Neujahrsempfang in Weihenstephan:Was den Wald kaputt macht

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Stolz Preisträgerinnen: (vorne von links) Lehrerin Bettina Graßl sowie die beiden Schülerinnen Franzi Niedermeier und Lisa Eppeneder; ihnen gratulierten (hinten v. l.) Heinrich Förster und Volker Zahner vom Forstzentrum sowie Reinhard Mosandl, Leiter des Fördervereins. (Foto: Christoph Josten/Forstzentrum)

Steigende Temperaturen und Trockenheit setzen den Bäumen zunehmend zu. Wie dem Forst zu helfen ist, darüber wird gerätselt. "Die Wissenschaft ist gefordert", um dem Forst helfen zu können, sagt Volker Zahner, Leiter des Zentrums Wald-Forst-Holz

Von Petra Schnirch, Freising

Das Thema Wald rückt immer stärker in den Fokus der Menschen: Im Trockensommer 2019 habe jeder gesehen, dass sich im System Wald etwas dramatisch verändere, sagte Volker Zahner, Leiter des Zentrums Wald-Forst-Holz, beim Neujahrsempfang in Weihenstephan. Dafür verantwortlich seien die steigenden Temperaturen und die Trockenheit. Dies mache betroffen und ratlos. Mit den bisherigen Erfahrungen komme man nicht weiter. Deshalb sei hier die Wissenschaft gefragt - und somit auch das Zentrum Wald-Forst-Holz.

Drei Institutionen am Campus in Weihenstephan - TU München, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft - haben sich zu dem Forst-Kompetenzzentrum zusammengeschlossen, um ihr Wissen zu bündeln. Die Bandbreite sei groß, etwa 400 Mitarbeiter befassten sich in den drei Einrichtungen aus verschiedensten Perspektiven mit dem Wald, sagte Zahner.

Eine wichtige Aufgabe sieht das Zentrum in der Information der Öffentlichkeit. Die Zeit dafür ist günstig: Dem Thema Wald schlagen laut Zahner gerade große Sympathien, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik, entgegen. Ein Indiz dafür sei die große Zahl neu erschienener Bücher, die sich mit Bäumen und Wald befassen. "Man kann derzeit mit dem Thema Theater- und Kinosäle füllen." Am Zentrum Wald-Forst-Holz sucht man gerade ein neues Format, um die Öffentlichkeitsarbeit zu stärken. Die Idee sei, einen "Waldsalon" als Diskussionsplattform ins Leben zu rufen, sagte Zahner.

Viel dafür getan, dass das Interesse an Wald und Natur schon bei Kindern und Jugendlichen wächst, haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 a der Mittelschule Essenbach (Landkreis Landshut). Sie erhielten beim Neujahrsempfang die Georg-Dätzel-Medaille 2019, mit der die Umsetzung und Verbreitung von Waldwissen gewürdigt wird. Dätzel war der erste Leiter der 1790 in München gegründeten und 1803 nach Weihenstephan verlegten Forstschule und später dann Forst-Professor in Landshut und München.

Die Essenbacher Schüler vermittelten in einem Projekt mit großem Engagement Artenkenntnis und Zusammenhänge im System Wald, sie bereiteten das Thema multimedial und interaktiv auf und gestalteten eine Zeitungsseite. Bei einer Ausstellung mit sieben Stationen gaben sie ihr Wissen auch an Grundschüler weiter. Die Achtklässler informierten zum Beispiel über die Funktion des Waldes und was ihn kaputt macht, über den Aufbau eines Baumes, über Vögel, die im Wald leben, und sie bauten sogar ein Vogelhaus.

Den Festgästen stellten die beiden Schülerinnen Lisa Eppeneder und Franzi Niedermeier das Projekt vor. Die Vorbereitungen für die Ausstellung hätten fast zwei Monate gedauert, schilderte Lisa Eppeneder. Es sei ein schönes Erlebnis, den Kindern selbst etwas beibringen zu können. Und Franzi Niedermeier sagte, es sei sehr anstrengend gewesen, aber es sei etwas ganz anderes, wenn der Stoff nicht nur vorne an der Tafel vom Lehrer vermittelt werde. "Wir sind schon sehr stolz."

Es seien viele gute Bewerbungen eingegangen, sagte Reinhard Mosandl, Vorsitzender des Fördervereins des Forstzentrums, der die Medaille sponsert. Auf dieser ist zu sehen, wie ein Baum gepflanzt wird. "Wir werden die Klimakrise nur überstehen", bilanzierte Mosandl, "wenn wir anfangen, weltweit im großen Stil Bäume zu pflanzen."

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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