Reden wir über:Die Nette von den Roten

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Elke Karell von der SPD versucht sich gegen die Dominanz der CSU und der Freien Wähler zu behaupten. (Foto: privat)

Seit zehn Jahren gibt es die SPD in der Hallertau. Die Vorsitzende Elke Karell ist trotz gesunkener Wählerzahlen guter Dinge

Interview von Eva Zimmerhof

Zu "einer schlagkräftigen Truppe" sollten sich vor zehn Jahren die Ortsvereine Au, Attenkirchen, Nandlstadt und Rudelzhausen zusammenschließen, sagt Elke Karell. So sei die SPD Hallertau entstanden. Seitdem versucht sie sich gegen die Dominanz der CSU und der Freien Wähler zu behaupten. Die Vorsitzende Elke Karell ist trotz gesunkener Wählerzahlen guter Dinge .

Frau Karell, wie fühlen Sie sich als Rote in einem "schwarzen Land?"

Ich habe inzwischen schon den zweiten Transit mit SPD-Aufklebern darauf. Am Anfang habe ich mir noch gedacht, mal sehen, wie lange es dauert, bis sie mir die Reifen aufstechen. Aber es ist nichts passiert, im Gegenteil. Ich habe so die wenigen Roten, die es hier gibt, schneller kennengelernt. Die Akzeptanz unter den Leuten ist ganz groß. Auf dem Dorffest heißt es etwa: Da kommt die Karell von der SPD, aber das ist eine Nette.

Wie viele Mitglieder hat die SPD Hallertau?

Wir sind jetzt 26 und diese Zahl ist seit einigen Jahren konstant. Jedes Jahr kommen ein, zwei junge Mitglieder dazu, also Leute um die 30. Es sterben aber auch immer welche weg.

Aber das ist nicht die Mitgliederzahl, die Sie bei der Gründung Ihres Ortsvereins hatten?

Da waren es noch 40. Wir hatten anfangs sehr viele ältere Mitglieder. Aber teilweise haben Ortsvereine 100 Mitglieder, von denen dann nur fünf zur Mitgliederversammlung kommen. Bei uns kommt immer ein Drittel bis die Hälfte. Das ist für eine Partei schon relativ gut.

Bei den Kommunalwahlen 2014 holte die SPD im Landkreis 10,51 Prozent der Stimmen, 2008 waren es noch 13,41 Prozent. Welche Perspektiven hat die SPD hierzulande?

Ich sehe keinen generellen Abwärtstrend. Ich denke vielmehr, dass dieses Niveau konstant bleibt. Über zehn bis 15 Prozent bin ich froh. 20 Prozent wären natürlich schöner. Aber gerade die Hallertau ist einfach kein SPD-Land. Viele Sachen, für die die SPD steht, sind den Leuten hier nicht so wichtig. Der Kampf gegen die dritte Startbahn beispielsweise interessiert die Leute nicht so, weil sie die Flugzeuge hier gar nicht hören. Und auch Wohnraum ist nicht wirklich knapp.

Mit welchen Themen beschäftigt sich die SPD Hallertau dann?

Viele von uns haben sich als ehrenamtliche Helfer für die in unseren Gemeinden lebenden Asylbewerber gemeldet. Und die SPD unterstützt zum Thema Pflegesituation vor Ort zum Beispiel ein Projekt der Arbeiterwohlfahrt, bei dem Demenzkranken und ihren pflegenden Angehörigen geholfen wird. Außerdem organisieren wir mehrmals im Jahr Spielnachmittage. Dabei geht es uns nicht darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Wir wollen einfach etwas den Angeboten der rechten Szene entgegensetzen, die sich häufig Kinder aus sozialschwachen Familien sucht, um ihre Überzeugungen zu verbreiten. Wir haben hier keine rechtsradikale Region, aber es gab vor zwei Jahren diesen Laden in Au, der Klamotten aus der rechten Szene verkauft hat. Da haben wir dann eine Informationsveranstaltung organisiert. Der Auer Bürgermeister hat hinterher gesagt, sie wäre besser als die vom Innenministerium gewesen. Da haben wir uns sehr gefreut.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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