Radfahren in der Stadt:Die Mängelliste ist lang

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Radfahrer bewerten das "Fahrradklima" in Freising und Moosburg bei einer Umfrage des ADFC als schlecht

Von Peter Buchholtz, Freising

Zu schmale Radwege, kein Angebot an öffentlichen Leihfahrrädern und zu seltene Falschparkerkontrollen auf Radwegen - das sind die zentralen Kritikpunkte der Freisinger und Moosburger beim ADFC-Fahrradklima-Test 2016, dessen Ergebnisse nun veröffentlicht wurden. Die Umfrage ist das "Kundenbarometer" der Radfahrenden in Deutschland. Mit Freising und Moosburg beteiligten sich in zwei der 24 Landkreiskommunen ausreichend Bürger, damit der Test statistisch signifikant ausgewertet werden konnte.

Mit einer Gesamtnote von 3,7 erzielte Moosburg punktgenau die Durchschnittsnote der bayerischen Städte unter 50 000 Einwohnern und erreichte Platz 28 von 51. Freising schnitt mit der Note 4,0 etwas schlechter ab und erreichte Platz 38.

Positiv bewertet wurden in dem Fragebogen mit 22 Fragen sowohl in Freising als auch in Moosburg die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums, dass alle Ziele zügig per Rad erreichbar und alle Bevölkerungsgruppen mit dem Rad unterwegs seien. "Das zeigt das Potenzial, das der Radverkehr in beiden Städten hat", sagt Michael Stanglmaier, Kreisvorstandssprecher des ADFC. Trotzdem ist bei den Noten 3,7 und 4,0 bei einem Schulnotensystem von 1 für "fahrradfreundlich" bis 6 für "nicht fahrradfreundlich" viel Luft nach oben.

Die Liste der Schwächen in beiden Städten ist für die befragten Radler nämlich deutlich länger. Kritisiert wird in Moosburg, dass Falschparker auf Radwegen großzügig geduldet würden, Ampelschaltungen schlecht auf Fahrradfahrer abgestimmt und Wege für Radler oft zu schmal oder in einem schlechten Zustand seien. All diese Kategorien bekamen Noten zwischen 4 und 4,5. Bei der Frage, ob Fahrradfahren in Moosburg Stress sei, erreichte die Stadt mit einer 3,0 ein befriedigendes Ergebnis - und eine deutliche Verbesserung seit der letzten Umfrage, an der die Moosburger 2008 teilgenommen hatten. Damals hatten die Moosburger das "Stresslevel" noch mit einer 3,8 bewertet.

Freising schnitt bei der Frage nach dem Stress mit einer 3,5 so schlecht ab, dass die Stadt sogar unter dem bayerischen Durchschnitt (3,0) liegt. Zwischen der Note 4 und 5 lagen auch die Schwächen in Freising: Radwege seien oft zu schmal, deren Zuparken werde geduldet, es sei nicht sicher auf den Radwegen, Ampelschaltungen seien nicht auf Radfahrer abgestimmt, es werde wenig für den Radverkehr getan und es finde keine Werbung dafür statt. Am schlechtesten wurde das nicht vorhandene Angebot öffentlicher Leihfahrräder bewertet (Moosburg 5,4; Freising 5,2). Auch die Zahl der Fahrraddiebstähle wurde in beiden Kommunen deutlich kritischer gesehen als im bayerischen Schnitt.

In Freising ist seit dem letzten Test keine Verbesserung erzielt worden, auch 2014 gab es nur eine 4,0. 2012 war es eine 3,8. Damit der Test für den ADFC statistisch signifikant ist, müssen in einer Stadt mit bis zu 50 000 Einwohnern mindestens 50 Bürger an der Umfrage teilnehmen.

Große Hoffnungen setzt der ADFC in Moosburg auf das Fuß- und Radverkehrskonzept, das derzeit erstellt wird. Die Umsetzung des Konzepts ist Voraussetzung, dass Moosburg die Zertifizierung als fahrradfreundliche Kommune der AGFK Bayern (Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen) schafft. "Auch in Freising müssen dafür noch wichtige Maßnahmen umgesetzt werden", sagt Stanglmaier. Die Förderung des Fahrrads als Nullemissionsfahrzeug sei ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Energiewende im Landkreis. Mit keiner anderen Maßnahme könne auf kommunaler Ebene mehr erreicht werden als mit dem Ausbau des Radverkehrs.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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