zelt sind, um kostenlos Kondome abzuholen, fällt es meist sehr leicht, sie in ein Gespräch zu verwickeln und mögliche Probleme oder Aufklärungsbedarf festzustellen. So können wir helfen und informieren, ohne uns den Leuten aufzudrängen.

Und was kommt bei den Besuchern am besten an?

Definitiv die "Condom Sizer" - das sind kleine gesponserte Giveaways, mit denen Männer ihre Kondomgröße ermitteln können. Sobald bekannt wird, dass wir die haben, stehen plötzlich alle im Zelt (lacht). Aber wie gesagt, für uns ist das nur gut. Die Dinger fungieren halt als Lockvögel, um die Leute zu uns zu bringen.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: