Polizei schließt Akte:Der Schatz, der niemandem gehört

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Im Februar entdeckt ein Spaziergänger gestohlenen Schmuck in der Moosach. Die meisten Besitzer können nicht ermittelt werden

Von Petra Schnirch, Freising

Von einem solchen Fund können die meisten Schatzsucher ein Leben lang nur träumen: An einem kalten Februartag fällt einem Spaziergänger auf, dass da in der Stadtmoosach etwas glitzert. Insgesamt 84 Schmuckstücke holt die Freisinger Feuerwehr anschließend aus dem Bachbett, darunter Anhänger, Armbänder, Ringe, Manschettenknöpfe, Ketten, Uhren, Ohrringe und ein Medaillon mit dem Porträt einer Frau. Die Polizei vermutet, dass sie höchstens zwei Tage lang im Wasser gelegen haben, weil der Grad der Verschmutzung sehr gering war.

Obwohl die Aktion weit über den Landkreis hinaus Aufsehen erregt, gestaltet sich die Suche nach den rechtmäßigen Besitzern schwierig. Der überwiegende Teil der 84 Preziosen liegt noch immer im Tresor der Freisinger Polizei. Lediglich zwölf Fundstücke konnten mittlerweile zurückgegeben werden - an eine Frau aus Neustift. Bei ihr war drei Monate zuvor eingebrochen worden. Sie erhielt nun zumindest einen Teil der bei ihr gestohlenen Wertgegenstände zurück.

Dass die Polizei in dieser Sache nicht mehr Erfolg hat, wundert auch Hauptkommissar Maximilian Gimpl. Er glaubt, dass ein Großteil der Beute aus der näheren Umgebung stammt. Im November gab es hier eine ganze Einbruchsserie. Doch alle Bemühungen der Polizei blieben ergebnislos. Mit Ausnahme der Frau aus Neustift, die sich unmittelbar nach dem Fund in der Inspektion gemeldet hatte, erkannte keines der Einbruchsopfer eines der Stücke auf den Bildtafeln der Polizei wieder. "Wir haben alle Geschädigten abgeklappert", sagt Gimpl. Selbst aus dem Tölzer Raum gingen Anrufe bei der Freisinger Polizei ein, doch auch hier konnten die Beamten nicht weiterhelfen.

Hinweise auf die Täter gibt es ebenfalls keine. "Wasser vernichtet alle Spuren", sagt Gimpl. Warum die Schmuckstücke überhaupt in der Stadtmoosach gelandet sind, darüber kann die Polizei nur spekulieren. Wahrscheinlich habe der Täter keine Möglichkeit gesehen, sie zu veräußern. Es handelt sich zum Teil um sehr ungewöhnliche Stücke, dazu zählt auch ein Medaillon mit einer Prägung aus dem Jahr 1936.

Vermutlich im September, also etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem Fund, wird die Polizei die Akte schließen. Die restlichen Schmuckstück erhält dann die Stadt Freising. Dort zeigt man sich nicht wirklich begeistert. Man werde die Preziosen behandeln wie jede andere Fundsache auch, sagt Sprecherin Christl Steinhart. Das heißt: Sie werden ein halbes Jahr lang aufbewahrt. Was danach passiert, wenn sich auch in dieser Zeit keiner der Besitzer meldet, ist noch offen. Die Stadt müsse jetzt erst einmal abwarten, was die Freisinger Polizei ihr übergeben werde.

Der Spaziergänger selbst, der den "Schatz" in der Stadtmoosach in Neustift entdeckt hat, hat nach Angaben der Polizei keinen Anspruch auf die Schmuckstücke geltend gemacht.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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