Noch mehr Asylbewerber für den Landkreis:Dramatische Zuspitzung

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Der Landkreis Freising bekommt von sofort an zehn Asylsuchende pro Woche zugeteilt. Die stellvertretende Landrätin Anita Meinelt schreibt einen Brandbrief an die Bürgermeister und bittet um Unterstützung. Unterkünfte werden dringend benötigt.

Von Maxi Sperber

Mit einem eindringlichen Appell hat die stellvertretende Landrätin Anita Meinelt (CSU) die Bürgermeister der Landkreisgemeinden am Freitag um Hilfe gebeten: Weil die Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Zirndorf und München drastisch überbelegt sind, werden dem Landkreis Freising bis auf weiteres von kommender Woche an, genau wie anderen Landkreisen auch, wöchentlich zehn Asylsuchende zugewiesen. Auf einen zeitlichen Rahmen sei diese Maßnahme nicht begrenzt, sagte die Pressesprecherin des Landratsamts, Eva Dörpinghaus.

Um den rasanten Anstieg auffangen zu können, hat Anita Meinelt die Bürgermeister aufgefordert, geeignete und zur Vermietung stehende Immobilien zu melden. Ansonsten sei man gezwungen "Asylbewerber in Schulturnhallen oder dergleichen unterzubringen." Der Appell richtet sich insbesondere an solche Gemeinden, die momentan noch keine oder nur wenige Asylbewerberunterkünfte in ihrem Gemeindegebiet haben. Auch Privatleute können potenzielle Unterkünfte melden. Zuständig hierfür ist Stefan Festl (08161/600-117, stefan.festl @kreis-fs.de).

Dass sich Freising nach weiteren Unterkünften umschauen muss, war zwar schon seit längerer Zeit bekannt. Laut den ursprünglichen Prognosen sollte sich die Zahl der im Landkreis untergebrachten Flüchtlinge Schritt für Schritt von derzeit 240 auf etwa 335 erhöhen. Diese Einschätzung ist inzwischen von den aktuellen Ereignissen eingeholt worden, was vor allem mit der Situation in Syrien zusammenhängt. Aktuell ist nun geplant, bis Mitte September in Allershausen Wohnraum für 18 Asylsuchende bezugsfertig zu machen. Die Stadt Moosburg plant schon seit längerem Wohncontainer für etwa 50 Personen aufzustellen, alleine die Suche nach einem geeigneten Grundstück gestaltet sich recht schwierig.

Momentan verteilen sich die im Landkreis Freising untergebrachten Flüchtlinge, die hauptsächlich aus Afghanistan, Nigeria, dem Irak und Syrien stammen, auf 17 Unterkünfte in zehn verschiedenen Gemeinden. Diese Art der Unterbringung in dezentralen Unterkünften mit einer geringen Anzahl von Personen pro Quartier gilt als vorbildlich. Allerdings erfordert sie den Einsatz von ehrenamtlichen Helfern. Große Sammelunterkünfte für 100 und mehr Bewohner sind die Alternative. Wenn viele Menschen unterschiedlicher Nationen und Religionen auf engem Raum zusammenwohnen, gibt es jedoch oft Probleme.

Heiner Barth von der Bürgerinitiative Au betreut die Asylsuchenden ehrenamtlich. Zusammen mit seinen Mitstreitern hat er sich erfolgreich gegen den geplanten Bau eines Wohnheims für etwa 80 Personen in Au gewehrt. Jetzt leben dort 43 Flüchtlinge in vier verschiedenen Unterkünften. Mit der aktuellen Situation zeigt er sich sehr zufrieden. Die Mitglieder der Bürgerinitiative unterstützen die Flüchtlingen beim Ausfüllen der vielen Formulare und Anträge - alleine könnten sie diese bürokratische Flut sicher nicht bewältigen, sagt er. Außerdem leisten sie Fahrdienste und bieten auch Deutschkurse für die Asylbewerber an, um ihnen so eine möglichst gute Integration zu ermöglichen.

Als er einmal eine Massenunterkunft für 180 Personen in Augsburg besichtigt habe, sei er schockiert gewesen, sagt Barth: "Da würden wir uns gar nicht täglich rein trauen." Die Lebensumstände in den bayerischen Erstaufnahmestellen in Zirndorf und München würden derweil noch weitaus dramatischer geschildert. Dort kümmere sich ein Sozialarbeiter in der Regel um bis zu 150 Asylbewerber. Immer wieder komme es dort zu Hungerstreiks.

Wie lange es um die Situation für Flüchtlinge im Landkreis Freising noch vergleichsweise gut bestellt ist, hängt nun vom Einsatz der Bürgermeister und Bürger und deren Bereitschaft ab, das Landratsamt bei der Suche nach Quartieren zu unterstützen.

© SZ vom 31.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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