OB-Wahl in Freising:Eschenbacher siegt klar

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Der neue Freisinger Oberbürgermeister heißt Tobias Eschenbacher. Der Kandidat der Freisinger Mitte bekommt in der Stichwahl 56,9 Prozent, Sebastian Habermeyer siegt nur in Vötting.

Kerstin Vogel

Der neue Freisinger Oberbürgermeister heißt Tobias Eschenbacher. Der 34-jährige Kandidat der Freisinger Mitte konnte am Sonntag bei der Stichwahl 56,9 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen auf sich vereinigen. Damit ließ er seinen Kontrahenten Sebastian Habermeyer (Grüne), der auf 43,1 Prozent kam, doch recht deutlich hinter sich. Enttäuschend war erneut die Wahlbeteiligung: Lediglich 49,2 Prozent der Wahlberechtigten gaben am Sonntag ihre Stimme ab, das ist noch einmal weniger als beim ersten Wahltermin vor 14 Tagen (55,2). Eschenbacher, der die Stimmenauszählung zusammen mit zahlreichen Getreuen im Freisinger Rathaussaal verfolgt hatte, konnte sein Glück am Ende noch gar nicht richtig fassen: "Es war spannend bis zum Schluss", sagte er. "Das muss ich jetzt erst einmal realisieren." Tatsächlich aber stand sein Wahlsieg zu keinem Zeitpunkt wirklich in Frage: Als um 18.06 Uhr das erste Ergebnis aus dem Ortsteil Haindlfing und wenig später die Prozentzahlen aus den Dörfern Tüntenhausen und Hohenbachern eintrafen, hatte es zunächst so ausgesehen, als könnte der Erfolg der Freisinger Mitte sogar noch deutlicher ausfallen: Weit mehr als 60 Prozent der Bürger in den drei Ortsteilen hatten ihr Kreuz bei dem 34-Jährigen gemacht. Doch mit den Zahlen aus den städtischen Stimmbezirken relativierte sich das Bild. Habermeyer holte auf, allerdings nicht genug, um Eschenbachers Wahlsieg noch zu gefährden. Selbst in Attaching, dem Freisinger Stadtteil, der von der geplanten dritten Startbahn am Münchner Flughafen am stärksten betroffen wäre und der daher lange als Hochburg der Grünen galt, entschied sich die Mehrzahl der Wähler nicht für deren Kandidaten: Zwar holte Habermeyer in Attaching mit 45,9 Prozent mehr Stimmen als im Schnitt, auch hier aber blieb Tobias Eschenbacher am Ende Sieger. Sein bestes Ergebnis fuhr Habermeyer stattdessen im Wahllokal in der Vöttinger Schule ein: Hier wählten ihn 61 Prozent der Bürger. Hintergrund dürfte die Auseinandersetzung um den Bau der Freisinger Westtangente sein. Die Umgehungsstraße würde Vötting durchschneiden. Habermeyer gilt als Gegner dieser Straße, auch wenn er im Wahlkampf immer wieder betont hatte, er werde als Oberbürgermeister gefasste Stadtratsbeschlüsse akzeptieren und den Bau nicht verhindern. Habermeyer selbst erklärte am Sonntagabend, er sei "persönlich nicht enttäuscht. Ich habe als Grüner schon viele Höhen und Tiefen miterlebt". Als positiv bewertete er, dass er - verglichen mit der Wahl vor 14 Tagen - durchaus auch Stimmen aus dem konservativen Lager dazu gewonnen habe. Betrachtet man allein die absoluten Zahlen der Wählerstimmen, hat der Bewerber der Grünen seit dem 11. März sogar etwa mehr zugelegt als der Kandidat der Freisinger Mitte: Habermeyer wählten vor zwei Wochen noch 3753 Freisinger (20,4 Prozent), am Sonntag waren es 6981. Zum Vergleich: Eschenbacher bekam im ersten Wahlgang 6157 Stimmen, in der Stichwahl waren es jetzt 9201. Der Kandidat der Freisinger Mitte hat sein bestes Ergebnis im Übrigen in Tüntenhausen eingefahren: Dort wählten ihn stolze 72,4 Prozent. Und er dürfte auch die Stimme des amtierenden Freisinger Oberbürgermeisters Dieter Thalhammer (SPD) erhalten haben. Der nämlich erklärte nach der Auszählung, er sei "total froh" über den Wahlausgang. Habermeyer habe "im Wahlkampf unter anderem wegen der Westtangente doch zu sehr polarisiert". Nicht nur froh, sondern geradezu begeistert waren die zahlreichen Anhänger Eschenbachers, als sein Wahlsieg am Sonntagabend feststand. Ein bisschen hatte man am Ende doch noch warten müssen, weil sich die Auszählung im Wahllokal in der Realschule etwas hinauszögerte, doch als schließlich auch diese letzten Zahlen auf der Leinwand zu lesen waren, brach sich der Jubel der Wahlkämpfer Bahn. Mit "Tobi, Tobi"-Rufen und rhythmischem Klatschen feierten sie minutenlang den künftigen Freisinger Oberbürgermeister und lagen sich in den Armen, während Habermeyer bereits fair gratulierte. Mit der Wahlfeier am Abend endet für die Freisinger Mitte ein Weg, den die Wählervereinigung erst vor etwas mehr als einem halben Jahr eingeschlagen hat. Damals spalteten sich acht Stadträte von der CSU-Fraktion im Freisinger Stadtrat ab - unter anderem, weil sie mit dem OB-Kandidaten der Christsozialen, Rudolf Schwaiger, keine gemeinsame Basis sahen. Ihr neuer Fraktionssprecher wurde Tobias Eschenbacher und nach der Gründung eines eigenen Wählervereins war der Schritt, Eschenbacher auch zum OB-Kandidaten zu küren, nur noch eine Frage der Zeit. Die Idee, Kommunalpolitik unabhängig von den etablierten Parteien zu machen, fand in den folgenden Monaten enormen Zuspruch - und mündete in einen engagiert und einfallsreich geführten Wahlkampf, der erstmals auch die Möglichkeiten des Internets und der sozialen Netzwerke umfassend für Wahlwerbung nutzte. Nachrücker für den nun zum Oberbürgermeister gewählten Tobias Eschenbacher wird übrigens kein Mitglied der Freisinger Mitte sein. Weil es die Wählervereinigung bei der Kommunalwahl 2008 noch nicht gab, wird der im Stadtrat freiwerdende Sitz von einem Nachrücker der CSU-Liste besetzt werden.

© SZ vom 26.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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