Ortstermin in Achering:Leben mit dem Lärm

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Beim Ortsspaziergang durch Achering wurde schnell klar, die Bewohner wollen bauen. Das ist nicht immer so einfach. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine stark befahrene Straße durchkreuzt den Ort und über die Häuser donnern die Flugzeuge. Dennoch wollen die Acheringer, dass sich ihr Dorf weiter entwickelt, damit auch ihre Kinder bleiben können

Von Johann Kirchberger, Freising

Wie sich der Freisinger Ortsteil Achering in den nächsten 20 Jahren entwickeln soll, darüber wollten Stefan Leuninger und Annegret Michler vom gleichnamigen Planungsbüro aus Kaufbeuren am Samstag mit den Bürgern reden. Ziel sei es, sagte Leuninger, in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt und den Acheringern gemeinsam etwas zu entwickeln. "Wir wollen ihnen unsere Visionen vorstellen und erfahren, wie sie darüber denken", ergänzte Michler. Auch Bürgermeisterin Eva Bönig machte gleich zu Beginn klar, dass es bei dem anberaumten Ortsspaziergang als Teil der Bürgerbeteiligung nicht um Einzelinteressen gehe, sondern um das Gemeinwohl.

Kein leichtes Unterfangen, denn die Acheringer, von denen etwa 40 gekommen waren, wollten immer wieder Details erläutert haben. Wollten wissen, wer wo bauen darf und warum und wie groß. So wurde schon mit einem leichten Murren akzeptiert, dass der Blick auf die Kirche nicht zugebaut werden soll, dass im Süden des Gotteshauses ein kleiner Platz entstehen sollte, mit einem Baum und einer Bank.

Gar nicht akzeptieren wollten die Acheringer, dass in einer Bauleitplanung aus Lärmschutzgründen kein Neubaugebiet ausgewiesen werden dürfe, wie Stadtbaumeisterin Barbara Schelle sagte. Das Baugesetz erlaube in Achering nur Umwidmungen, Abrundungen und Lückenschließungen. Man müsse sich jeden Bauwunsch im Detail anschauen, sagte sie, "und schauen, wo da was geht".

Achering ist ein kleiner Ort, der irgendwie wild gewachsen ist. Einst landwirtschaftlich geprägt, mischen sich heute Wohnbebauung und Gewerbeansiedlungen. Durch den Ort geht eine viel befahrene Staatsstraße, die einstige B11, es gibt noch ein Wirtshaus, zwei große Autohändler am südlichen und nördlichen Ende des Dorfes und mehrere Flächen, auf denen viele Autos stehen. Park-and-Fly-Angebote, mit denen einige Acheringer ihr Geld verdienen, was allgemein akzeptiert wird. Es gibt auch viele tief fliegende Flugzeuge, die solchen Lärm erzeugen, dass man den Erläuterungen der Planer oft nur schwer folgen konnte. Trotzdem verstehe er, dass viele Acheringer hier gerne wohnen und es auch ihren Kindern ermöglichen wollen, zu bauen und hier zu bleiben, sagte Leuninger.

Es gibt auch viele kuriose Dinge in Achering. Etwa, dass die westliche Hälfte entlang der Staatsstraße durchgehend bebaut ist, die andere nur abschnittsweise und die Flächen dazwischen - ein großer Maisacker etwa - Landschaftsschutzgebiet ist. Merkwürdig auch, dass alle Anlieger der Straße für einen breiten Fußweg bezahlen mussten, der aber in der Ortsmitte endet. Von der Tankstelle bis zum Weiherweg beispielsweise muss man auf der Straße laufen. Der Vorschlag, am Fußweg Bäume zu pflanzen und so eine optische Verengung der Straße zu erzeugen, stieß auf Widerstand. "Wir haben doch gerade dafür bezahlt, dass der Weg so gebaut wird, und jetzt wollen sie Löcher rein machen", wurde geschimpft. Für Ärger sorgt auch die Tatsache, dass es da einen Feldweg gibt, der vom Kirchenpoint aus nach Westen führt, und ständig von Lastwagen zugeparkt wird. Oder dass der Milanweg im Sommer ständig von Besuchern des Badeweihers als Parkplatz genutzt wird. Dass es da eine Fahrradampel gibt, die kaum benutzt wird, aber weil sie ständig auf Grün steht, Autofahrer dazu veranlasst, Gas zu geben. Einige der grundsätzlichen Ausführungen gefielen den Spaziergängern auch. Etwa der Vorschlag, einen Rundweg um den Pullinger Weiher anzulegen, oder den Bereich hinter dem Feuerwehrhaus mit Bäumen und Bänken und einem Abenteuerplatz für Kinder aufzuwerten.

Das Planungsbüro will jetzt alle grundsätzlichen Anregungen aufnehmen, viele Einzelgespräche mit den Grundstücksbesitzern führen und den Stadträten möglichst schon bis zum Jahresende ihre Vorstellungen unterbreiten.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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