Praktische Hilfe:Lizenz zum Fahrradfahren

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Sabine Langner-Beier hat zusammen mit dem Kinderschutzbund das Projekt "UmiJu" gegründet. Die ehrenamtlichen Helfer betätigen sich jetzt auch in der Verkehrserziehung jugendlicher Flüchtlinge in Freising

Von Christian Gschwendtner, Freising

Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in der Freisinger Wirtschaftsschule untergebracht sind, gibt es derzeit ein Fahrradverbot. Das soll sich bald ändern. Dafür will Sabine Langner-Beier (61) sorgen. Zusammen mit dem Kinderschutzbund Freising hat die ehrenamtliche Helferin das Projekt "UmiJu" ins Leben gerufen. "UmiJu" steht für "unbegleitete minderjährige Jugendliche". Erklärtes Ziel ist es dabei, die jungen Flüchtlinge ins Stadtleben einzubinden. Es gibt bereits Kochkurse, eine "offene Werkstatt" in Lerchenfeld und eine Theatergruppe. Am vergangenen Wochenende schulten Polizisten der Freisinger Inspektion ehrenamtliche Helfer in Sachen Verkehrserziehung. Die Ehrenamtlichen wollen ihr Wissen als "Multiplikatoren" an minderjährige Flüchtlinge in Freising weitergeben. Damit die bald wieder auf ein Fahrrad steigen dürfen.

SZ: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Fahrrad-Schulung für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer anzubieten?

Sabine Langner-Beier: Ich habe von einem Fahrradverbot für minderjährige Flüchtlinge in der Turnhalle gehört. Das fand ich traurig und schade. Als Mutter von zwei Söhnen weiß ich, wie wichtig es ist, dass die Jungs Fahrrad fahren dürfen. Die jungen Flüchtlinge müssen in Hallbergmoos wohl mehrere kleine Unfälle gebaut haben. Deshalb haben sie ein Verbot bekommen. Um für dieses Problem eine Lösung zu finden, habe ich bei der Polizei angerufen. Die bietet regelmäßig eine Fahrrad-Schulung für Schulkinder an. Zwar sagte mir die Sprecherin der Polizei, dass keine Kapazitäten für einen weiteren Unterricht frei wären, sie könnten aber eine Multiplikatoren-Schulung anbieten. Ich musste also nur noch die Leute "zusammentrommeln".

Wie man sich regelkonform beim Fahrradfahren verhält, das bringen derzeit ehrenamtliche Helfer jungen Flüchtlingen bei. (Foto: Marco Einfeldt)

Ist das Fahrrad das wichtigste Fortbewegungsmittel für junge Flüchtlinge in Freising?

Absolut! Zu Fuß gehen sie natürlich auch. Aber Fahrradfahren ist einfach was anderes. Es gibt den Jugendlichen ein Gefühl von Freiheit. Sie können doch auch per Rad ganz andere Distanzen bewältigen.

Sind denn genügend Fahrräder vorhanden?

Ja, es sind Fahrräder vorhanden, aber es sind noch nicht genug.

Das heißt, es fehlt momentan an Fahrrädern?

Wenn wir noch mehr brauchen, werden wir einen Aufruf in der Zeitung starten. Die Fahrrad-Spendenfreudigkeit der Freisinger ist groß.

Ist es eher so, dass die jungen Flüchtlinge nicht Fahrrad fahren können, oder dass sie eher die Regeln nicht kennen?

Fahrradfahren lernen sie schnell, wenn sie es nicht schon können. Ich war auch nicht bei den kleinen Unfällen dabei, weiß davon nur vom Hörensagen. Auf jeden Fall aber kennen die jungen Männer unsere Verkehrsregeln nicht, achten nicht auf Linksabbieger und fahren manchmal sehr unberechenbar.

Die Freisingerin Sabine Langner-Beier engagiert sich in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. (Foto: Marco Einfeldt)

Aber speziell in Freising gab es noch keine Unfälle?

Nein, und in Hallbergmoos waren das nur kleinere Unfälle. Das Problem ist: Die Jugendlichen sind ja auch nicht versichert. Von Regierungsseite wurde da noch keine Lösung gefunden. Würden die Geschädigten auf dem Schaden sitzen bleiben, würde das unschöne Konsequenzen haben. Deswegen gab es aus großer Vorsicht heraus das generelle Fahrradfahrverbot für minderjährige Flüchtlinge. Das ist auch klug. Ändern muss es sich trotzdem.

Aber vorerst bleibt das Verbot bestehen.

Sobald die jungen Männer den Unterricht absolviert haben, werden sie ein Fahrrad bekommen und wieder selber fahren können. Das ist das große Ziel.

Also ein Fahrradführerschein für Flüchtlinge.

Genau.

Und was war das Ziel der Fahrrad-Schulung am Wochenende?

Die Multiplikatoren - also auch ich - haben gelernt, wie man den minderjährigen Flüchtlingen die Verkehrsregeln beibringt, die sie beim Fahrradfahren beachten müssen. Dazu gab es "Trockenübungen", also theoretische Übungen, aber vor allem praktische. Für das Training der Jugendlichen wurde das Schulgelände in Vötting zur Verfügung gestellt. Dort gibt es eine entsprechende Wegstrecke. Die Polizei stellte die Schilder auf, üben müssen die UmiJus (die unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen) nun unter Anleitung der Ehrenamtlichen selber.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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