Neustifter Festtage:Stimmig strukturiert

Der Organist Edgar Krapp hat mit seinem Auftritt bei den Neustifter Festtagen die große Zuhörerschar begeistert. Seine Werkauswahl spannte einen weiten Bogen über bedeutende Orgelliteratur des 17., 18. und 19. Jahrhunderts. Zu Beginn stellte Krapp sowohl die von ihm ausgewählten Werke, als auch ihre Komponisten vor und begann mit einer vielsätzigen Suite des Franzosen Louis Nicolas Clérambault (1676 bis 1749), bei der er nach einer feierlichen Einleitung in einer stimmigen Durchstrukturierung die reichen Klangfarben der Neustifter Orgel eindrucksvoll vorstellte.

Aus der Spätzeit der Wiener Klassik stammten die vier Abschnitte der "Orgelmesse Nr. 1 in C-Dur" von Theodor Grünberger (1756 bis 1820), eines komponierenden Geistlichen, der nach der Säkularisation seinen Ruhestand in Moosburg verbrachte. Bei diesem ansprechenden Werk, dem "galanten Stil" des 18. Jahrhunderts verpflichtet, wechselten festliche Teile wie "Ite missa est" mit beschaulichen Abschnitten wie "Unter der Wandlung" ab. Beim Tongemälde der ganz besonderen Art "Die Auferstehung Jesu" von Justinus Heinrich Knecht (1752 bis 1817) wurde nicht nur beim außergewöhnlichen "Beben der Erde" und beim "Emporsteigen Jesu aus dem Grabe", sondern auch beim "Triumphgesang der Engel" alle Möglichkeiten der Registrierung von Krapp ausgeschöpft.

Mit der Partita "Jesu, meine Freude" des Bachfreunds Johann Gottfried Walther (1684 bis 1748) interpretierte er die unterschiedlich meditativen Sätze in Tempo und Klangfarbe und leitete damit zum Höhepunkt des Konzerts, zwei Werken von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), über. Die Choralbearbeitung "An Wasserflüssen Babylons" war ein schönes Beispiel für die hohe meditative Kunst des Leipziger Meisters.

© SZ vom 21.07.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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