Perfekter Mix aus Humor und hoher Theaterkunst:Lügen haben kurze Beine

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Das "Kreative Schauspiel Ensemble" unterhält sein Publikum mit Neil Simons Komödie "Gerüchte...Gerüchte"

Von Tobias Weiskopf, Freising

Das Amerika der 60 Jahre weckt in unseren Köpfen ein Bild von Klischees. Allen voran die Bilder eines ausgelassenen Lebensstils der High Society in den amerikanischen Metropolen. Diese Assoziationen hat der Theaterverein "Kreatives Schauspiel Ensemble", kurz KSE, nun mit dem Stück "Gerüchte... Gerüchte" des US-Dramatikers Neil Simon auf die Bühne gebracht.

Die Geschichte beginnt im noblen Haus des Bürgermeisters von New York, der anlässlich seines zehnten Hochzeitstages mit seiner Frau zu einer schicken Dinnerparty eingeladen hat. Die Veranda der kleinen Villa, die das KSE als Schauplatz des Stücks gewählt hat, ist im kitschigen Look der 60er Jahre hergerichtet. Cremeweiße Wände, ein türkisfarbener Stehtisch und eine gleichfarbige Bank stechen hervor. Als das erste Gästeehepaar Chris und Ken Gorman, gespielt von Anne-Lena Schug und Erik Hansen, eintreffen, finden sie aber weder die Hausherrin noch das Personal vor und der Bürgermeister liegt mit einem Schuss durch sein Ohrläppchen im Obergeschoss. Was ist da los? Was sollen sie bloß den anderen Gästen erzählen, die im Laufe des Abends eintreffen? Spätestens als Claire und Leonard Ganz, dargestellt von Leoni Mäurer und Alexander Kampmeier, ankommen, brauchen die beiden eine Erklärung. Und so beginnen sie zu flunkern und die Lügenspirale des Abends nimmt ihren Lauf. Aber nicht nur durch die immer weiteren Ungereimtheiten wird der Zuschauer in den Bann des Stücks gezogen. Auch die ausgetüftelte Inszenierung trägt dazu bei, dass man mitten drin ist anstatt nur dabei. Rot, rosa, blau-weiß gepunktet Outfits und die Eheleute im Partnerlook. Auch die hochtoupierten Haare, kurz-knappes Partykleid, viel Rouge und knalliger Lippenstift oder ein Schnauzer und der klassischen Ken-Carson-Look der Mattel-Spielzeugfigur: Die Kostüme der Protagonisten sind damit genauso schrill wie die Charaktere. Dazu kommen die Gagsicheren Dialoge, wie etwa zwischen Chris und Claire: "Ich falle in Ohnmacht." "Ist dein Kleid zu eng?" Auch die Requisiten, allen voran ein moosgrünes Wählscheibentelefon, um das sich an diesem Abend auch immer wieder das Geschehen dreht, wird perfekt eingesetzt. So wird natürlich nicht nur einmal das Gerät an seinem langen Kabel samt Tischapparat durch die Gegend getragen und die Gäste scharen sich um den Hörer, den sie sich im Laufe der Gespräche aus der Hand reißen. Schließlich will bei so vielen Gerüchten und Flunkereien jeder die Informationen aus erster Hand haben.

Spätestens als Cookie und Ernie Cusak, gespielt von Ana Maria Handel und Barbara Pointner, und Glenn und Cassie Cooper, verkörpert von Jonathan Voss und Nina Franke, die Partygäste aufmischen, und die Gerüchteküche so stark brodelt, dass sie kurz vorm Überkochen ist und sich eine kleine Katastrophe anbahnt, wird dem Zuschauer klar, dass Lügen kurze Beine haben. Doch wie erklären die Gäste die mysteriöse Situation ohne, dass das Lügenkartenhaus zusammenbricht, als Officer Welch, gespielt von Jonathan Avonda, bei der Feier auftaucht und seinen Verdacht schöpft? Das Fazit des Abends: Trotz der herausfordernden Skurrilität gelingt den Jugendkulturpreistägern aus dem Jahr 2016 ein perfekter Mix aus Humor und hoher Theaterkunst. Regisseur Philipp Schreyer zeigte sein Auge fürs Detail und hat mit den großartigen Talenten das Spiel auf der Bühne, Gestik und Mimik perfekt herausgearbeitet.

Weitere Aufführungen: 27./28. Oktober, 09./10./11. November, freitags und samstags um 20 Uhr, sonntags um 16 Uhr, jeweils, im Pallotti-Haus.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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