Ob Eiche, Buche oder Fichte:Mit Schicksalen verbunden

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Förster Hans-Helmut Holzner vor der riesigen Fichte, die Sabine Schmidt-Malaj ihm gemeldet hat. (Foto: Marco Einfeldt)

Förster Hans-Helmut Holzner will "besondere" Bäume im Landkreis Freising erfassen

Von Katharina Aurich, Landkreis

Manchmal haben Menschen zu einem Baum eine Beziehung und verbinden mit ihm eine Geschichte aus ihrem Leben. Davon ist der Förster Hans-Helmut Holzner überzeugt. Er ist für das nördliche Landkreisrevier und die Hallertau zuständig - und ruft seit November 2016 dazu auf, besondere Bäume zu melden. Das können Laubbäume mit einem Umfang von mehr als vier Metern, Nadelbäume mit mehr als 2,50 Meter Umfang, seltene Bäume oder eben solche sein, mit denen persönliche Geschichten verbunden sind.

Schon 2011 hatte Holzner darum gebeten, besondere Eichen zu melden. Der Zuspruch sei sehr groß gewesen und nicht nur von Eichen, sondern auch von speziellen Weiden, Buchen oder Fichten sei ihm berichtet worden, so Holzner. Daher habe er dieses Thema nun erneut aufgegriffen. Er würde die Bäume gerne fotografieren lassen und in einer Ausstellung vorstellen. 20 Bäume sind ihm aus dem ganzen Landkreis bisher gemeldet worden.

Mit dieser Aktion wolle er das Bewusstsein für Bäume schärfen, sagt Holzner, und aufzeigen, wie viel sie manchmal mit den Schicksalen von Menschen zu tun haben. So wie etwa die "Lagerweide" auf dem Stalag-Gelände in Moosburg. Diese Weide sei eng mit der Moosburger Geschichte verbunden, schreibt Annette Eckeler in ihrer "Baumvorstellung". Der Baum habe einen Umfang von acht Metern, sei ungefähr hundert Jahre alt und habe früher im sogenannten Lazarettgarten gestanden, der unterhalb der heutigen Oberfläche lag. Mit dem Bau eines Brunnens sei die Senke aufgefüllt und die junge Weide fast bis zur Krone eingegraben worden. Aber sie habe sich erholt und stehe heute mächtig und ausladend an diesem geschichtsträchtigen Ort, an dem Kriegsgefangene, Flüchtlinge und nach dem Krieg Heimatvertriebene interniert waren und sicher auch die Weide betrachteten, schreibt Eckeler.

Unter einer anderen alten Weide bei Haslach sei an Fronleichnam der Altar aufgebaut worden und die Gläubigen hätten unter dem schützenden Blätterdach gebetet, erzählt Holzner. Er erhielt auch ein Foto einer alten Buche aus dem Kranzberger Forst, die teils mit Moos überzogen ist. Das Besondere an diesem Baum sei sein ungewöhnlicher Wuchs. Von der Seite erinnere er an eine Frau in einem grünen Badeanzug, schreibt Thomas Schmidt aus Allershausen. Auf seinem Foto von der Buche kann man tatsächlich eine Frau erahnen.

Eine große, allein stehende Fichte im Ampertal ist für die Haagerin Sabine Schmidt-Malaj ein Ort, an dem sie immer gerne vorbei schaut und sich an ihr erfreut, wie sie schreibt. Ebenfalls im Ampertal wurde Holzner zur einer riesigen Weide gerufen, die der Biber bereits angenagt hatte. Sie wurde mit einem Zaun geschützt, so dass die alten Bewohner des benachbarten Bauernhofs nun wieder unter dem Blätterdach auf ihrer Bank sitzen können, schildert der Förster.

Weitere Baummeldungen nimmt Holzner noch bis Ende September entgegen (0 87 61/69 21 26; oder Mail: hans-helmut.holzner@aelf-ed.bayern.de).

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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