Problematisch vor allem für Schulkinder:Abgehängt

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Dreimal am Tag kommt das Anruf-Sammeltaxi nach Achering und Dürneck. Das ist zu wenig, finden die Anwohner

Von Alexandra Vettori, Freising

Dreimal am Tag kommt das Anruf-Sammel-Taxi in Dürneck und Achering vorbei - wenn es jemand bestellt. Ansonsten sind die 57 Einwohner von Dürneck und die 204 Acheringer auf sich selbst gestellt, wenn sie in den Hauptort Freising möchten. Drei Fahrten am Tag, vom Freisinger Bahnhof und zurück, sind nach Ansicht vieler Bewohner der beiden Ortschaften, die verwaltungstechnisch zur Domstadt gehören, zu wenig Öffentlicher Nahverkehr. Zumal die Schulkinder die Kleinbusse der Sammel-Taxi-Linie 6003 nicht benutzen können. Denn die starten am Freisinger Bahnhof um 9.05, 12.05 und 15.05 Uhr, zurück geht es jeweils 20 Minuten später. Die Stadtwerke Freising verweisen auf die Kosten und die niedrigen Fahrgastzahlen: Im vergangenen Jahr wurden gerade mal 64 Fahrten bestellt, von sechs verschiedenen Personen.

Christine Hahn aus Dürneck wundert sich nicht über die geringe Nachfrage beim Anruf Sammel-Taxi (AST): Die Fahrzeiten hält sie für "komplett indiskutabel." Sie beklagt die Ungleichbehandlung der entlegenen Freisinger Stadtteile beim Öffentlichen Nahverkehr. Sünzhausen und Dürnast zum Beispiel hätten eine Busverbindung und ein Sammel-Taxi, moniert sie. Jetzt startet sie einen neuen Vorstoß, und hat zumindest schon einen Gesprächstermin bei den Freisinger Stadtwerken Ende Februar erwirkt. "Wir sind auch ein Stadtviertel von Freising. Wenn es um Zuschüsse oder so etwas geht, dann zählen wir pro Kopf, aber bei der Anbindung nicht", kritisiert Hahn.

Anruf-Sammel-Taxilinien gibt es in Freising seit dem Jahr 2000. Damals wurden auf der Linie nach Achering von Montag bis Freitag täglich sechs Fahrten angeboten, die erste startete früh genug für Schulkinder. 2009 aber reduzierte die Stadt die Linie 6003 auf dann nur noch zwei Fahrten täglich, aus Kostengründen. Denn außer den sechs Schulkindern nutzte kaum jemand das Angebot. Seit 2010 gibt es wieder drei Fahrten, zu den "drei nachfragestärksten Zeiten", abgesehen vom Schülerverkehr, wie Nina Reitz betont, die Sprecherin der Freisinger Stadtwerke. Mit 1200 Euro haben die Freisinger Stadtwerke die Linie im Vorjahr bezuschusst, 120 Euro kamen aus Einnahmen von Fahrgästen. Das entspreche, so Reitz, einem Deckungsgrad von zehn Prozent, in früheren Jahren seien es gar nur sechs Prozent gewesen.

Dass die Schüler das AST nicht nutzen können, ist für Christine Hahn unverständlich. Allein aus Dürneck saßen früher sechs Schulkinder im morgendlichen Sammeltaxi. Hahn selbst hat zwei Kinder, eine Tochter besucht das Camerloher Gymnasium. Wenn sie den regulären Schulbus nimmt, den der Landkreis finanziert, benötigt sie laut Hahn 65 Minuten zur Schule. Denn auf der Schulbuslinie ist Dürneck um 6.50 Uhr die erste Station, bevor Kinder aus anderen entlegenen Freisinger Ortsteilen wie Pulling oder Sünzhausen eingesammelt werden. Der Bus halte in Freising dann am Krankenhausparkplatz, berichtet Hahn, "von dort muss meine Tochter dann noch fast 1,5 Kilometer zum Camerloher Gymnasium in der Wippenhauser Straße laufen."

Seit Dezember vergangenen Jahres gelten MVV-Wochen-, Monatskarten und Semestertickets im AST, allerdings mit einem Aufpreis von einem Euro. Auch das kann Christine Hahn nicht einsehen, eine Fahrt für die fünf Kilometer nach Freising komme so auf drei Euro: " Das sind bei regelmäßigen Fahrten Zusatzkosten von 20 Euro im Monat, warum eigentlich, weil wir auf dem Land wohnen?", fragt die Dürneckerin.

Sie hat schon vorgeschlagen, die Busse zwischen Freising und Neufahrn oder Freising und Hallbergmoos über Achering und Dürneck zu leiten, doch die fahren auf der östlichen Isarseite nach Lerchenfeld. Auch ein kleiner Umweg des Flughafen-Busses wäre ihrer Meinung nach eine Möglichkeit, die Anbindung der südlichsten Ortsteile zu verbessern. "Aber da", sagt sie, "hieß es, man könne den Fahrgästen zum Flughafen keine weiteren zwei Haltestellen zumuten. Dabei fahren die Riesen-Busse doch eh meist halb leer."

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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