Planer in der Kritik:Zu grau für eine grüne Hochschule

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Monate nach der Eröffnung des Zentrums für Naturwissenschaftliche Grundlagen in Weihenstephan ist auch der Vorplatz fertig. Auf Facebook mehren sich die negativen Stimmen, weil dort kein einziger Baum gepflanzt worden ist

Von Peter Buchholtz, Freising

Im Oktober 2016 ist das neue Zentrum für Naturwissenschaftliche Grundlagen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) eingeweiht worden. Auf knapp 5000 Quadratmetern sind Hörsäle, Büros sowie Seminar- und Praktikumsräume und Labore entstanden. Doch auch wenn das Gebäude mit den auffälligen rostroten Feuertreppen ein modernes Antlitz hat, ist das Gelände einigen Freisingern für eine "grüne Hochschule" zu grau und eintönig.

Insbesondere der unbepflanzte Vorplatz sorgt auf Facebook für eine Debatte, die von Unverständnis dominiert wird. Minimalismus sei zwar "in", meint Facebook-Userin Christine Lauber auf der Seite der Freisinger SZ, "führt aber nicht unbedingt zu einer freundlich wirkenden Umgebung". Der Platz sehe viel zu kahl aus. Mit einer Bepflanzung rechnet sie nicht, eher mit "ein paar Alibi-Pflanzenkästen", die vielleicht noch aufgestellt würden. "Als ob die Planer das Grün vergessen hätten", schreibt User Tobias Krüger.

Dass die Begrünung nicht vergessen wurde, sondern für den Platz tatsächlich keine Bepflanzung vorgesehen ist, weiß Andreas Kronthaler. Er ist der leitende Baudirektor beim Staatlichen Bauamt Freising und mit dem Konzept des Neubaus vertraut. "Unter dem Platz befinden sich Knotenpunkte diverser Medien, welche den Gesamtcampus versorgen", sagt Kronthaler. Dazu gehörten Gashochdruckleitung, Fernwärme, Wasser und Strom. Diese würden eine "Überbauung mit Bäumen" ausschließen.

Zudem dient der Vorplatz als Sammelplatz für den Notfall, falls das aus zwei Baukörpern bestehende Gebäude der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit rund 900 Personen evakuiert werden müsste. Die rostroten Treppen sollen das Gebäude nicht nur schmücken, sondern dienen im Ernstfall als Fluchtweg nach draußen. Diese Zwänge, an die die Planer gebunden sind, könnten die Leute oft nicht sehen, meint der Bauamtsleiter.

Knapp 33 Millionen Euro wurden mit Zustimmung des bayerischen Kabinetts aus dem Programm "Aufbruch Bayern" für den Bau bereitgestellt, der sich laut Andreas Kronthaler in den städtebaulichen Kontext des Hochschulgeländes in Weihenstephan einfügt. "Der Platz wurde in der notwendigen Größe und in Proportion zu der ausgeführten Baumasse des Neubaus dimensioniert", erklärt Kronthaler. Darüber hinaus betone der Platz den Übergang von der Stadt zum Campus-Areal sowie die weitere sehr wichtige Erschließungsachse Alte Pappelallee/Am Staudengarten.

Mit der Planung der Außenanlagen, also auch des 1700 Quadratmeter großen Vorplatzes, wurde das Landschaftsarchitekturbüro Mahl-Gebhardt-Konzepte aus München beauftragt. Andrea Gebhard, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, sind solche Reaktionen nicht neu: "Das passiert einem oft als Landschaftsarchitekt", sagt sie, zunächst müssten Pflanzen und Bäume auf dem Gelände wachsen. In der Planung seien zwischenzeitlich auch Bäume für den Platz selbst vorgesehen gewesen. Doch durch die Leitungen und die Vielzahl an Menschen, die sich dort versammeln werden, seien Bäume auf dem Platz schlicht nicht möglich. Auf dem gesamten Gelände, etwa auf dem Parkplatz zwischen den Autoreihen und an der Vöttinger Straße unmittelbar vor dem Gebäude, würden dagegen noch Bäume wachsen.

Die Frage, ob Kritik aus der Bevölkerung das Staatliche Bauaumt Freising erreicht habe, verneint Andreas Kronthaler. Auf Facebook ebbt diese dagegen nicht ab. Manch einer geht sogar weiter und bezichtigt den Bauherren gar, ein Negativbeispiel für die Studierenden der Fakultät Landschaftarchitektur schaffen zu wollen. Dafür, so Userin Daniela Seitz, müssten die Studenten dann gar nicht erst nach München fahren, sondern einfach nur zum Fenster rausschauen.

Mit der Kritik von Facebook-User Oliver Kilb konfrontiert, noch nicht einmal ein einziger symbolischer Baum habe es in diese Stein- und Betonwüste geschafft, antwortet Andreas Kronthaler versöhnlich: "Stimmt, aber man muss doch die Gesamtumgebung sehen." Eine Verdichtung finde eben statt, "das grüne Zentrum ist aber nach wie vor sehr gut zu erleben."

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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