Reden wir über:Humor in der Wissenschaft

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Professor Michael Suda möchte mit Querdenken den Geist beflügeln

Interview von Dennis Wenzl, Freising

Michael Suda ist Professor an der Technischen Universität München. Neben seinem Fachbereich hat er eine zweite große Leidenschaft. Den Humor. Am Montag, 23. November, wird er von 20.15 Uhr in der Hochschulgemeinde Freising den Vortrag "Ernstes heiter gesagt - wie Lachen und Humor unser Denken beflügeln" halten. Mit der Freisinger SZ sprach er über Wissenschaft und Humor.

SZ: Sie sind Professor für Wald- und Umweltpolitik in München. Welche Rolle spielt Humor in Ihrem Leben?

Michael Suda: Humor spielt in meinem Leben eine zentrale Rolle. Er ermöglicht, dass ich das, was ich tue, mit einem Lächeln betrachte und mich in einer anderen Art und Weise wahr und nicht so ernst nehme. Der Humor zaubert auch eine andere Stimmung in den Raum. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln und diese Abkürzung nehme ich gerne.

Humor und Wissenschaft. Wie passt das zusammen?

Wissenschaft und Humor sind wie Dick und Doof. Die Wissenschaft steht für Erkenntnis, der Wissenschaftler für eine Autorität, die mit starren Prinzipien auf die Welt blickt. Diese Figur schreit nach einem Gegenpol, einer Person, die mit beiden Beinen im Leben steht, lustig verspielt und manchmal unkontrolliert den Status in Frage stellt. Durch das Zusammenspiel dieser beiden Urcharaktere wird es humorvoll. Man kann aber auch beide Positionen vertreten, muss jedoch darauf achten, dass das für die Zuschauer klar wird. Es ist das geschickte Infragestellen der eingenommenen Position. Es gibt nicht die Wissenschaft, sondern immer unterschiedliche Sichtweisen. Dies kann durch die beiden Figuren wunderbar verdeutlicht werden.

Wie bewahrt man sich bei so viel Humor die nötige Autorität im Hörsaal?

Zur Wissensvermittlung brauchen Professoren Begeisterung für den Stoff, den sie vermitteln, sie brauchen Begeisterung für die jungen Menschen und sie brauchen Begeisterung für den Prozess, der zwischen ihnen und dem Publikum entsteht. Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, dann wird Humor im Hörsaal zur Lachnummer. Humor ist also eine Prise Chili auf dem Stoffberg, den es zu bewältigen gilt. Er steht nicht im Mittelpunkt und eine geringe Dosis reicht häufig aus, der langweiligen Lehre ein Lächeln abzugewinnen. Es geht nicht um dauernde Lacher, es geht um eine Atmosphäre, die es ermöglicht, sich auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.

Sie lehren, dass Querdenken und Humor den Geist beflügeln. Können Sie ein Beispiel nennen bei dem diese Herangehensweise Ihre Forschung beeinflusst hat?

Forschung ist und bleibt eine ernste Sache, die nach wissenschaftlichen Standards abläuft. Es kann jedoch vorkommen, dass man sich durchaus ab und zu im Datendickicht verliert. Mit Humor betrachtet, kann sich dann eine andere Perspektive eröffnen. Humor ist bei mir immer dann im Spiel, wenn es darum geht, wissenschaftlichen Ergebnisse zu verbreiten. Das erhöht die Aufmerksamkeit und diese ist das knappste Gut in dieser Welt.

Wie nutzen Sie Ihr Talent, alles mit Humor zu nehmen, im Alltag?

Es wäre übertrieben, wenn ich sagen würde, ich nehme alles mit Humor. Manchmal ist auch Schluss mit lustig. Im Alltag ist Humor eine Form der Wertschätzung anderer Menschen. Ausgeschlossen ist also Hohn, Spott oder Sarkasmus. Mein Talent besteht wohl darin, dass ich versuche, anderen freundlich und aufgeschlossen zu begegnen und zugewandt zuhöre. Wie sagt meine Frau: Ein Tag ohne gemeinsames Lachen ist ein verlorener Tag.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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