Papiertiger sind nicht erwünscht:Mehr Jugendsozialarbeit und eine Notschlafstelle

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Das Konzept der Initiative Bildungsregion sieht viele Projekte und Angebote gerade auch für junge Leute vor

Von Petra Schnirch, Freising

Der Landkreis beteiligt sich an der Initiative "Bildungsregion in Bayern" des Kultusministeriums. Damit dies kein Papiertiger bleibt, haben sechs Arbeitskreise konkrete Projekte entwickelt, die nun umgesetzt werden sollen. Im Jugendhilfeausschuss des Landkreises wurden sie kurz vorgestellt. Sie basieren auf sechs Säulen, die erste lautet "Übergänge organisieren und begleiten". Drei Initiativen sollen den Wechsel vom Kindergarten in die Grundschule erleichtern. Eltern, deren Kinder besonderen Förderbedarf haben, sollen so notwendige Maßnahmen kennenlernen und sich über die richtige Schulart informieren. Sie bekommen dabei einen Flyer zur Orientierung an die Hand.

Grund- und weiterführende Schulen sollen sich besser vernetzen, für alle Schulleiter ist ein jährliches Treffen geplant, Lehrer sollen gegenseitig hospitieren. Ein ganz konkretes Projekt läuft bereits an: Die Grundschule Mauern kooperiert bei "Hand in Hand" mit der Fachakademie Freising, die Studenten übernehmen für Kinder mit besonderem Bedarf die Rolle eines Coaches und planen gemeinsame Unternehmungen.

Von einer Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Weihenstephan werden Kinder und Jugendliche der Paul-Gerhardt-Grund- und Mittelschule profitieren. Forst-Studenten sollen ein Thema aus dem Bereich "Wald" mit aufbereiten und auch unterrichten.

Bei Säule zwei geht es um eine Verbindung von schulischen und außerschulischen Angeboten. Wichtigstes Ziel: Jugendsozialarbeit soll es künftig ebenso an weiterführenden Schulen geben. Weitere Projekte befassen sich mit der musischen Bildung vor allem auf dem Land - beispielsweise durch eine Landkreismusikschule. Die Mint-Initiative, die Jugendliche für technische und naturwissenschaftliche Fächer begeistern will, soll erhalten und ausgebaut werden.

Unter der Überschrift, "Kein Talent darf verloren gehen", soll jungen Leuten in schwierigen Lebenslagen geholfen werden. Ziel ist es, eine Anlaufstelle für sie zu schaffen und auch Notschlafstellen für junge Wohnungslose einzurichten. Ein weiterer Vorschlag sieht die Gründung einer Jugendberufsagentur vor, erste Vorplanungen haben bereits begonnen.

Punkt vier sieht eine Stärkung und Entwicklung der Bürgergesellschaft vor. Eines der Vorhaben dieser Säule ist es, dem Jugendkreistag einen größeren Stellenwert einzuräumen, außerdem sollte ehrenamtliches Engagement durch Schule oder Hochschule besser anerkannt werden - etwa als Wahlfach oder Seminar. Ausgebaut werden soll das Projekt "Balu und du", junge Erwachsene übernehmen hier Verantwortung für je einen Schüler. In der Stadt Freising ist es bereits angelaufen, derzeit gibt es etwa acht "Balus". Zudem soll die Ganztagsbetreuung an den Schulen im Landkreis erweitert werden.

Säule fünf dreht sich um den demografischen Wandel, der sieht im Landkreis jedoch anders aus - hier ist vor allem der Ausbau der Kinderbetreuung eine Herausforderung, gerade in Randzeiten. Sechste Säule ist das lebenslange Lernen. Der Arbeitskreis setzt sich für zwei Familienstützpunkte ein, um ein Bildungs- und Unterstützungsangebot für Eltern anbieten zu können.

Beate Frommhold-Buhl (SPD) sagte nach der Präsentation im Jugendhilfeausschuss, dass sie immer skeptisch sei, wenn ein neues Siegel, wie hier das der Bildungsregion, vergeben werden soll. Das Konzept für den Landkreis aber habe sie "restlos überzeugt". Es sei das Wichtigste, "was wir in letzter Zeit erarbeitet haben". Er hoffe, dass die Projekte jetzt auch umgesetzt werden, sagte Johannes Becher (Grüne). Sein Vorschlag: In einem Jahr sollten sich die Arbeitskreise noch einmal treffen, um eine erste Bilanz zu ziehen.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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