Rauchverbot:Ringen um den Qualm

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Zwei Aktionsbündnisse kämpfen in Freising für zwei unterschiedliche Ziele: Die Wirte wollen Glimmstengeln nicht komplett aus ihren Lokalen verbannen wollen. Vielen Bürgern passt das jedoch gar nicht.

Sabina Dannoura

Der Kampf um die Stimmen steht noch bevor: Im Landkreis ist es gut drei Wochen vor dem Volksentscheid am 4. Juli für oder gegen einen "echten Nichtraucherschutz" überraschend ruhig. Hinter den Kulissen laufen jedoch die Vorbereitungen für Werbekampagnen - sowohl bei den Initiatoren des Gesetzesvorschlags wie bei den Gegnern eines totalen Rauchverbots in Gaststätten.

Streit ums Rauchen: Am 4.7. können die Bürger in Bayern über das Rauchverbot abstimmen. (Foto: ddp)

Ulrich Vogl, ÖDP-Kreisvorsitzender und Kopf des lokalen Aktionsbündnisses für einen "echten Nichtraucherschutz", wirkt sehr gelassen: Die Zeit bis zur Abstimmung am 4. Juli reiche, um die Bürger zu sensibilisieren, meint er. "Wir wollen mit dem Schilderwald nicht zu früh anfangen." Bis zum Wochenende würde die Internetseite des Aktionsbündnisses aktualisiert (www.nichtraucherschutz.infreising.de). Ansonsten hat Vogl "ein gutes Gefühl", wie er sagt, ausreichend Leute zur Stimmabgabe zu bewegen. Zumal auch Briefwahl möglich sei (Kasten).

Die erfolgreiche Unterschriftensammlung des Volksbegehrens stimmt die Unterstützer der Gesetzesnovelle optimistisch, dass sie auch im entscheidenden Durchgang als Sieger vom Platz gehen. Dennoch wollen sie auch argumentativ Flagge zeigen: "Das größte Manko des geltenden Gesetzes ist die Qualm-Freigabe in Festzelten, also bei klassischen Familienfesten", moniert Vogl, weil dieser Missstand besonders Kinder und Jugendliche treffe.

"Nein zum Rauchverbot in Festzelten" titelt wiederum ein Flyer, der im Brauhaus Freising bereits auf den Tischen ausliegt. Gastwirt Andreas Gritz unterstützt das "Aktionsbündnis für Freiheit & Toleranz", das sich gegen eine Verschärfung der geltenden Regelungen ausspricht. "Ich habe den Gesetzesentwurf gelesen, das ist ein Etikettenschwindel und kein absolutes Rauchverbot", begründet Gritz sein Engagement. Denn in öffentlichen Gebäuden, Ministerien, Schulen, Kindergärten oder Jugendzentren könne in Nebenräumen das Rauchen gestattet werden, zitiert er aus der Vorlage, "aber der kleinen Eckkneipe soll es verboten werden". Dies sei weder eine vernünftige noch faire Lösung, empört sich der Gastwirt, der selbst "alle heiligen Zeiten mal" eine Zigarre genießt.

Der Kreisverband Freising des Hotel- und Gaststättenverbands (BHG) startet am Dienstag, 15. Juni, um 15 Uhr im Brauhaus seine Aufklärungskampagne - gegen den propagierten Nichtraucherschutz. Nicht alle Gastronomen würden an einem Strang ziehen, räumt Kreisvorsitzender Günter Maisberger ein: "Aber die meisten unserer Mitglieder sind der Meinung, man solle die Entscheidung den Wirten überlassen." Zumal das Qualmen in abgeschlossenen Räumen niemanden störe. Werde das geltende Gesetz eingehalten und kontrolliert, sei ein Schutz von Nichtrauchern gegeben, findet Maisberger. Er warnt außerdem vor den wirtschaftlichen Konsequenzen bei einem totalen Verbot. In seiner Neufahrner Gaststätte erlaube er nur in einem Nebenzimmer und vor allem freitags den Kartenspielern zu rauchen: "Wenn ich das verbieten muss, kommen die nicht mehr." Strategie des BHG ist es, dass die Wirte ihre Gäste mobilisieren. Auch Plakate sollen noch geklebt werden.

Übernächste Woche will das lokale Aktionsbündnis seine Kampagne starten. Die angekündigten Aktionen von Wirten machen Ulrich Vogl nicht bange. "Es gibt auch einen vernünftigen Teil im Hotel- und Gaststättenverband, der einen Gesundheitsschutz unterstützt", gibt er mit Blick auf Mitstreiter und Nachtcafé-Chef Max Riemensperger zu bedenken. Außerdem entschieden am 4. Juli die bayerischen Bürger und nicht die Gastwirte.

© SZ vom 10.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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