Noch eine Aspirantin für Berlin:Mooser-Niefanger wirft den Hut in den Ring

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Möchte für die Grünen in den Bundestag: Birgit Mooser-Niefanger. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadträtin und stellvertretende Landrätin will 2017 für den Bundestag kandidieren, die Grünen entscheiden darüber Mitte Oktober.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Stadträtin und stellvertretende Landrätin der Freisinger Grünen, Birgit Mooser-Niefanger, möchte die Politik ihrer Partei künftig auch auf Bundesebene umsetzen. Wie die 47-Jährige der Freisinger SZ am Montag bestätigte, wird sie sich bei der Aufstellungsversammlung am Donnerstag, 13. Oktober, in Allershausen um die Kandidatur im Wahlkreis 214 bewerben. Sollte sie aufgestellt werden, tritt sie wohl auf jeden Fall gegen den CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer an, dessen Nominierung am 24. Oktober als relativ sicher gilt. Bei der SPD hat bereits Andreas Mehltretter seinen Hut in den Ring geworfen, er muss allerdings bei der Aufstellungsversammlung der Genossen - ebenfalls im Oktober - auch erst noch gewählt werden.

"Was die Grünen dem Land in ihren Grundzügen anbieten können, ist das, was das Land auch braucht", sagt Mooser-Niefanger zu den Hintergründen ihrer Bewerbung. Sie habe bei ihrer Landratskandidatur 2014 die Erfahrung gemacht, dass sie Stimmen gewinnen könne, so die 47-Jährige weiter: "Es wäre doch gut, wenn die Grünen die hervorragenden Ergebnisse aus den Kommunalwahlen im Landkreis ins Bundestagsergebnis einbringen könnten."

Als Stellvertreterin des Landrats versuche sie seit der Wahl vor allem, den Menschen zuzuhören und ihnen zu helfen - sei es bei der Unterstützung der Patienten im Kampf um den Erhalt der Krebsambulanz im Freisinger Klinikum, aber auch, wenn es beispielsweise um die Rettung der Kulturkneipe "Abseits" gehe. Zuhören - das ist für die Journalistin, Moderatorin und Kommunikationstrainerin Mooser-Niefanger auch das, worauf sie ihre bundespolitische Arbeit aufbauen würde.

"Meine Entscheidung zu einer Kandidatur ist natürlich nicht abhängig von den Wahlergebnissen der AfD", sagte sie am Montag in Anspielung auf die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Rechtspopulisten am Sonntag zweitstärkste Kraft geworden sind. Sie erlebe das aber auch im Landkreis Freising, schildert Mooser-Niefanger: Einerseits gebe es eine große Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen, andererseits aber eben auch Ängste: "In Mecklenburg-Vorpommern waren die Ängste stärker als alle Argumente und das haben die etablierten Parteien vielleicht nicht erkannt, ganz sicher aber haben sie die Menschen nicht beruhigen können."

Den Menschen zuhören und ihnen helfen

Man müsse also, so die Folgerung der 47-Jährigen, als Politiker viel ernster nehmen, was die Bürger einem sagen, die Ängste, die sie schildern - und das sei etwas, was sie gerne versuchen würde: "Man sagt einem Kind, das sich im Dunkeln fürchtet auch nicht einfach, dass es das nicht muss. Man legt sich mit ihm aufs Sofa und erklärt, hilft ihm zu verstehen, was los ist."

Als Thema der Stunde sieht Mooser-Niefanger dabei das Stichwort "Gerechtigkeit". Die Menschen im Osten fühlten sich einfach oft benachteiligt, das hat sie auf Arbeitsreisen dorthin erfahren, "der Hauptansatz aber, den wir vergessen, ist Bildung für alle", so ihre Kritik. "Wir leisten es uns in Deutschland, Hunderttausende junger Menschen einfach sich selbst zu überlassen - Radikalisierung entsteht genau so."

Einmal im deutschen Bundestag zu sitzen, könne sie sich eigentlich schon vorstellen, seit sie 16 Jahre alt sei, erzählt Mooser-Niefanger weiter: "Ich hatte es nicht wirklich geplant, das kann man ja auch gar nicht. Aber als jetzt immer mehr Menschen - und auch die richtigen - gefragt haben, ob ich mir das nicht vorstellen könnte, habe ich mich dafür entschieden." Ob sie - im Fall ihrer Nominierung durch die Grünen im Wahlkreis 214 - all ihre bisherigen Aufgaben noch unter einen Hut bringen könnte, sei eine gute Frage, so Mooser Niefanger: Ich hoffe, dass ich das schaffe, aber man kann natürlich erst im Tun sehen, wie es wirklich ist und was das mit einem selber macht."

Wie viel Prozent denn für sie drin sein könnten, möchte die Freisinger Stadträtin deshalb auch gar nicht vorhersagen - und eine gewisse Bescheidenheit ist ihr bei allen Ambitionen auch wichtig: "Ich kann sicher nicht die Welt retten, aber es ist ja auch schon etwas, wenn man es wenigstens versucht."

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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