Prozess am Freisinger Amtsgericht:"Extrem gut" gefälschte Blüten

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Amtsgericht Freising spricht Angeklagten von dem Verdacht frei, vorsätzlich Falschgeld in Umlauf gebracht zu haben

Von Peter Becker, Freising/Kranzberg

Falschgeld ist im Landkreis Freising immer wieder mal im Umlauf. Diese Erfahrung hat ein Staplerfahrer aus Haimhausen im Nachbarlandkreis Dachau machen müssen. Der hat im Mai 2019 einen Porsche Cayenne hergerichtet und für 4850 Euro an einen Ungarn verkauft. Der Mann zahlte damals unter anderem mit neun 500-Euro-Scheinen, unter denen sich zwei gefälschte befanden. Er findet sich am Montag auf der Anklagebank des Freisinger Amtsgerichts wieder. Ihm wird vorgeworfen, vorsätzlich Falschgeld in den Verkehr gebracht zu haben. Richterin Tanja Weihönig stellt das Verfahren gegen den 41-jährigen Angeklagten am Ende der Zeugenvernehmung ein.

An seinem Kunden sei ihm damals nichts Besonderes aufgefallen, sagt der als Zeuge geladene Staplerfahrer. Er habe sich nicht komisch verhalten, der Verkauf des Autos sei in einem Kranzberger Ortsteil rasch über die Bühne gegangen. Dass zwei der neun 500-Euro-Scheine, mit dem der 41-Jährige gezahlt hatte, falsch waren, stellte sich später heraus. Zum einen, als die Frau des Staplerfahrers einen Geldbetrag in einer Unterschleißheimer Bank einzahlte, und ein Schein eingezogen wurde. Zum anderen, als der Haimhausener Ersatzteile bei einem Dachauer Händler bezahlte. Unter dem Geld befand sich der zweite falsche Fünfhunderter, der ebenfalls von einer Bank beanstandet wurde.

Der Angeklagte selbst ist sich keiner Schuld bewusst. Er habe das Auto verkauft und bezahlt. Der Mann habe das Geld genommen und gezählt. "Wir waren uns einig", beteuert der 41-Jährige. Zusammen mit seinem Vater überführte er das Auto auf einem Trailer nach Ungarn. Den Fahrzeugschein bekam er nachgeliefert. Der Verkäufer hatte ihn zu seinem Schwager gebracht, der in der Region wohnt. Letzterer habe ihn dann über das Falschgeld informiert. Im Oktober habe ihn dann das Gericht über den Sachverhalt aufgeklärt.

Auf die Frage von Richterin Tanja Weihönig, wie er denn selbst an das Geld gekommen sei, antwortet er, er habe einen Teil der Summe in der Slowakei abgehoben, wo er arbeite. Der andere Teil sei ihm von seinem Arbeitgeber in bar ausgezahlt worden. Das sei in der Slowakei so üblich. Der Vater des Beschuldigten bestätigt als Zeuge, dass das auch in Ungarn gängige Praxis bei der Auszahlung des Arbeitslohns sei.

Ein als Zeuge geladener Polizist sagt, dass die Fünfhundert-Euro-Scheine "extrem gut" gefälscht worden seien. Für einen Laien sei dies nicht so einfach zu identifizieren. Zuletzt war im November im Landkreis Freising wieder ähnliches Falschgeld aufgetaucht. Zum ersten Mal sei dies im Jahr 2015 in Ingolstadt geschehen. Der Täter, sagt der Polizist, sei verurteilt worden. Es bestehe kein Bezug zum Angeklagten. In einem anderen Fall habe jemand Goldmünzen gekauft und mit Falschgeld bezahlt.

Den Erkenntnissen des Polizisten zufolge stammen die Blüten aus den Niederlanden. Dass es sich um Falschgeld handelt, ist offenbar nur an der Seriennummer erkennbar. Die ist nämlich auf allen Scheinen dieselbe. Und wer genauer hinschaut, dem fällt wohl auf, dass die Abstände zwischen den Ziffern unregelmäßig sind. Der Polizist hält die Aussage des Angeklagten, er habe nicht gewusst, dass er mit Falschgeld bezahlt habe, durchaus für möglich. Auch Fingerabdrücke sind auf den Banknoten gefunden worden. "Wir wissen aber nicht, wer die alles in der Hand hatte", sagt der Zeuge. Die beiden gefälschten Banknoten werden jetzt an die Bundesbank geschickt, die sie die nächsten 20 Jahre aufbewahren wird.

© SZ vom 19.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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