Politischer Quereinsteiger:"Ich habe mich im Laufe der Zeit frei geschwommen"

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Marzlings Bürgermeister Werner zieht eine Zwischenbilanz: Für besonders gelungen hält er die Sportplatzerweiterung

Interview von Gudrun Regelein

Es ist sein zehntes Amtsjahr: Im März 2008 wurde Dieter Werner, Kandidat der Parteifreien Wähler, mit zwei Drittel der Stimmen zum Bürgermeister von Marzling gewählt. Er war damals ein politischer Newcomer. "Ich war ein Quereinsteiger", sagt Werner. Erst mit der Wahl habe sein kommunalpolitisches Engagement begonnen. Zuvor leitete Werner, der mit seiner Familie seit 1985 in der Gemeinde lebt, das Freisinger Standesamt. Gemeinsam mit der SZ Freising zieht Dieter Werner eine Bilanz der vergangenen Jahre - und wirft einen Blick in die Zukunft.

SZ: Haben Sie damals eigentlich damit gerechnet, Bürgermeister zu werden?

Dieter Werner: Meine Grundeinstellung ist, positiv zu denken. Und wenn ich damals gezweifelt hätte, hätten es auch die Wähler gemerkt. Mein Vater hat immer zu mir gesagt: "Egal ob du scheiterst oder Erfolg hast - du musst sagen können, dass du alles gegeben hast." Das ist eine Handlungsmaxime, an die ich mich noch heute halte. "Learning by doing": War das auch bei Ihnen so als politischer Neuling in der Gemeinde Marzling?

Manchmal habe ich mich bei all den neuen Bereichen, in die ich mich einarbeiten musste, schon gefragt, weshalb ich mir das angetan habe ( lacht). Es waren harte Jahre, aber ich habe mich im Laufe der Zeit frei geschwommen. Zu Beginn meiner Amtszeit haben mir meine Erfahrungen als EDV-Leiter der Stadt Freising, als ich in viele Fachbereiche reinschnuppern konnte, und als Leiter des Standesamtes, eine Zeit, in der ich mir große Menschenkenntnis aneignen konnte, viel geholfen.

Inzwischen sind Sie fast zehn Jahre Bürgermeister: Waren es schöne Jahre?

Ja, anstrengend, aber schön. Gerade als Neueinsteiger hat man natürlich gewisse Erwartungen, die zum Teil übertroffen werden - sich manchmal aber auch nicht erfüllen.

Was waren für Sie die Highlights in dieser Zeit?

Es gibt Projekte, bei denen ich sehr froh bin, dass mir der Gemeinderat gefolgt ist. Das ist das Neubaugebiet Bachwinkel, das lange Zeit finanziell auf der Kippe stand, und dann doch realisiert werden konnte. Stolz bin ich auch, dass wir nach zähem Ringen die Sportplatzerweiterung durchziehen konnten - das ist ein tolles Aushängeschild. Trotz all dieser Projekte ist es uns gelungen, die Verschuldung jedes Jahr zu verringern. Wir haben immer nur das umgesetzt, was wir uns auch leisten konnten. Und Misserfolge? Gab es die auch?

Dass wir im Kampf gegen die dritte Startbahn viel zu wenig Erfolg gehabt haben, ist für mich der größte Misserfolg. Auch ohne diese Bahn haben wir beste wirtschaftliche Verhältnisse, wir brauchen sie wirklich nicht. Wir haben hier noch eine wunderschöne Gegend - wer weiß, wie sie in 25 Jahren sein wird . . .

Sind Sie in zehn Jahren noch immer Bürgermeister von Marzling? Oder haben Sie noch ganz andere Ambitionen?

Ich male in meiner Freizeit: Wenn mir jemand 10 000 Euro pro Bild zahlt, dann lebe ich in zehn Jahren vielleicht auf Lanzarote und male nur noch (lacht). Aber mal im Ernst: Ich habe den Wählern versprochen, dass ich als Bürgermeister bleibe. Ich mache das gerne und fühle mich hier sehr wohl: Wenn es der Wähler will, dann bin ich auch in zehn Jahren noch Bürgermeister.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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