Pullinger Weiher:Strafzettel werden in Kauf genommen

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Chaos am Pullinger Weiher: Die Liegewiese ist mit Müll übersät, Badegäste parken die Zufahrtswege zu und beschädigen die Anlagen der Kiesabbaufirma.

B. Goormann-Prugger

Früher war der Pullinger Weiher ein Baggersee, mühsam zu erreichen und die steinige Liegefläche nur etwas für Puristen. Seit der Erholungsflächenverein dort die Regie übernommen und sein durchaus lobenswertes Grünanlagenkonzept umgesetzt hat, sind die Pullinger Seen mehr denn je zum Ausflugsort nicht nur für Badegäste aus der Stadt Freising geworden. Auch viele Münchner suchen dort Abkühlung und die vorhandene Infrastruktur war angesichts des Besucherandrangs vor allem am vergangenen Wochenende komplett ausgereizt.

Leere Flaschen auf der Liegewiese: Mitarbeiter der Stadt waren am Wochenende stundenlang damit beschäftigt, Flaschen und Scherben zu beseitigen. (Foto: region.frs)

Zufahrtswege waren teilweise derart zugeparkt, dass der Verkehr minutenlang zum Erliegen kam und im Notfall auch kein Rettungsfahrzeug mehr hätte durchfahren können. Als Feuerwehranfahrtszonen sind die Zufahrten nicht ausgewiesen. "Abschleppen können wir darum nicht so einfach und der Strafzettel kostet in diesem Fall 15 Euro. Das wird in Kauf genommen", so Michael Ertl von der Freisinger Polizei. Am Sonntag hatten es die Beamten mit Lautsprecherdurchsagen versucht. "Der eine oder andere, hat sich dann bequemt und sein Auto auch weggefahren."

Klar sei, so Ertl, seitdem das Grünanlagenkonzept des Erholungsflächenvereins umgesetzt worden sei, reichten die vorhandenen 140 Stellplätze an einem Supersommerwochenende nicht aus. Die Stadt lasse jetzt prüfen, ob vorhandene Felder als Parkplätze zur Verfügung gestellt werden können, so Ertl. "Da gibt es Überlegungen in verschiedene Richtungen", bestätigt Christl Steinhart von der Stadt Freising.

Doch nicht nur die Parksituation ist ein Problem. Badegäste haben sich vor allem am Wochenende über Essensreste und Bierflaschen auf den Liegeflächen beschwert. Der Müll ist mittlerweile beseitigt worden. Steinhart appelliert in diesem Zusammenhang an die Erholungssuchenden, Brotzeitreste nicht einfach liegen zu lassen, nur weil der nächste Mülleimer zu weit weg erscheine.

Am Freitag, Samstag und Sonntag sei jeden Tag ein Mann dreieinhalb Stunden allein damit beschäftigt gewesen, Scherben aufzusammeln. Regulär gereinigt werde das Gelände am Montag, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag. Jetzt habe man den Dienstag und den Donnerstag noch dazugenommen und zusätzlich fünf weitere Mülleimer aufgestellt. "Das Problem ist nur, je mehr Müllbehälter man an einem See aufstellt, umso mehr Insekten kommen", so Christl Steinhart

Neben dem erschlossenen Badebereich gibt es auch nach wie vor noch die Wasserflächen auf dem Werksgelände der Kiesabbaufirma Kronthaler, das vor allem in heißen Sommernächten zum Treffpunkt für das Partyvolk wird. Da wird dann gegrillt und natürlich auch getrunken, was manche dann dazu veranlasst, sich berauscht am Firmeneigentum der Firma Kronthaler zu schaffen zu machen. "Es werden Stromkabel herausgerissen oder armdicke Stromleitungen einfach durchgeschnitten", berichtet Manfred Schneider, Geschäftsführer der Firma Kronthaler.

Er hat daraus nun Konsequenzen gezogen und die westliche Einfahrt zum Werksgelände zuschütten lassen, so dass der dortige Weiher zumindest nicht mehr mit dem Auto zu erreichen ist. "Die fahren mit Geländewagen direkt an die Wasserfläche und haben alles dabei: Grill, Bierkästen, das Werkzeug ist auch im Kofferraum, und dann kommen sie auf diese Ideen", so Schneider.

Doch nicht nur nachts hat die Firma Kronthaler Probleme mit übermütigen Badegästen, auch tagsüber. "Die Förderbänder sind mit Sicherheitsleinen versehen, die dann zum Einsatz kommen, wen man das Band im Notfall schnell anhalten muss. Die Badegäste ziehen einfach dran und dann steht auf einmal die komplette Produktion", berichtet Schneider, der nicht von Grund auf jeden verurteilen will, der in dem Baggersee auf seinem Werksgelände Erfrischung sucht.

"Wir dulden das ja seit Jahrzehnten und die meisten sind brav. Die Schlimmen, das ist immer nur ein kleiner Prozentsatz." Einzäunen lasse sich das Gelände nicht, dafür sei es einfach zu groß und die Schilder mit der Aufschrift "Lebensgefahr" und "Betreten verboten" würden nicht jeden abschrecken.

© SZ vom 14.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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