Rasen bringt nicht viel:Lieber ein Zeitpolster einplanen

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Wegen gefährlicher Überholmanöver kommt es immer wieder zu schweren Autounfällen. (Foto: Marco Einfeldt)

Vor allem im ländlich geprägten nördlichen Landkreis sind missglückte Überholmanöver häufig ein Grund für schwere Unfälle mit Verletzten. Polizei und ADAC raten dazu, defensiv zu fahren

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Welcher Autofahrer kennt das nicht: Man hat es eilig - und vor einem auf der Landstraße kriecht ein Lastwagen. In dieser Situation fällt es manchen nicht leicht, geduldig zu bleiben. Ein sicheres Überholen, so warnte der ADAC kürzlich, sei aber nur an wenigen Stellen möglich. Im Zweifel also sollte man lieber Ruhe bewahren. "Unfälle, die wegen eines Überholmanövers passieren, haben zumeist schwerwiegende Folgen", sagt Moosburgs Polizeichef Christian Bidinger.

16 Unfälle im Zusammenhang mit einem Überholmanöver ereigneten sich im Jahr 2017 auf dem Gebiet der Moosburger Polizeiinspektion - und damit fast 50 Prozent aller dieser Unfälle im Landkreis Freising. Ein Jahr zuvor waren es 20 solcher Unfälle gewesen. Bidinger erklärt diesen hohen Anteil damit, dass es im ländlichen nördlichen Bereich einen großen Anteil an Straßen außerorts gebe, wo häufiger überholt werde als im Stadtgebiet. Relativ viel passiere gerade auf der dicht befahrenen Bundesstraße B 301, berichtet er. Die meisten dieser Unfälle hätten schlimme Folgen: "Häufig haben wir Verletzte, im Jahr 2016 sogar einen Toten. Und auch die Sachschäden sind zumeist sehr hoch."

Der Polizeichef rät, sich für die Fahrten ein Zeitpolster einzuplanen. Denn unter Zeitdruck sei man risikobereiter und überhole trotz ungünstiger Verhältnisse. Viel Zeit gewinne man durch die Überholmanöver sowieso nicht, sagt er. Auf der Staatsstraße 2350, der früheren B 11, beispielsweise sei am Morgen und nach Feierabend das Verkehrsaufkommen sehr dicht. "Überholen bringt dann nahezu nichts." Denn gerade in der Rush Hour habe man eine Minute später wieder einen Lastwagen oder ein langsam fahrendes Auto vor sich.

Vom Statistischen Bundesamt gibt es Zahlen aus dem Jahr 2016: Vier Prozent aller Unfälle mit verletzten Personen ereigneten sich in Deutschland wegen eines Fehlers beim Überholen. Auf den Landstraßen gab es damals 1777 Verkehrstote. "Bei uns im Landkreis sind Unfälle in Zusammenhang mit einem Überholmanöver Gott sei Dank kein großes Thema", sagt dagegen Robert Weller, Mitarbeiter im Sachgebiet Verkehr bei der Freisinger Polizei, mit Blick auf den gesamten Landkreis. 2017 waren es 33 Unfälle aufgrund eines missglückten Überholmanövers, berichtet er. Und das bei einer Gesamtzahl von 5474 Verkehrsunfällen - die Kollisionen auf den Autobahnen sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

Allerdings wurden 16 Menschen bei misslungenen Überholmanövern verletzt, vier davon schwer, der Gesamtschaden betrug 166 000 Euro, wie Weller berichtet. Gründe für einen Zusammenstoß seien beispielsweise das Überholen trotz Gegenverkehrs oder unzureichender Sichtverhältnisse. Manchmal werde auch der nachfolgende Verkehr nicht beachtet oder es passiere ein Fehler beim Wiedereinordnen. Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich auf Staatsstraßen (15) gefolgt von Kreisstraßen (11). Zumindest im Landkreis sind es nicht die "jungen Wilden", die dafür verantwortlich sind: Gerade einmal drei der Unfallverursacher kamen aus der Gruppe der unter 24-Jährigen. "Rein statistisch sind die nicht das Problem", sagt Weller. Auch er rät dazu, kein Risiko einzugehen, um vermeintlich Zeit zu gewinnen. "Es ist besser, zurückhaltend zu fahren."

Sinn mache es, die Strecke zu überdenken und lieber ein paar Minuten mehr einzuplanen - gerade bei dem immer dichteren Verkehrsaufkommen im Landkreis. Laut ADAC ist ein sicheres Überholen nur bei einer Sichtweite von 700 Metern - das entspricht einem Abstand von 14 Leitpfosten am Straßenrand - möglich. Zudem müsse ein Auto 100 Stundenkilometer schnell fahren, um einen Lastwagen mit Tempo 60 sicher passieren zu können. Das allerdings, so der ADAC, sei nur an wenigen Stellen möglich.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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