Reden wir über:Energieautarkes Neufahrn

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Florian Pflügler. (Foto: Marco Einfeldt)

Florian Pflügler setzt sich für mehr kleine Fotovoltaik-Anlagen ein

interview Von Birgit Grundner

Die Energiewende in Neufahrn war Thema der Vollversammlung der Agenda 21. Es gab Informationen zu Energienutzung und Klimaschutzkonzepten. Umweltreferent Florian Pflügler (ÖDP) will sich darum kümmern, dass wenigstens ein Teil davon auch in Neufahrn umgesetzt wird.

SZ: Wenn Sie eine Vision für die Energiewende formulieren dürften - wo steht Neufahrn 2035?

Pflügler: Wir haben mit der Energiewende in Neufahrn vor 15 Jahren praktisch bei null angefangen. Heute decken wir allein durch Biomasseheizkraftwerke fast 40 Prozent des elektrischen Energiebedarfs ab. Außerdem wurden viele Fotovoltaikanlagen errichtet, deren Leistung deutlich über fünf Prozent liegt. Geht es so weiter, dann überschreiten wir die 100-Prozent-Abdeckung sicher schon weit vor 2035. Auch bei der Wärmeversorgung haben wir durch unser Biomasseheizkraftwerk einen weit überdurchschnittlichen Anteil an erneuerbaren Energien für die Gebäudeheizung. Zu den Gebäuden, die bereits jetzt zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien beheizt werden, gehören alle Schulen, drei Kindergärten, das Rathaus und das Pfarrzentrum.

Könnte Neufahrn einmal komplett unabhängig werden?

Jein. Die für unsere Gemeinde erforderliche elektrische Energie können wir in einigen Jahren im Gemeindegebiet vollständig erzeugen. Aber unsere Eigenerzeugung passt nicht zu jedem Bruchteil einer Sekunde zu dem erforderlichen elektrischen Verbrauch. Dazu brauchen wir weiter die Hilfe eines Netzbetreibers, der zum Beispiel mit einem Pumpspeicherkraftwerk Überschuss und Mangel ausgleicht.

Wie sehen die realistischen nächsten Schritte aus?

Ich möchte für unser Wärmenetz mit zu 100 Prozent erneuerbaren Energien versuchen, möglichst viele weitere Gebäude anzuschließen. Das gelingt bei Neubauten am leichtesten.

Was kann die Gemeinde noch beitragen?

Die meisten Gebäude haben wir bereits energetisch saniert oder sind gerade dabei, wie zum Beispiel beim Rathaus. Der Fotovoltaik-Strom aus Eigenerzeugung kostet inzwischen weniger als die Hälfte des Stromeinkaufs am Markt. Deshalb beantrage ich im Haushalt 2016, die Mittel für kleine Fotovoltaik-Anlagen bereit zu stellen, die dem Eigenbedarf in gemeindlichen Gebäuden dienen. Wir brauchen auch einen Energieexperten oder eine Expertin in der Gemeindeverwaltung. Er oder sie muss bei allen Planungen und Bauvorhaben im Rathaus direkt dabei sein.

Was kann jetzt jeder Einzelne beitragen?

Kleine Fotovoltaik-Anlagen bis zehn Kilowatt sind für die Eigenversorgung wirtschaftlich sehr attraktiv. Wenn 60 Prozent der Gebäude so eine Anlage hätten, würde das zu einer Eigenbedarfsabdeckung von rund 40 Prozent durch Fotovoltaik führen. Ganz wichtig ist auch der sparsame Umgang mit Strom und Wärme. Die Motivation geht ja letztlich über den Geldbeutel.

Gibt es da Anreize?

Für die Wärmeversorgung durch erneuerbare Energien gibt es attraktive Förderprogramme des Bundes. Außerdem wird der wirtschaftliche Vorteil schnell klar. Bei der Fotovoltaik zur Eigenversorgung spart man sich mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Kauf der elektrischen Energie - und das ohne irgendwelche Fördermittel.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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