Erfindung aus Freising:Optimaler Schall

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Der Verstärker aus Holz funktioniert ganz ohne Elektronik. Hergestellt und vertrieben wird er von Schülern des Camerloher-Gymnasiums. (Foto: oh)

Zwei Schüler des Camerloher-Gymnasiums Schüler entwickeln für ein Seminar kleine Verstärker aus Holz - Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ist von der Idee so begeistert, dass er die Stadträte damit beschenkt.

Von Luise Helmstreit, Freising

Lisa Hellwig und Maximilian Fuchs gehen noch zur Schule - und haben schon ein eigenes Unternehmen. "Zusammen mit unseren Mitschülern stellen wir im Rahmen des P-Seminares Verstärker aus Holz her und verkaufen sie", erklärt Maximilian. Die Firma ist Teil eines Projektes, das Schüler mit den Herausforderungen eines eigenen Start-ups vertraut machen soll. "Wie ein normales Unternehmen, nur in einem geschützten Rahmen", schildert Maximilian. "Wir haben verschiedene Abteilungen für Produktion, Finanzen, Marketing und Verwaltung und wählen sogar einen Vorstand. Jeder hat seine Aufgabe."

Lisa zückt ihre Visitenkarte. "Crescendo Holzverstärker - Innovation of Sound" steht darauf. "Das Logo habe ich selbst gestaltet", sagt sie. Wer dem aufgedruckten Barcode folgt, gelangt zu einer professionell gestalteten Website, die Vorteile der Holzverstärker aufführt, dort kann man sie auch direkt bestellen. "Es ist ziemlich viel Arbeit, eine Website zu erstellen und aktuell zu halten", ergänzt Maximilian.

Der Verstärker funktioniert allein durch die Form des Holzes

Der Verstärker funktioniert ganz ohne Elektronik: Das Holz ist so geformt, dass es den Schall optimal leitet. "Es reicht, ein Handy hineinzustecken", sagt Lisa. Für das Design haben die Schüler sich die Hilfe eines Physikers geholt: Der erklärte ihnen, wie sie ihre Verstärker formen müssen, um die beste Klangqualität zu erzielen. "Unser Schreiner ist der Vater einer Schülerin, der bringt das Holz in die richtige Form. Wir sind danach für das Abschleifen und Einölen zuständig", erzählt Maximilian. Das Seminar, das eigentlich das Leitfach Wirtschaft hat, wurde so schnell fächerübergreifend: Die Schüler mussten den Umgang mit Holz erlernen, sich aber ebenso mit Physik, Finanzen und Webdesign beschäftigen. Um das alles zu bewältigen, haben sie die Aufgaben verteilt. "Das ist ja auch ein bisschen der Sinn des P-Seminars", meint Lisa, "jeder soll das machen, was ihm Spaß macht, und herausfinden, was ihm liegt."

Für ihr Startkapital haben die Jugendlichen zu Beginn des Projekts 90 Anteilsscheine verkauft. "Die können wir jetzt alle wieder zurückzahlen", freut sich Lisa. Ob für die Investoren am Ende vielleicht sogar ein Gewinn herausspringt, steht noch nicht fest. 35 Euro kostet einer der Verstärker, Käufer können zwischen drei verschiedenen Holzsorten wählen. Die Schüler verkaufen ihr Produkt an Ständen bei Veranstaltungen und im Internet, außerdem konnten sie mehrere Partner in der Freisinger Innenstadt finden, wo ihre Holzverstärker ebenfalls zu kaufen sind.

Auch außerhalb der Schule investierten die Schüler viel Zeit für das Projekt

"Wir hatten von Anfang an die Idee, etwas für Handys zu machen, weil dieser Markt vielfältig ist und die meisten Leute eines haben", erzählt Maximilian. "Es sollte aber nichts zu Technisches werden, weil die Schüler, die sich in diesem Bereich nicht so gut auskennen, sonst kaum mitwirken könnten. Weil wir ein musisches Gymnasium sind, das außerdem noch mit einem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet wurde, kamen wir auf die Idee, Verstärker aus Holz zu machen." Ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, erfordert viel Zeit. Die zwei Schulstunden, die der Lehrplan jede Woche vorsieht, reichen kaum dafür aus. "Viel mussten wir auch in unserer Freizeit machen, im Vergleich zu manchen der anderen Seminare hatten wir bestimmt mehr Arbeit. Es war aber auch eines der interessantesten Themen", findet Lisa. Am Camerloher-Gymnasium war es das erste Mal, dass die Schüler unter der Betreuung einer Lehrkraft eine eigene Firma gegründet haben, an anderen Freisinger Schulen wurden in den vergangenen Jahren bereits ähnliche Projekte realisiert.

Worauf es bei der Unternehmensgründung ankommt, haben Lisa Hellwig, Maximilian Fuchs und ihre Mitschüler nun schon einmal hautnah erlebt. "Ich kann mir gut vorstellen, dass ein paar aus unserem Seminar irgendwann selber ein Unternehmen gründen", meint Lisa. Vorerst ist es aber vorbei mit dem Projekt: "Die Laufzeit ist auf ein Jahr begrenzt", erklärt sie. "Im Januar werden wir uns auflösen. Dann haben wir alle erst mal etwas anderes zu tun, bald müssen wir uns auf unser Abitur konzentrieren."

Jetzt, kurz vor Weihnachten, schießen die Verkaufszahlen aber noch einmal in die Höhe. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat gleich 70 der Verstärker gekauft und seinen Stadträten zu Weihnachten geschenkt. "Dafür mussten wir extra noch einmal welche produzieren", sagt Lisa.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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