Neues Programm:Workshop statt Vortrag

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Das Zentrum der Familie trägt in seinem neuen Programm auch den aktuellen Herausforderungen Rechnung. Familien brauchen Ideen für "Qualitätszeit" und im Elternhaus finden geflüchtete Frauen Unterstützung

Von Gudrun Regelein, Freising

Es findet sich noch viel Altbewährtes im neuen Programm des Zentrums der Familie Freising. Die Klassiker, also das Babyschwimmen, die Eltern-Kind-Treffen und die "Servus Mama"-Gruppe, beispielsweise. "Aber wir sehen die aktuellen Herausforderungen und greifen diese auf", sagte Sabine Bock, pädagogische Leiterin des Zentrums, bei der Vorstellung des Programms 2018/2019 mit insgesamt 350 verschiedenen Veranstaltungen - darunter sind neun neu. Diese sollen den Familien Möglichkeiten und Ideen für "Qualitätszeit" schenken, kündigte Bock an.

Familien fehle es oft an Zeit zum unbeschwerten Zusammensein - das zeige eine Studie des Bundesfamilienministeriums. "Wenn Zeit ein immer knapperes Gut wird, ist es umso wichtiger, sie ganz bewusst miteinander zu verbringen", sagte die Leiterin. Möglich ist das beispielsweise bei dem Kurs "Kräuter für den Familienalltag", wo gemeinsam erfahren wird, was die Natur alles zu bieten hat. Oder bei der Projektreihe "Erdkinder - Schaf und Wolle"; bei dieser spiele der Gedanke der Nachhaltigkeit eine große Rolle. Kinder sollen an die Natur herangeführt werden und ein natürliches, wertschätzendes Verhältnis zu Rohstoffen tierischen Ursprungs gewinnen, wie Bock erklärte. Ein konstruktives Miteinander und weniger destruktive Streiterei haben dagegen die beiden Kurse "Gewaltfreie Kommunikation in der Familie" und "Schwierigen Gesprächen mit Zuversicht begegnen" zum Ziel.

Neu seit vergangenem November ist im Zentrum der Familie auch das Elternhaus an der Kammergasse. Der Treffpunkt für Familien sei nicht nur für geflüchtete Eltern, sondern für alle, die den "Neuen" in Freising das Ankommen erleichtern wollen, offen, erklärte Bock. Das Elternhaus, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird, wurde als Anlaufstelle für Flüchtlingsfamilien geschaffen, um ihnen die Integration zu erleichtern. Hier können sie sich austauschen und werden beraten. Vor allem geflüchtete Frauen aus Nigeria und ihre Kinder würden die offenen Treffs, bei denen die Kinder in einem eigenen Bereich spielen, sehr gerne nutzen, berichtete Bock. Für die Frauen sei das Elternhaus zu einem Zuhause geworden.

Auch in der Elternschule gibt es neue Angebote: So treffen sich in dem Geburtsvorbereitungskurs die werdenden Väter nun alleine an einem Abend, der speziell auf sie abgestimmt ist. Neu in diesem Kurs ist auch ein Termin mit einer Expertin von der Frühförderstelle der Lebenshilfe, bei dem es um frühkindliche Bindung geht. Kurse, die tagsüber stattfinden und zu denen die Babys mitgebracht werden können, seien besonders stark gefragt, berichtete Annette Fußeder, Leiterin der Elternschule. "Das Muttersein hat sich stark verändert", sagte sie. Andere Konzepte seien gefragt. Inzwischen bilde es schon die große Ausnahme, wenn eine Mutter länger als ein Jahr mit ihrem Kind Zuhause bleibe.

Eine reine Informationsvermittlung sei von den Teilnehmern aller Angebote aber nicht mehr gefragt, sagte Sabine Bock. "Die Infos werden aus dem Internet geholt." Auch für Vorträge interessiere sich niemand mehr. Es gehe nun in Veranstaltungen mit Workshop-Charakter darum, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Im vergangenen Jahr zählte das Zentrum der Familie insgesamt gut 5600 Teilnehmer an über 350 Veranstaltungen.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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