Neun Direktkandidaten hoffen auf ein gutes Ergebnis:123 400 Wahlberechtigte im Landkreis

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In den Wahlkabinen dürfte es aufgrund der großen Stimmzettel eng zugehen. (Foto: Marco Einfeldt)

2013 lag die Beteiligung an der Bundestagswahl im Freisinger Land bei 73 Prozent, fast die Hälfte votierte für die CSU. Die Zahl der Briefwähler dürfte diesmal noch höher sein als vor vier Jahren

Von Peter Becker, Freising

"Ein grandioser Wahlerfolg für die CSU in Freising", jubilierte Kreisvorsitzender Florian Hermann vor vier Jahren. Erich Irlstorfer hatte bei den Bundestagswahlen 2013 mit 49,8 Prozent der Stimmen klar das Direktmandat für sich und die Christsozialen errungen. Die CSU selbst holte bei einer Wahlbeteiligung von 73 Prozent 47,9 Prozent und ließ die Konkurrenz weit hinter sich. Wer diesmal am lautesten jubilieren darf, wird sich am kommenden Sonntagabend herausstellen. Wobei die Chancen gut stehen dürften, dass die CSU und ihr Kandidat Erich Irlstorfer am Ende wieder die meisten Stimmen der insgesamt 123 400 Wahlberechtigten auf sich vereinigen dürften.

Der Landkreis Freising ist halt doch CSU-Land, vor allem jenseits der Amper, die ihn in zwei Hälften teilt. In den nördlichen Gemeinden in der Hallertau überflügelten die Christdemokraten ihre Gegenspieler oft weit. Nur die Stadt Freising selbst, in der heuer etwa 32 000 Bürger zu den Urnen gerufen werden, verweigerte den Liebesbeweis. Gerade einmal 37,8 Prozent der Wähler stimmten für die CSU und Irlstorfer.

Platz zwei ging 2013 an Florian Simbeck und die SPD. Der Comedian, bekannt als eine Hälfte des Komikerduos Erkan und Stefan, holte für die Sozialdemokraten 16,2 Prozent. Simbeck freute sich über sein nach seinem Ermessen gutes Abschneiden und riet der bayerischen SPD zu einer personellen Verjüngungskur. "Haut die alten Säcke raus!" Zumindest die Sozialdemokraten im Landkreis haben diesen Appell beherzigt und setzen ihre Hoffnungen nun auf den erst 26-jährigen Andreas Mehltretter.

Jugend muss allerdings nicht unbedingt ein Vorteil sein. Die SPD hatte vor vier Jahren im Landkreis-Ranking den zweiten Platz von der FDP zurückerobert, die mit 4,7 Prozent der Stimmen ins Bodenlose gestürzt war. Jens Barschdorf, der damalige Kandidat, musste wohl seiner Jugend und seinem geringen Bekanntheitsgrad Tribut zollen. Obendrein war die FDP vor vier Jahren in Deutschland ungefähr so beliebt wie abgestandener, kalter Kaffee. Dabei waren die Liberalen im Landkreis immer stark vertreten. Bleibt abzuwarten, ob ihr Kandidat Thomas Neudert vom bundesweiten Trend profitiert, der die FDP im Aufwind sieht.

Die Grünen holten vor vier Jahren 11,5 Prozent der Stimmen, wobei ihr Kandidat Michael Stanglmaier besser abschnitt als seine Partei. Trotz Achtungserfolge in Freising und Marzling überwog am Ende die Enttäuschung. Auch Kerstin Schnapp muss sich gegen den Bundestrend stemmen, der die Grünen bei etwa acht Prozent sieht. Die Freien Wähler mit Robert Weller wollen sich im Vergleich zu 2013 steigern. Damals landeten sie bei 4,1 Prozent, noch hinter der AfD, die bei fünf Prozent lag.

Über das Abschneiden der Alternative für Deutschland im Landkreis darf man durchaus gespannt sein. Vor allem, ob es ihr gelingt, Irlstorfer Stimmen aus den Gemeinden in der überwiegend konservativ geprägten Hallertau abzuluchsen. Immerhin kommt Johannes Huber, ihr Direktkandidat, aus Nandlstadt. Möglicherweise bedeutet dies einen Bekanntheitsbonus für ihn. Andererseits hat Irlstorfer deshalb wohl bewusst viele Wahlkampftermine in der Hallertau absolviert.

Viele Bürger haben ihre Kreuzchen schon gemacht. Wolfgang Doriat von der Kommunalaufsicht des Landkreises, geht davon aus, dass der Anteil der Briefwähler größer sein wird als die 38,7 Prozent aus dem Jahr 2013. Michael Eberwein, Leiter des Freisinger Bürgerbüros, hat bis zum Mittwoch etwa 10 000 Briefwähler registriert. Vor vier Jahren waren 9 000. Den Grund sieht er darin, dass sich viele Bürger durch den Urnengang nicht in ihrem Freizeitverhalten einschränken möchten. "Viele empfinden es vielleicht auch grundsätzlich angenehmer, den Wahlschein zu Hause auszufüllen, um alles in Ruhe anschauen und lesen zu können", vermutet er. In Freising sind etwa 350 Wahlhelfer im Einsatz, im gesamten Landkreis etwa 1350. In Freising waren mehrere Aufrufe nötig, um genügend Helfer zu finden.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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