Reden wir über:Jeder hat seine eigene Prägung

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Veronika Unterreithmeier bedauert, dass die Probleme ihrer Kinder für viele Eltern ein Tabuthema sind. (Foto: Marco Einfeldt)

Veronika Unterreithmeier bietet interkulturelles Training an

interview Von Anna Dreher

Noch leben keine Flüchtlinge in Marzling. Auf die neue Situation im Ort - im März sollen 55 Flüchtlinge kommen - können die Bürger trotzdem schon vorbereitet werden: mithilfe eines interkulturellen Trainings. Veronika Unterreithmeier (32) vom katholischen Kreisbildungswerk leitet die Veranstaltung.

SZ: Frau Unterreithmeier, wie kann interkulturelles Verständnis trainiert werden?

Veronika Unterreithmeier: Mit Gesprächen. Wir werden Übungen zur Selbstreflexion machen, immer mit der Möglichkeit zur Diskussion. Davor gibt es noch einen Vortrag zum Thema Migration. Wir möchten Gedankenimpulse setzen und einen Rahmen für den Austausch schaffen. Natürlich geht das auch am Stammtisch, aber oft mit falschen oder vagen Informationen. Wir wollen das nötige Wissen vermitteln und Fragen beantworten wie zum Beispiel: Was heißt eigentlich Kultur? Da müssen wir eine Diskussionsgrundlage liefern.

Was bedeutet das konkret?

Es geht nicht um richtig oder falsch. Wir wollen den Leuten helfen zu verstehen, dass jeder seine eigene Prägung, seine eigene Wahrnehmung hat, die beeinflussen, wie man auf jemanden zugeht. Das zu wissen hilft bei Begegnungen mit Menschen.

Was erwarten Sie von dem Abend?

Ich hoffe, dass sowohl Helfer als auch Flüchtlinge und Menschen, die merken, dass sie Sorgen und Ängste haben und sich damit beschäftigen wollen, kommen. Dann gelingt uns ein reger Austausch und wir können Vorurteile abbauen. Daraus kann sich viel Positives entwickeln. So ein Training hilft nicht nur bei der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen und Migranten.

Inwiefern?

Es führt zu mehr Miteinander im Alltag. Auch unter Deutschen gibt es ja sozio-kulturelle Unterschiede. So können Stück für Stück Hürden abgebaut werden. Was nicht vergessen werden darf: Auch bei Helfern kann es zu Überforderung kommen. Deswegen ist es wichtig, dass wir ein Bewusstsein für die eigenen Grenzen schaffen. Wenn Menschen ihren Interpretationsraum kennen und den Perspektivwechsel in die Situation von anderen schaffen, ist schon viel gewonnen.

Das Thema Migration ist allgegenwärtig. Worin liegt die Herausforderung im Umgang mit dieser Thematik für Sie?

Darin, diesem komplexen Thema für verschiedene Menschen in kurzer Zeit gerecht zu werden. Bei einer Abendveranstaltung von eineinhalb Stunden kann man nur oberflächlich bleiben, das kann nur ein Einstieg sein. Aber wir haben zu diesem Bereich bereits weitere Veranstaltungen geplant. Wir möchten unter anderem einen vermehrten interreligiösen Austausch schaffen.

Ist Marzling mit so einer vorbereitenden Veranstaltung Vorreiter?

Das nicht unbedingt, die Stadt München und andere Gemeinden sind auch schon früh aktiv gewesen. Die Erfahrungen sind dabei ganz unterschiedlich. Es gibt mal mehr, mal weniger Willkommenskultur, mal mehr, mal weniger informierte Bürger. Das Interesse an solchen Veranstaltungen ist unabhängig davon aber überall da. Wir sind zum Beispiel auf der Mitgliederversammlung explizit zu mehr Flüchtlingsarbeit aufgefordert worden. Dem kommen wir jetzt nach.

Die Veranstaltung findet am Montag, 18. Januar, von 19.30 bis 21 Uhr statt. Interessierte können sich im Pfarrbüro Marzling (08161/62877, st-martin.marzling@ebmuc.de) anmelden.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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