Reden wir über:Das Höchste aller Gefühle

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Foto: Marco Einfeldt (Foto: Marco Einfeldt)

Olympia-Fan Leonhard Held ist zu seinem Bedauern in Rio nicht dabei

Interview von petra schnirch

2004 war er mit seiner Tochter Bettina bei Olympia in Athen, 2008 in Peking, 2012 in London. Auch beim Hochsprung-Gold für Ulrike Meyfarth 1972 in München war Leonhard Held im Stadion. Für den 62-jährigen Allershausener ist das noch immer ein "Gänsehaut-Moment", vor allem, weil es der letzte unbeschwerte Tag der Spiele vor dem Attentat auf die israelischen Sportler war. Ursprünglich wollte Held auch nach Rio fliegen, kurzfristig aber hat er sich anders entschieden.

SZ: Sind Sie im Olympia-Fieber?

Held: Total. Ich sitze auch nachts vor dem Fernseher. Bei den richtigen Ereignissen mit deutscher Beteiligung gehe ich nicht ins Bett.

Warum sind Sie diesmal nicht live dabei?

Olympia ist sehr eindrucksvoll, aber strapaziös. Man ist stundenlang mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs oder mit Taxis. Ich bin derzeit aber gesundheitlich nicht ganz fit.

Was macht den Reiz aus, alle vier Jahre in die Olympia-Städte zu reisen?

Den Sommerurlaub mit den Olympischen Spielen zu verknüpfen. Man lernt nicht nur die Metropolen kennen, sondern kann täglich sportliche Spitzenleistungen hautnah und bei bester Stimmung verfolgen.

Was interessiert Sie besonders?

Wir sind Fans der deutschen Sportler aller Sportarten. Wir wollen bei den einzelnen Entscheidungen so oft wie möglich direkt unter den Zuschauern sein und unsere Landsleute lautstark anfeuern. Nur dann prickelt es. Aber es wird immer schwieriger, spontan Karten zu kaufen, wenn deutsche Athleten weiterkommen. In Athen gab es noch Ticketschalter vor Ort. In Peking konnte man Karten zum Teil online oder privat organisieren. In London galt das dann plötzlich als Schwarzhandel. Dort war es ganz schön streng.

Ihr schönstes Erlebnis bei Olympia?

In Peking haben wir jedes Spiel der Hockey-Mannschaft gesehen, auch das Finale. Unsere Gruppe hat sie angefeuert, nach dem Gewinn der Goldmedaille sind die Spieler dann zu uns rübergekommen. Anschließend waren wir mit im Deutschen Haus. Das war das Höchste aller Gefühle. Dort haben wir nicht nur mit der gesamten Hockey-Herrenmannschaft gefeiert, sondern auch einige andere Medaillengewinner kennengelernt, unter anderem Gewichtheber Matthias Steiner, dessen Goldmedaille ich dann selbst in die Hand nehmen durfte.

Gehen Sie bei den Wettbewerben so richtig mit?

Sie würden mich nicht mehr erkennen, mit der Bemalung im Gesicht. Wir haben alles an Fanartikeln dabei, was es gibt, angefangen von der Mütze bis zur Fahne mit Autogrammen. Und wir schreien, was geht.

Wie erleben Sie aktuell die Olympischen Spiele in Rio?

( Zögert etwas). Es stinkt mir, wenn ich sehe, wie viele Plätze frei sind. Bei den Vorentscheidungen waren die Stadien oft nur halb voll. Vor Ort aber kommt man nicht an Karten, es ist überhaupt schwierig, Informationen zu erhalten. Am Fernseher sieht man jedenfalls wesentlich mehr - und es ist stressfreier.

Wie sieht es in vier Jahren aus? Sind Sie dann wieder live dabei.

Das ist mein Ziel. In Tokio wäre ich gern wieder dabei. Olympische Spiele sind einfach sehr beeindruckend, das sind unvergessliche Erlebnisse.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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